Sobald wir Panjim verlassen überkommt uns ein unglaubliches Gefühl der absoluten Gelassenheit und Entspannung. Der Fahrtwind bläst uns ins Gesicht und trocknet unsere schwitzigen Nacken und Rücken. Die Sonne scheint, die Landschaft ist wunderschön mit Palmen, Reisfeldern und kleinen ziegelgedeckten Steinhäuschen. Wir überholen gemächlich Rollerfahrer und Transporter. Der Sand ist rot, der Himmel blau.

Erst müssen wir in Margao, auf etwa halber Strecke nach Agonda, umsteigen. Wir wechseln den Bus in Richtung Chaudi (Canacona). Dann geht es weiter, umgeben von Sonne, Wind und guter Laune. In Canacona müssen wir erneut umsteigen um nach Agonda zu fahren. Wir werden an der Straße rausgeschmissen. Ein Schild steht an der Kreuzung und wir folgen ihm Richtung Westen, wo sich die Sonne schon orange dem Palmen umrahmten Horizont nähert. Es ist ruhig, nur die Grillen geben ein Konzert, die Luft ist feucht warm und angenehm. Wir riechen das Meer. Dann erreichen wir Agonda an einer weiteren Kreuzung, an der eine weiße Kirche barocken Stils steht. Wir drehen uns nach links, Richtung Süden, wo wir eine Unterkunft bei Dersy’s reserviert haben. Durch die Palmen können wir bereits das Meer erahnen, die Sonne färbt sich langsam rot. Dann erblicken wir endlich das Schild von Dersy’s und werden gleich freundlich von der schwanger aussehenden alten Besitzerin in Empfang genommen und zu unserem Zimmer geführt. Die Nacht soll hier 1.000 INR kosten, ein bisschen teuer. Aber das Zimmer ist super hell, sauber und hat einen tollen Blick auf Strand und Meer. Keine Zeit für Verhandlungen! Wir schlagen zu, schlüpfen in unsere Badeklamotten und laufen schnell rüber, über die kleine Straße, durch das hosteleigene Restaurant, da werden wir plötzlich angesprochen. Sigi steht vor uns, vollkommen überrascht! Wir quatschen kurz, sie ist ebenfalls seit gestern Abend hier. Dann reißen wir uns los und rennen über den weichen Sandstrand zum Wasser. Es ist überhaupt nicht kalt! Wir sind so durchgeschwitzt, dass wir uns gleich in die Fluten stürzen. Am Horizont versinkt die glühend rote Sonne im Dunst. Was für ein Empfang!

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Blick aus unserem Zimmer.

Nach einer kalten aber sehr erfrischenden Dusche bleiben wir am Abend in unserem Restaurant, das direkt auf den Strand gebaut ist. Sigi stellt uns ihrer Urlaubsbekanntschaft, dem 52-jährigen Yohan aus Großbritannien vor, der sie zum Abendessen entführt. Nach dem Essen machen wir noch einen Spaziergang am Strand. Wir könnens immer noch nicht fassen und haben so ein Gefühl endlich angekommen zu sein. Wie oft haben wir uns nach dieser Umgebung gesehnt? Jetzt sind wir da, zwischen Palmen und Sand am rauschenden Meer in so friedlicher Atmosphäre. In der Nacht lassen wir die Fenster weit offen und hören den Wellen zu.

Am nächsten Morgen zieht es uns gleich in die Sonne, klar! Doch vorher frühstücken wir noch in Dersy’s Restaurant mit Blick auf das noch müde Meer. Plötzlich wird die spiegelglatte Oberfläche des endlosen Blaus vor uns zerteilt und es zeigen sich die charakteristischen Rückenflossen der fröhlichen Meeressäuger: Delfine! Direkt vor unserem Strand! Alle springen auf, versuchen Fotos zu machen, doch die Gruppe (es sind mindestens drei oder vier) taucht viel zu schnell wieder ab und lässt sich nicht festhalten. Nach dem Frühstück machen wir es uns auf zwei Liegen bequem, bekommen noch zwei Strandhandtücher gestellt und stellen vorsichtshalber auch mal einen Sonnenschirm auf.

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Morgens vor unserer Haustür.

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Die kleine Bucht.

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Die Kuh hat natürlich auch ihren Platz am Strand, immerhin sind wir ja hier in Indien!

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Dersy´s in der Strandansicht mit Restaurant und Küche.

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Langsam neigt sich der Tag seinem Ende…

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… und beschert uns erneut einen perfekten Sonnenuntergang.

Am Abend zeigt sich jedoch, dass wir die Sonne Goas ganz schön unterschätzt haben: Unsere Vorderseiten sind voll verbrannt! Zum Glück haben wir Bodylotion dabei…

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Abendessen gibt’s heute unter einem Palmendach.

Am nächsten Tag wollen wir uns eine neue Unterkunft suchen. Unser Zimmer ist zwar wunderschön, nur 1.000 INR finden wir schon ganz schön happig und am liebsten würden wir ja direkt am Strand, in einer Hütte mit Blick auf die Wellen, wohnen. In der unbarmherzigen Mittagssonne verbrennen wir uns die Fußsohlen als wir von einer Strandhüttensiedlung zur nächsten tapern. Doch wir merken bald, dass unsere Suche hoffnungslos ist. Die Hütten in der ersten Reihe kosten meist 1.000 oder 1.500 Rupees, richtig schöne einiges mehr. In der zweiten oder dritten Reihe wird es dann natürlich deutlich günstiger, aber wir wollen wenn schon ganz nach vorne! Auch bleiben wir nicht lang genug, um die Preise runter zu handeln. Vier Nächte sind den Vermietern einfach zu wenig. Also sind wir wieder ein bisschen schlauer geworden und ziehen innerhalb unseres Hostels in ein günstigeres Zimmer, ohne Meerblick und Meeresrauschen, um, das nur noch die Hälfte kostet. Mittlerweile hat mein Bikinioberteil auch Träger und ich muss es nicht mehr permanent festhalten. Was für eine Erleichterung!

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Kirche im “Zentrum” des Orts. Davor wird, natürlich, Kricket gespielt.

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“Hauptstraße” Agondas.

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Die Brücke markiert das Ende des Orts.

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Dann haben wir wirklich eine Abkühlung verdient! (Christian auf dem Weg in die Wellen)

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Daniel Craig?? Aber nein, das ist ja nur Christian..

Am Abend sind wir zu Yohan’s 53. Geburtstag eingeladen. Außerdem dabei sind Sigi, der Österreicher Marcello (28), die Kanadierin Galina (50) und die liebenswürdige Anna (76!) aus Schweden. Ich bin das Nesthäkchen! Wir treffen uns im Arabian Nights, wo wir an einer langen Tafel unter einer Palme direkt am Strand sitzen und frischen Fisch bestellen.

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Marcello (ganz rechts) merkt seine Cola schon, Anna (daneben) freut sich auf das nächste Glas Weißwein, Yohan (gegenüber) weiß noch nichts von seiner Geburtstagstorte und Galina (neben dem Geburtstagskind) freut sich, dass Sigi mit ihrer Kamera ein Foto macht.

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Unser Koch am Grill.

Die Runde wird immer lustiger, denn Wein gibt es auch und Yohan holt dann auch eine große Flasche Wodka raus, die er zum größten Teil in seinen eigenen Rachen kippt. Doch auch die anderen Gäste im Lokal bekommen ihren Anteil ab. Yohan läuft in seiner typisch kommunikativen Art von Tisch zu Tisch und macht kurzen Prozess, indem er den Leuten den Sprit einfach in den Mund laufen lässt.

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Während Yohan die Gäste abfüllt gibt Anna ein Geburtstagsständchen zum Besten!

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Yohan in seinem Element. (Die Flasche ist noch nicht leer!)

Später bekommt unsere Truppe noch Gesellschaft von Michelle, einem schwerfälligen Franzosen in seinen Vierzigern, mit weit aufgeknöpftem Hemd, dick beringten Fingern und einem schweren französischen Akzent. Als Anne gerade gehen will, fängt Michelle an einen Joint zu drehen. Wir sitzen, reden und scherzen und fordern die Gute dann auf, sich endlich zu verabschieden, da sie doch eigentlich schon lange im Bett bei ihrem Buch sein wollte. Daraufhin bemerkt sie: “He’s taking quite a while with this thing.”, und blickt dabei skeptisch auf Michelle’s präzise Handarbeit. Alles lacht! Kurze Zeit später macht Anna den ersten Zug. Je oller desto doller!

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Michelle – ein Agonda-Unikat.

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Am nächsten Morgen ist Anna wieder topfit!

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Wir hingegen hätten wohl noch ein paar Stündchen im Bett liegen bleiben können…

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Indische Frauen am Strand.

Die Mission des nächsten Tages lautet: Wellenspringen! Der Wind treibt tolle Wellen an den Strand, die Christian die Hose ausziehen, an meinem Bikini rütteln und uns so richtig durchspülen. Wir spielen wie die Kinder – diesmal aber mit T-Shirts an, gegen die Sonne.

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Wieder ein perfekter Tagesabschluss.

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Am Abend gehen wir mit Sigi und Marcello in einem traumhaft romantischen Restaurant essen, in dem wir auf kleinen Polsterinseln direkt am Strand zusammensitzen. An die Preise der Strandhütten können wir uns noch erinnern: 2.400 INR für die vorderste Reihe…

Wieder ein Tag am Strand: Aufstehen, ein bisschen Yoga, Schwimmen, Sonnen, dann Frühstück und Schatten bis die Nachmittagssonne ihre stechende Kraft verloren hat und wir uns noch Mal für ein paar Stündchen von ihr wärmen und trocknen lassen.

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Sigi und Yohan beim Frühstück im Dunhill, direkt nebenan.

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Die einzigen Schuhe, in die wir zur Zeit schlüpfen: Sandschuhe!

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Am Abend verschwindet die Sonne…

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… und der Mond…

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… erscheint.

Abends gehen wieder alle gemeinsam Essen. Heute gibt es aber keinen Wodka!

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Trotzdem wird der Abend wie immer schön und zum Abschied wird getanzt,…

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…. diskutiert…

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… und Bier getrunken.

Der nächste Tag ist Galinas Abschied. Unsere “Clique” ist bereits so verschmolzen, dass sich alle zum leckeren Frühstück im Nachbarrestaurant Dunhill zusammen finden. Hier gibt es echten Presskaffee, üppigen Fruchtsalat und sündhaft leckeres Käse-Omelette. Ab 15 Uhr geht es wieder in die Sonne und ins Meer!

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Abends im Duhill, heute mal nur zu zweit.

Die Tage zerfließen, gleiten dahin, der Ablauf verschwimmt. Wollten wir nicht morgen schon weiter? Zum nächsten Ort. Unser Zug nach Kerala geht erst in ein paar Tagen. Was soll’s, wir bleiben einfach hier!

Hängen bleiben ist doch herrlich! Und wir sind nicht die einzigen, denen es so geht. Mit Internet im Dunhill nebenan haben wir auch wieder Kontakt nach Hause und das tut auch mal wieder gut. Wir können telefonieren, Emails schreiben, Blogbeiträge veröffentlichen und unsere Weiterreise durch Südostasien planen. All das erledigen wir zwischen 10 und 15 Uhr. Davor und danach genießen wir Sonne und Strand.

Einen Roller leihen wir uns auch nicht, obwohl wir uns das doch fest vorgenommen hatten. Aber warum sollten wir unseren Strand verlassen, wenn es hier doch so schön ist? Außer uns lassen es sich hauptsächlich jung gebliebene Rentner, wie die zwei Freunde René und Heinz aus der Schweiz, in Agonda gut gehn. Partys gibt es keine und auch keinen Goa-Trance. Agonda ist zwar nicht der verlassene Traumstrand, aber es ist touristisch genügend erschlossen, um ausreichend einfache Unterkünfte zu bieten und gleichzeitig rudimentär genug, um keine Pauschaltouristen anzulocken, die in großen Hotelklötzen übernachten wollen. Für unseren Geschmack hat Agonda genau die richtige Mischung aus Infrastruktur (Restaurants, Geschäfte, Unterkünfte und einen Geldautomaten) und Entspanntheit.

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René in Alltagskleidung.

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Und dann kommt auch schon unser letzter Abend…

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…noch ein letztes Mal Emails checken…

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…dann heißt es: Auf Wiedersehen!

Wir bleiben bis zum bitteren Ende und verabschieden uns schweren Herzens.

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Obwohl wir am liebsten…hier bleiben würden!

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Der Bus sammelt uns in der Mittagshitze vor der strahlend weißen Kirche im Ortszentrum ein.

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Abendlicher Bahnhof in Margao.

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Die Kinder wollen unbedingt fotografiert werden…

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… und stehen für uns stramm!

Über Margao geht es mit dem Zug über Nacht nach Kochi in Kerala. Eine Woche Strandurlaub hat uns unglaublich gut getan und wir vermissen die Ruhe Agondas jetzt schon. Wir wissen: Wir wollen wieder kommen. Unbedingt!

2 responses


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Ihr Lieben!!!!
Gerade eben im kalten Österreich angekommen – trinke Morgenkaffe und erledige alles Liegengebliebene – schaue schnell auf euren Blog: und lande mitten in Agonda!! Es war eine herrliche Zeit, der perfekte Ort mit den perfekten Menschen dafür!! Danke!
War anschließend noch 6 Tage in Hampi (hat sich definitiv ausgezahlt) und nochmals zwei Tage in Mumbai.
Ich bin schon gespannt auf eure nächsten Berichte, take care & ENJOY!!
Busserl, Sigi

15. Februar 2012 08:29

und ich hab grad deine fotos bei facebook gesehen, echt schön! so haben wir uns gegenseitig ein bisschen zurück nach agonda geholt… ich hoffe du kannst dir das gefühl eines ganz normalen agonda-tages noch lange bewahren und wenn es in wien wieder wärmer wird kommen wir vorbei und träumen uns gemeinsam zurück nach agonda…

liebste grüße aus auroville!
kat

17. Februar 2012 04:51

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