Mit dem Tuktuk geht es zurück in die Stadt. Ach was haben wir das NICHT vermisst. Motorräder, Autos, Staub und Hitze. Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass unser Bus am Busbüro im Touristenviertel abfährt und wir so vorher noch zu einem schnellen Frühstück kommen. Stattdessen werden wir jetzt in einen Stadtteil gefahren, in dem es keine Touristen gibt und somit auch kein Frühstück für uns. Zum Glück gibt es einen kleinen Kiosk, in dem wir uns mit Oreos und Wasser ausstatten. Unser Bus steht bereits da und wir können einsteigen, wenig später geht’s los. Die Fahrt auf kambodschanischen Straßen wird ganz schön huckelig und so komme ich nicht zum Blogschreiben, sondern kann die Zeit nur mit Musikhören und Spielen verbringen.

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Trockenzeit in Kambodscha.

Bald haben wir Phnom Penh erreicht und sollen aussteigen. Draußen werden wir von trockener Hitze erschlagen. Weit weg von der erfrischenden Brise des Meeres ist die Hitze unerträglich. Mit uns quetschen sich viele andere, Touristen und Kambodschaner in den begrenzten Schatten der Bushaltestelle. Reisebusse fahren ein, blasen heiße Luft in die Menge und verschwinden dröhnend wieder. Busbegleiter hechten mit Walkie Talkies und Zetteln ausgestattet durch die müden Massen, kündigen ihre Busse an und sammeln ihre Touristen zusammen, wir stehen einfach rum und überlegen was wir jetzt machen. Mittagessen? Nach einem leckeren Restaurant sieht es hier nicht aus. Dann lieber einen früheren Bus nach Siem Reap besorgen. Christian erledigt das an einem der kleinen Fenster des Busbüros, da fällt mir auf, dass ich meinen Tigerbalm im Bus liegen gelassen hab. Sofort renne ich zurück zum Bus, der Tigerbalm ist mit meinen juckenden Füßen momentan mein ständiger Begleitung und ohne das werde ich nicht in den Bus nach Siem Reap steigen, ich brauch es einfach, um den brennenden Juckreiz zu ertragen. Doch im Bus ist nichts zu finden. Unsere Plätze sind leer, vorne beginnt bereits die Putzfrau den Bus systematisch zu reinigen. Ich werde nervös. Ohne meinen Tigerbalm geh ich hier nicht weg! Draußen hat Christian unsere Tickets besorgt. Der Bus sollte bereits vor 15 Minuten abfahren. Die Hitze ist unerträglich, wieder finden tausend Schweißtröpfchen ihren Weg an die Hautoberfläche. Die Frau mit dem Besen kommt aus dem Bus, ich halte sie am Arm, frage nervös, ob sie meinen Tigerbalm gefunden hat, natürlich versteht sie kein Wort Englisch, lächelt nur unsicher und entreißt sich meinem Griff. Inzwischen fragt Christian am Busbürofenster, ob jemand das vermisste Döschen gefunden hat, doch auch hier versteht ihn keiner, die Frau auf der anderen Seite des Fensters will nur immer wieder hilflos sein Ticket kontrollieren. Ich versuche es beim Busfahrer und seinem Begleitpersonal, deute mit der Hand die Dose an, wieder versteht mich kein Mensch. Der Bus füllt sich bereits wieder mit einer neuen Ladung Touristen, die zurück nach Sihanoukville gekarrt werden. Wie soll ich die nächsten Stunden nur OHNE Tigerbalm aushalten?! Mir läuft ein eisiger Schauer über den klebrig nassen Rücken, undenkbar! Wie auf Befehl beginnen meine Fesseln und Zehen quälend zu jucken. Irgendwer muss doch diesen verdammten Tigerbalm geklaut haben. Aber wer sollte Tigerbalm klauen? Die Putzfrau! Wieder erwische ich die arme dünne Frau mit dem Strohhut und der Mülltüte in der Hand. Ich packe sie am Arm, frage sie erneut nach dem Döschen, mache Anstalten in ihrer Mülltüte zu wühlen. Jetzt hat sie glaube ich verstanden was ich will, entreißt sich jedoch erneut meinem Griff und ist wieder verschwunden. Christian folgt ihr, ich bleibe beim Gepäck. Ich versuche mich damit abzufinden, dass ich die nächsten Stunden viel Spucke und starke Nerven brauche, um die weitere Fahrt bis Siem Reap durch zu halten, da kommt Christian um die Ecke, in der Hand: Meinen Tigerbalm! Tatsächlich hatte die unscheinbare Putzfrau die Dose mitgehen lassen (dabei muss sie ganz genau mitbekommen wie ich wie wild danach gesucht habe). Sie hatte sie bereits einem kleinen Mädchen geschenkt. Nie war ich so erleichtert, eine kleine rote Dose gefüllt mit einer zähen Creme aus ätherischen Ölen in der Hand zu halten. Doch wir haben keine Zeit den Schock und die Erleichterung zu verarbeiten, unser Bus fährt nämlich in diesem Moment ab. Unser Bus! Wir springen auf, greifen unser Gepäck, hechten hinterher: Stopp! Stopp! Der Bus fährt gerade rückwärts aus seiner Parkbucht, öffnet dann aber im Fahren seine Tür, wir springen auf, zeigen unsere Tickets, die uns als Passagiere dieses Busses ausweisen und dürfen Platz nehmen. Was für ein Glück!

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Ein letztes Mal: Der Mekong.

Die Weiterfahrt bis Siem Reap vergeht wie im Flug. Die Klimaanlage hat uns bald wieder heruntergekühlt und so können wir uns dann doch von Schock, Schrecken und unerwartetem Glück erholen und ich kann meinen Beinen und Füßen die längst überfällige Salbung verpassen.

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Blick aus dem Fenster.

Gegen 20 Uhr erreichen wir Siem Reap. Wir haben auf Janas Tipp hin (die Bedienung aus dem Sunshine Café am Otres Beach) das Yellow Guesthouse reserviert und werden nun sogar vom hosteleigenen Fahrer abgeholt. Super Service! Im Hostel angekommen, werden sogleich unsere Taschen zu unserem Zimmer getragen, das ist uns auch noch nicht passiert! Unser Zimmer ist groß, sauber, hat ein Fenster, einen Fernseher und ein eigenes Bad mit Dusche. Und das Beste: Es kostet nur 5 US$ die Nacht!! Obwohl die Busfahrt doch recht schnell vorüber ging (12 Stunden sind irgendwie nichts mehr), sind wir sehr erschöpft und duschen nur schnell bevor wir unten im Hostelrestaurant etwas zu Abend essen. Das Essen ist gut und günstig. Während wir essen bekommen wir von einem der netten Jungs im Hostel eine Einführung in die Tempel von Siem Reap. Die Hauptattraktion der Anlage ist Angkor Wat, das Markenzeichen Kambodschas (es findet sich auf der Landesflagge, eine Biermarke ist danach benannt und ist auch sonst allgegenwärtig) und angeblich eine der größten Tempelkomplexe weltweit. Dort sollen wir morgen so früh wie möglich hin. Am besten schon zum Sonnenaufgang, aber dafür müssten wir um 5 Uhr aufstehen. Das müssen wir uns noch mal überlegen. Danach sollen wir uns dann noch eine Tempelstadt und ein, zwei, drei andere Tempel in der Nähe ansehen. Da die Distanzen nicht unbedingt fußläufig sind, sollen wir auf den Fahrservice des Hostels zurückgreifen: 12 US$ für den ganzen Tag. Dazu noch der Eintrittspreis von 20 US$ pro Person, nicht gerade ein günstiges Vergnügen. Aber gut, jetzt sind wir schon mal hier und da sollten wir uns die tausend Jahre alten Bauten schon mal ansehen.

Zum Sonnenaufgang stehen wir natürlich nicht auf. Wäre auch zu blöd gewesen, es ist bis mittags bewölkt. Stattdessen haben wir uns den Wecker auf sieben Uhr gestellt. Wir frühstücken, dann beginnt unsere Rundfahrt. Zuerst stoppen wir noch bei einer Tankstelle und kaufen Wasserproviant und, natürlich, Oreos, ohne die gehen wir nirgendwo mehr hin!

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Los geht’s!

Wir kaufen unsere Tickets (die Eintrittskarten sind sogar mit Foto, irgendwo muss das Geld ja hingehen) und werden zum Eingang des Angkor Wat gefahren.

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Wir sind natürlich nicht die einzigen Touristen heute…

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…aber wir sind die einzigen, die für ihre Fotos durch die Gegend springen.

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Ganz schön anstrengend bei der Hitze…

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Die Tempelanlage ist aber auch ohne Sporteinlage schön.

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Laut Reiseführer ist Angkor Wat UNESCO Weltkulturerbe.

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Und wurde im 12. Jahrhundert gebaut.

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Um ins Heiligtum zu kommen, müssen wir viele steile Stufen hinauf.

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Nachdem wir einmal ganz oben waren, verlassen wir Angkor Wat…

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…und erkunden einen kleinen Nebentempel.

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Eine Frau warnt uns vor den Bissen roter Ameisen.

Auf dem Weg zurück zu Angkor Wat müssen wir wegen eines Affenrudels einen Umweg nehmen. Seit unseren beängstigenden Erfahrungen in Delhi machen wir lieber einen Bogen um Affen, vor allem wenn sie in der Überzahl sind…

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Zurück beim Haupttempel: Klassisches Angkor Wat Foto.

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Zweieinhalb Stunden schlendern wir durch die Gegend. Dann suchen wir wieder unseren Fahrer, der uns erst mal zu einen viel zu überteuerten und nicht besonders guten Tourirestaurant fährt. Auf klebrigen Plastikstühlen sitzen wir hier an einem dreckigen Tisch, unter einem Wellblechdach, Ventilatoren geben ihr Bestes, Hitze und Fliegen zu vertreiben. Mein “Vegetable Sandwich” besteht zum größten Teil aus Zwiebeln. Soße gibt es auch nicht. Nur zwei farblose Scheiben Tomate, ein Salatblatt und eine Scheibe Salatgurke. Die 4 US$ hätte ich besser investieren können!

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Weiter geht die Tempeltour – in der glühenden Mittagshitze.

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Sollen wir da wirklich hochsteigen?

Gestärkt fährt uns Ma, unser entspannter Fahrer, von einem Tempel zum nächsten.

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Erstaunlich ist, dass die meisten der Tempel noch immer genutzt werden.

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Wir wundern uns schon was die anderen Touristen da treiben, bis wir’s selbst ausprobieren…

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Am schönsten ist es in den schattigen Gewölben.

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Mönche auf dem Weg zum nächsten Tempel.

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Und immer wieder geht es hinauf…

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Dann geht es in den Wald.

Wir schleppen uns durch vibrierenden Urwald, in dem es summt und brummt, zirpt und surrt, entfliehen den japanischen Reisegruppen (zu erkennen an übertriebener Outdoorkleidung bei den Männern und Sonnenschirmen und Handschuhen gegen die Sonne bei den Frauen) und kämpfen gegen die mörderische Hitze auf dem steilen Weg nach oben, auf den nächsten und nächsten und übernächsten Tempel….

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Der Urwald macht sich die Bauten zu eigen.

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Endlich wieder sitzen, doch der nächste Tempel kommt bestimmt…

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Kurze Verschnaufpause.

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Der vor-vorletzte Tempel.

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Urwaldtempel.

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Irgendwann haben wir es geschafft. Vollkommen verschwitzt, mit hämmerndem Kopf und lahmen Beinen lassen wir uns bei Ma ins Tuktuk fallen, der Fahrtwind tut gut, zum Glück haben wir das Tuktuk!

Wir ruhen uns ein paar Stündchen aus, dann fahren wir in die Innenstadt. Auch hierfür gibt’s einen kostenlosen Service des Hostels: Ein Fahrer bringt uns hin und holt uns zu vereinbarter Zeit wieder ab. Wir haben eine kleine To-Do Liste dabei, die wir erstaunlich schnell abarbeiten. Im Touristenviertel gibt es wirklich alles, was das Touristenherz begehrt, sogar einen ATM an dem wir kostenlos abheben können (Free withdrawal at Siem Reap: Vattanaca Bank. ATM is located in the Cambodia Trade Center Shopping Mall close to Pithnous Street). Dann finden wir auch ein super gutes Restaurant, in dem wir noch mal kambodschanisch essen gehen können. Die verbleibende Zeit verbringen wir mit Bummeln, Touristenstände angucken und die Urlaubsatmosphäre genießen. Morgen geht’s wieder nach Bangkok. Wir freuen uns schon drauf und bekommen hier einen kleinen Vorgeschmack: Überall Souvenirshops, Fish-Spas (man hänge seine Füße in ein großes Aquarium und lasse die Fische darin an den Füßen knabbern), billiges Bier, Postkarten, Musik, blablabla. Dann sind unsere zwei Stunden rum und der Fahrer sammelt uns wieder ein. Wir sind echt zufrieden mit dem Service, das könnten wir immer haben!

Ich lege zum Schreiben eine Nachtschicht ein, Christian schläft neben mit im hell erleuchteten Zimmer und vollzieht die typischen Schlafbewegungen, die ich nun schon oft genug miterleben durfte. Um zwei ist auch mein Tag endlich zu Ende. Um 6.30 Uhr geht schon wieder der Wecker. Zum Glück haben mich diese Nacht die Stiche nicht so sehr gequält und so waren die wenigen Stunden Schlaf tatsächlich erholsam. Schnell Frühstück, schnell packen, schnell raus. Ein Pick-up steht um halb acht bereits vor unserem Hostel. Zusammen mit sechs Norwegerinnen (so ordnen wir sie jedenfalls anhand ihrer Sprache ein), die mit ihrer elfenbeinweißen Winterhaut aussehen wie zarte Elfen, werden wir zu unserem Bus gefahren. Wieder ein Tag im Bus steht uns bevor. Wieder eine Grenzüberquerung. Kambodscha ist viel zu schnell vergangen. Immerhin haben wir eine gute Woche in Sihanoukville am Strand verbracht. Das wollen wir nicht missen! Doch von Land und Leuten haben wir viel zu wenig mitbekommen. Aber wie immer, können wir auch hierhin immer wieder zurück kommen…

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