Das Frühstück ist enttäuschend: Geschmacksneutrales Spiegelei, eine labbrige Scheibe Toast, abgepackte Butter und Marmelade. Mit dem Minivan geht es im Anschluss zur Fähre über den Mekong. Zuerst bekommen wir unser thailändisches Visum gestempelt, dann klettern wir zum ersten Mal auf unserer Reise auf ein kippeliges Longtail Boot und werden kurz darauf auf die andere Seite der braunen Wassermassen befördert.

Alle quetschen sich vor den laotischen Visafenstern. Zum Glück haben wir unseres bereits im Pass und müssen daher nur noch unsere Einreisekarte ausfüllen und einen Stempel drauf machen lassen. Die anderen Mitreisenden müssen ihre Pässe abgeben und auf die Bearbeitung warten. Währenddessen hält ein geschäftstüchtiger Mann (Laote oder Thai?) eine Rede über das weitere Prozedere. Wir fragen nach einem ATM im Ort, um laotisches Geld, Kip, abzuheben, damit wir unsere Reisekasse wieder auffüllen können (obwohl wir von den 400 Baht noch 200 übrig hätten!). Der hilfsbereite Herr erklärt, es gäbe keinen ATM im Ort und warnt uns auch vor den laotischen ATMs, die einem regelmäßig die Kreditkarte wegnehmen würden. Außerdem müsse man 8 % Gebühren zahlen. Da täten wir doch besser daran, bei ihm unser Geld zu tauschen, alle nicken dankbar. Wir schütteln die Köpfe und stapfen los. 50 Meter weiter finden wir den ersten ATM und bekommen ohne Mucken oder Murren unsere ersten großen Kipscheine ausgespuckt. 10.000 Kip sind 1 Euro, 100 Euro machen uns zu Millionären! Wir marschieren zurück zu den anderen Wartenden und berichten von unserem unkomplizierten Erfolg, der Geschäftsmann legt die Handflächen aufeinander, verbeugt sich und dankt uns für die Information, bitteschön!

Da wir schon fertig sind mit der Einreise, werden wir zusammen mit einem anderen Deutschen, der sich über das ganze Prozedere typischerweise abfällig auslässt, in einen Minivan gesteckt und ein paar hundert Meter flussaufwärts wieder abgesetzt. Da fällt’s uns auf: Rechtsverkehr! In Laos fahren sie endlich wieder rechts. Ganz schön verwirrend, wir haben uns schon so ans Linkslaufen, erst-rechts-dann-links-Gucken gewöhnt, jetzt also wieder wie zuhause.

Wir müssen unsere Pässe wieder abgeben, angeblich müssen sie erneut geprüft werden… Wie auch immer, erhalten wir sie wenig später wieder zurück und bekommen gleichzeitig auch unsere Tickets für die Bootstour. Wir decken uns mit unseren frischen Kip-Scheinchen mit Bananen, Keksen und Wasser ein und besteigen das deutlich größere Touristenschiff. Genau wie unsere Longtail Fähre, ist es ein flaches, lang gezogenes Holzboot. Dieses Mal müssen wir jedoch nicht auf den Holzplanken auf dem Boden sitzen, sondern dürfen auf ausrangierten Autositzen Platz nehmen, auf jeder Seite zwei nebeneinander. Das Boot hat ein Holzdach, das vor der Sonne schützt, die zaghaft ihre Kraft entfaltet.

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Blick aus unserem neuen Verkehrsmittel.

Da wir so früh dran sind, bekommen wir gute Plätze und müssen noch mal mindestens eine Stunde warten, bis alle anderen durch die Visaformalitäten gegangen sind. Ein Kerl, diesmal ein jüngerer, stimmt wieder eine Rede an und erzählt ein wenig über unsere bevorstehende Schiffreise, dann verkauft er mal eben noch ein paar total überteuerte Zimmer in Phak Beng, da es angeblich schwierig sei, am Abend da noch welche zu bekommen. Wir machen die Ohren zu, diese Masche ist doch alt.

Dann geht es endlich los. Das erste Mal reisen wir per Boot und es gefällt uns sofort. Wir gleiten dahin, völlig entspannt, keine Serpentinen, keine Schlaglöcher, keine Klimaanlage. Nur ein paar Stromschnellen, die die Wellen um uns herum aufbauschen und uns mit ein paar Spritzern sprenkeln, eine angenehme Brise und die Aussicht auf Laos’ wunderschöne grüne Landschaften.

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Am Ufer bemerken wir immer wieder riesige Bäume.

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Vom Boot aus werfen wir das erste Mal einen Blick auf das Leben der Lao.

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Neben uns ragen Felsen aus dem Wasser, die unser Kapitän souverän umfährt. Mal ist das Wasser spiegelglatt und friedlich, mal brodelt es und bildet kleide Strudel. Doch unser Kahn liegt immer sicher im Fluss, dessen starke Strömung uns vorwärts trägt wie ein kräftiger Rückenwind.

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Früher als gedacht erreichen wir Phak Beng, die Zwischenstation aller Schiffstouren und daher ein absoluter Touristenort. Wir schauen uns im ersten Guesthouse ein Zimmer an, das uns auch gleich gefällt und bleiben gerne da. Der Zimmerpreis wird in Baht angegeben. Das Zimmer soll erst 300, dann 250 Baht kosten. Als ich mitbekomme, dass andere nur 50.000 Kip bezahlen, gehe ich in die Offensive: Als ich zahlen soll, sage ich, dass ich gehört habe, das Zimmer koste nur 50.000 Kip. Der Mann am Schalter will wissen, wie viel mit seinem kleinen schüchternen Helfer vereinbart war. Ich wiederhole einfach meinen Satz mit den 50.000 Kip. Er zögert einen Moment, dann nickt er, ok, ist in Ordnung.

Wir genießen unsere eigene heiße Dusche, dann schlendern wir an den ganzen Touristenrestaurants vorbei und stellen fest, dass Laos doch teurer zu sein scheint als Thailand, so ein Mist! Wir kehren bei einer kleinen Bambushütte ein, deren Besitzerin uns nett empfängt und uns gut und lecker bekocht. Dann wird es schon Zeit fürs Bett – Bootfahren ist doch ganz schön anstrengend…

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Am Himmel leuchtet ein rot glühender Vollmond.

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Nächster Morgen.

Am nächsten Morgen wird gefrühstückt, Proviant eingekauft und dann besteigen wir unser Schiffchen Richtung Luang Prabang.

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Bei einem Zwischenstopp wollen Mädchen Seidenschals verkaufen.

Uns fällt auf, dass uns das Land und die Menschen, die wir am Ufer sehen können, an eine Mischung aus Nepal, Tibet und Mongolei erinnern: Die Menschen sehen den Tibetern und Mongolen am ähnlichsten, die Landschaft entspricht jedoch am ehesten der Nepals. Wir müssen wohl eine neue “Schublade” basteln, in der wir uns ein Bild von den Lao machen können.

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Sie haben ihr Ziel bereits erreicht und verlassen unser Schiff.

Immer wieder können wir kleinere Brände in den Büschen und Bäumen am Ufer ausmachen. Manche Feuer haben bereits ganze Hügel schwarz verkohlt zurück gelassen. Ob diese Feuer absichtlich gelegt werden? Wir haben gelesen, dass China, wie so oft, seine Finger in der wirtschaftlichen Entwicklung Laos’ stark im Spiel hat. Der Deal ist wie gewohnt: China baut schicke neue Straßen, Brücken, Schulen, Krankenhäuser, usw. und Laos bietet im Gegenzug seine Ressourcen auf dem Silbertablett. Dazu gehört auch Holz, das angeblich in großem Stil gerodet und wieder geforstet wird. Den schönen großen Bäumen geht es also an den Kragen…

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…und dem natürlichen Regenwald auch.

Wieder verbringen wir einen ganzen Tag “an Deck” und sind wieder ziemlich erledigt als wir unser Ziel am Nachmittag endlich erreichen. Jetzt sind wir also richtig in Laos angekommen. Wir sind gespannt auf Luang Prabang, die romantische, ehemals französische und heute durch und durch buddhistische – oder doch eher touristische? – Stadt im Norden Laos’.

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