Nach neunstündiger Fahrt erreichen wir in unserem vollgekotzten Bus endlich Kathmandu und werden weit vor dem eigentlichen Endziel unserer Reise rausgeschmissen. Angeblich gibt es gewalttätige Auseinandersetzungen in der Stadt und unser Bus darf deshalb nicht weiterfahren. Also schnappen wir uns ein Taxi mit Dachgepäckträger und quetschen uns zu viert zusammen mit den zwei anderen Deutschen Susanne und Bernhard in den futzi Kleinwagen. Als Fixpreis werden 400 Rs bis nach Paknajol nördlich von Thamel fest gemacht. Der arme Fahrer, mit uns macht er heut nicht das rechte Geschäft. Die Stadt ist verstopft – wahrscheinlich Auswirkungen der Ausschreitungen im Zentrum. Also kurvt der Ärmste mit uns durch die engen Seitengässchen und steht am Ende doch im Stau. Eine gute halbe Stunde brauchen wir bis wir am Ziel sind. Dann heißt es für uns Unterkunft suchen. Zwar haben wir über das Handy von Susanne und Bernhard eine Reservierung für das Hotel Potala gemacht, wir würden jedoch viel lieber in einer ruhigeren Umgebung unterkommen. Doch überall wo wir fragen sind entweder gar keine Zimmer mehr frei oder nur noch die hässlichen Restzimmer, die sonst keiner wollte. Frustriert laufen wir nach Thamel und checken dann doch ins Hotel Potala ein Wir bekommen ein gewohnt lautstarkes Zimmer, mit eigenem Bad, jedoch für den Preis ohne Bad – denn das haben wir ja auch reserviert. Zimmer beziehen, duschen, stadtfein machen (oh wie viele Klamotten ich plötzlich wieder habe!) und dann feiern wir gebührend unseren erfolgreichen Trek zum Everest und unsere Rückkehr nach Kathmandu im New Orlean’s.

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Fast wie Zuhause: Rückkehr feiern im New Orlean’s.

Endlich wieder Salat und Hühnchen, mit Oliven und Erdnusssoße. Und Wein, Rotwein, und Bier und Kir und zum Abschluss: Schlammbowle, Brownie und zwei Kamikaze – Wodka-Lemon-Shots. Mein anschließendes Telefonat in die Heimat wird lustig.

Den nächsten Tag und übernächsten auch verbringe ich mit schreiben. Eingemummelt in meine Daunenjacke (Kathmandu ist kalt geworden!) sitze ich auf der Terrasse des Hotel Potala, bestelle Apfelpfannkuchen, kännchenweise Ingwertee und Schokopudding und tippe mir die Finger wund. Christian muss sich derweilen mit dem hoteleigenen Computer begnügen oder mit seinem Buch. Die Abende sind jedoch frei und vollkommen dem Genuss gewidmet. Am zweiten Abend treffen wir uns mit Susanne und Bernhard im Everest Steak House und essen mal wieder Fleisch zu Wein und Bier. Zum Nachtisch Brownie. Am dritten Abend geht’s dann romantisch und zu zweit zum Italiener La dolce Vita, mit Fettucine al Salmone, rotem Hauswein und… Tiramisu! Original lecker!

Nachdem wir an unserem dritten Tag in Kathmandu alle Vorbereitungen für unseren nächsten Wanderurlaub getroffen haben (noch mal TIMS Card für 1.360 Rs pro Person, Eintrittspreis zum Annapurna Naturschutzgebiet für 2.000 Rs pro Person, sowie Busticket nach Pokhara für 500 Rs pro Person) gönnen wir uns noch ein schönes Abend- und Abschiedsessen von Susanne und Bernhard beim angeblich besten Thailänder der Stadt Yin & Yang.

Am nächsten Morgen geht’s früh los und diesmal mit dem sogenannten Tourist Bus, der angeblich die angenehmste Reise nach Pokhara ermöglicht. Es wird tatsächlich ganz ok, ohne kotzende Mitreisende, ohrenbetäubende Musik und inflationären Gebrauch der Hup-Fanfare. Trotzdem sind wir erst um 15 Uhr oder so in der kleinen Stadt zwischen See und Bergen und bemerken auf dem Weg zu unserem Hostel Peace Eye Guesthouse, dass wir unsere Wanderstöcke im Bus liegen gelassen haben. Wir checken im Peace Eye ein, dass in einer kleinen Seitengasse, umgeben von unzähligen weiteren Hotels und Hostels, am See liegt, und erfahren, dass wir unsere Stöcke später abholen können. Dann teilt uns der schmächtige haarlose Typ vom Hostel mit, dass unser Zimmer leider belegt sei, er aber im “Nebengebäude” (was er meint ist das Hostel nebenan, genannt Rising Moon und weitaus schäbiger als das Peace Eye) noch ein Zimmer für uns habe. Problem sei nur, dass dieses Zimmer ein eigenes Bad habe und so koste es 700 Rs, statt 500 Rs, wie wir es abgemacht hatten. Der will uns wohl übers Ohr hauen. Ok, einen Discount könne er uns geben, 600 Rs, alles andere nennt er unfair. Wer ist hier unfair?! Ich kann es kaum glauben. Das Zimmer, das er uns präsentiert ist ein Drei-Bett-Zimmer ohne Wärme dafür mit Schimmel an der Wand zum dunklen ungemütlichen Bad. Wozu brauchen wir drei Betten?? Ich habe ein Doppelzimmer gebucht! Wir lassen unsere Taschen zurück und machen uns auf den Weg zum Bus um unsere Stöcke abzuholen. Ich rege mich furchtbar auf. Wer sind wir eigentlich? Zwei dumme Touristen, denen Stroh aus den Ohren wächst und die Gold kacken?! Ich fühle mich total für dumm verkauft und kann es einfach nicht mehr ertragen, dass man uns als Touristen immer wieder so hinterhältig abzocken will. Als wir vom Busparkplatz zurück kommen halten wir nicht nur unsere Stöcke in den Händen sondern haben auch einen Plan. Auf dem Rückweg zum Peace Eye fragen wir bei jeder Unterkunft, die uns schön erscheint nach einem Zimmer. Viele sind ausgebucht, andere zu teuer für uns. Doch direkt gegenüber unserem Hostel sind noch mehrere Zimmer im Royal Guesthouse frei, wir können uns eins der scheinbar frisch renovierten, großen und hellen Zimmer aussuchen. Zwar kostet es hier 660 Rs pro Nacht, dafür ist das Bett Kingsize und frisch bezogen und das Badezimmer fast schon modern. Unter Empörung des kleinen Glatzkopfes packen wir unsere Taschen wieder zusammen und ziehen auf die gegenüberliegende Straßenseite.

Wir bleiben drei Nächte in Pokhara. Nicht nur weil das Wetter so eine Wohltat ist (Sonne, Sonne, Sonne und WARM!) oder Pokhara so eine entspannte Abwechslung ist zu Kathmandu und auch nicht nur wegen des guten Essens und der tollen Umgebung, sondern vor allem da Christian kontinuierlich Bauchschmerzen hat und sich nicht vorstellen kann zu wandern.

Am ersten Abend spazieren wir – bereits in der Dämmerung des Abends – am See zwischen den Mückenschwärmen entlang und besuchen Anne Marie, die auf einem Hügel unweit des Stadtzentrums bei Sadhana eine Woche Yoga gemacht hat. Als wir den Hügel erklommen haben hören wir bereits die Gesänge. Shanti Shanti!

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Abend am See.

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Es ist toll Anne Marie wieder zu sehen und wir verbringen den Abend mit ihr und ihren Yogakollegen. Im Dunkeln wandern wir mit Anne Marie’s Stirnlampe ausgestattet wieder zurück in unser königliches Zimmer.

Da es Christian nicht gut geht, treffe ich mich am nächsten Mittag allein mit Anne Marie und Meggy, eine Kanadierin, die Anne Marie beim Yoga kennengelernt hat, zum Kaffee bei “am/pm”, einem kleinen Café in unserer Straße. Wir schlendern entspannt durch die touristische Einkaufs- und Souvenirstraße, ich verliere die beiden, schaue nach gebrauchten Büchern, Souvenirs, Klamotten… ein gemütlicher Nachmittagsbummel.

Ich beobachte einen Hausbau: Statt über einen langen Rüssel wird hier der Beton von Hand zu Hand in Schüsseln auf das Dach des Hauses gebracht. Die Jungs feuern sich gegenseitig an und bringen die Touris zum Staunen.

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Männer bei der Arbeit.

Dann treffe ich die zwei zufällig wieder und wir gehen ein Sandwich essen. Sitzen in der Sonne. Dazu einen Mango Lassi. Abends treffen wir uns zum Essen und gehen danach noch einen Film gucken im privaten Fernsehraum, mit Eis und Schokopudding.

Am nächsten Tag gehen wir dann zu viert gemütlich frühstücken und am Nachmittag leihe ich mir mit den Mädels Fahrräder und wir radeln ein wenig durch die kleine, chaotische Stadt.

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Gärten und Bergpanorama in Pokhara.

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Zwischenstopp bei einem Frauenprojekt. Hier werden Stoffe gefärbt.

Dann ist wieder Essenszeit und zusammen mit dem Ami Brian (auch vom Yoga) treffen wir uns zum leckeren Pizza Abend.

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Anne Marie, Brian und Meggy am warmen Ofen.

Christian war mittlerweile beim Arzt und nimmt nun ein Antibiotikum gegen eine bakterielle Darmerkrankung. Trotzdem hat der Arzt ihm erlaubt am nächsten Tag wandern zu gehen und wir reservieren noch schnell zwei Tickets für den Bus.

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Unsere königliche Herberge in Apricot und Limette.

Wir packen spät abends Klamotten, lagern den Großteil unserer Sachen im Hostel ein und gehen dann ein letztes Mal im Luxusbett schlafen, bevor es morgen wieder auf geht in die Berge…

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