Mit dem Zug geht es nach Surabaya. Die Fahrt verläuft entspannt, wir sind überrascht wie luxuriös und gut organisiert alles ist. Kellner laufen durch den Zug, nehmen Bestellungen auf und verteilen anschließend Essenstabletts und Cappuccinos.

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Wir reisen heute “Eksekjutif”.

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Tschüss Jakarta!

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Reisfeld an Reisfeld an Reisfeld an Reisfeld…

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Wie geplant erreichen wir abends Surabaya, eine laut Reiseführer weder sehens- noch liebenswürdige Stadt, die Touristen hauptsächlich als Umsteigeort dient. Wir haben eine Nacht in einem halbwegs günstigen Hostel reserviert, möglichst nah am Bahnhof und mit guten Bewertungen. Am Bahnhof fliehen wir vor den Taxifahrern und laufen in Richtung des Hostels. Natürlich haben wir nicht vor die drei oder vier Kilometer bis zum Hostel zu laufen, vom ersten Taxi, das an unserer Seite hält, lassen wir uns einsammeln. Die Fahrt dauert zehn Minuten, wir zahlen einen Euro. Im Orchid Guesthouse bekommen wir ein einfaches aber sauberes Zimmer mit Klimaanlage, indonesischem Bad und Mücken. Auf der Suche nach etwas zu essen laufen wir nach China Town, wo bereits alles geschlossen hat. In der Mall laufen wir durch verlassene Stockwerke, überall gehen gerade die Rollläden runter oder sind bereits heruntergefahren. Bei Pizza Hut werden wir zum Glück fündig, obwohl auch hier schon Ketchup-Flaschen aufgefüllt werden und geputzt wird. Meinem Hühnchen süß-sauer sieht man an, dass es aus der Tiefkühle kommt, Christians Pizza ist so groß wie eine Untertasse, der Avocado-Shake schmeckt alt. Das Essen also eine Enttäuschung aber wenigstens haben wir was im Bauch. Müde geht es zurück ins Hostel.

Am nächsten Morgen checken wir halbwegs zeitig aus, bekommen ein kleines Frühstück aufs Haus (eine Scheibe synthetisch schmeckenden Marmorkuchen und einen Schwarztee), dann machen wir uns mit unseren Rucksäcken auf den Weg zum Bus. Wo der abfahren soll kann uns keiner so genau sagen, wir sollen halt mal zur großen Straße laufen. Obwohl es noch Vormittag ist, ist es bereits ziemlich heiß und der Verkehr in voller Fahrt. Wir fragen uns weiter durch und werden von hier nach dort geschickt. Alle gucken uns lachend hinterher, sie finden die zwei orientierungslosen Weißen wohl besonders komisch anzusehen. Ein Mann kommt einfach auf Christian zu, stellt sich neben ihn und hält sein Handy hoch, um ein Foto zu machen. Er will auch eins von mir machen, aber Christian verbietet ihm das, was er auch akzeptiert. Da kommt tatsächlich ein Bus und alle rufen und winken uns zu, wir sollen wohl aufsteigen. Wir fragen Passagiere und Fahrer und der Bus soll tatsächlich zum Busbahnhof fahren.

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Schöne Unterhaltung während der Busfahrt.

Der Busbahnhof liegt ziemlich weit außerhalb der Stadt und wir sind bestimmt eine Stunde unterwegs. Zwischendurch halten wir immer wieder an und können das Treiben auf den Straßen beobachten.

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Bei den anderen Passagieren erregen wir Neugierde und freundliches Lächeln.

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Der Kleine hat die weiße Frau mit dem Fotoapparat noch nicht entdeckt.

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Am Busbahnhof werden wir natürlich wieder zahlreich empfangen. “Bali? Bali?”, nein, noch nicht. Wir suchen uns erst mal etwas zu Essen, denn das magere Frühstück hält nicht lange an. Dann gehen wir zu den Bussen und werden gleich in einen rein gewinkt, der angeblich nach Probolinggo fährt.

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Bus nach Probolinggo.

Vom Busbahnhof in Probolinggo wollen wir einen Minibus zum Vulkan Bromo nehmen. Die Busfahrt soll drei oder vier Stunden dauern. Wir hören Musik und schauen aus dem Fenster. Plötzlich kommt der Busbegleiter an unseren Sitz gesprungen und deutet uns, dass wir jetzt aussteigen müssen, wir seien angeblich bereits in Probolinggo. Sollten wir nicht bis zum Busbahnhof fahren? Da stehen wir schon draußen, unsere Taschen liegen am Straßenrand und der Bus ist davongebraust. Hier ist kein Busbahnhof, nur eine Landstraße, die durch einen Ort führt. Wir fluchen, wie kann uns das nach so langer Zeit unterwegs noch immer passieren? Dann begreifen wir was Sache ist. In wenigen Metern Entfernung steht ein Minibus und lädt gerade eine Gruppe Backpacker ein, er will auch uns mitnehmen. Aber wütend wollen wir uns nicht auf den Deal einlassen und laufen trotzig an der Schnellstraße entlang. Wir fragen Leute in ihren Shops wo es zum Busbahnhof geht, alle schicken uns in die gleiche Richtung und wir folgen einfach weiter der Straße. Nach vielleicht einem Kilometer taucht der Minibus wieder neben uns auf und will uns überreden mitzukommen. Wir fragen nach dem Preis: 25.000 pro Person, das ist akzeptabel und laut Reiseführer auch der normale Preis. Also steigen wir grimmig dazu. Mit uns im Bus ist die britische Gruppe, zwei Pärchen, die uns entspannt anlächeln. Wir müssen uns erst mal beruhigen, wir sind mehr auf uns selbst als auf die Touristenabzocker sauer. So was sollte uns nun wirklich nicht mehr passieren.

Wir verlassen die Schnellstraße und kurven grüne Hügel hinauf. Wir denken an Nepal und atmen die frische Luft ein. Wir öffnen alle Fenster, je höher wir kommen desto kühler wird der Fahrtwind. Der Blick in die saftige Natur beruhigt uns, wir sehen die Reisfelder, die zu Kohl- und Zwiebelfeldern werden. Kleine Hütten stehen an den steilen Hängen. Es gibt wenig Gegenverkehr. Dann erreichen wir den kleinen nebligen Ort Cemoro Lawang, von wo aus der Vulkan Bromo und die anderen Berge und Vulkane in der Umgebung besichtigt werden können. Es ist merklich frisch und wir brauchen unsere Fleece-Jacken. Erst will der Busfahrer uns natürlich wieder beim Hostel seines Kumpels abliefern. Als wir sagen, dass wir im Café Lava reserviert haben, meint er Café Lava sei ausgebucht, die Standardantwort. So ein Quatsch! Wir insistieren, mit einem Seufzer gibt er auf und fährt uns 10 Meter weiter zum Café Lava. Wir bekomme ein futzikleines aber sehr gemütliches und sauberes Zimmer, die vier Briten ziehen in die zwei Zimmer nebenan ein.

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Anlage des Café Lava.

Nach dem Essen machen wir noch einen kleinen Spaziergang. Die kühle Luft tut uns gut und erinnert uns an Skiurlaub (dabei sind wir noch mit FlipFlops unterwegs, so kalt kann es also auch nicht sein!).

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Das Café Lava von der Straße aus.

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Das letzte Licht des Tages.

Die Briten haben vorgeschlagen gemeinsam am nächsten Tag zum höher gelegenen Aussichtspunkt zu laufen. Start wäre drei Uhr nachts. Der Guide kostet 250.000 Rupia, die wir uns dann durch sechs teilen können. Wir schließen uns ihnen an und versuchen bereits um 20 Uhr schlafen zu gehen. Leider klappt das nicht besonders gut. Immerhin sind wir die letzten Nächte nie vor Mitternacht zum Schlafen gekommen und so liege ich lange wach. Um 2.45 Uhr klingelt gnadenlos der Wecker. Schnell ziehen wir uns an und treffen uns mit den anderen vorm Hostel. Uns angeschlossen hat sich Ruth aus Österreich, die schlaftrunken hinterher taumelt. Im zügigen Tempo steigen wir im Stockdunkeln die Wiesen hinauf. Zum Glück haben wir unsere Stirnlampen noch dabei. Nach einer Stunde erreichen wir den ersten Aussichtspunkt, nach zwei Stunden sind wir kurz unterhalb des zweiten Aussichtspunkt. Noch ist es dunkel doch wir hören und sehen die nicht enden wollende Schlange der Geländewagen, die massenweise indonesische Touristen zum zweiten Aussichtspunkt hoch karrt. Als wir die Teerstraße wieder erreichen herrscht dort ein riesiges Verkehrsaufkommen und die Abgase rauben uns den Atem. Wir beschließen nicht bis zum zweiten Aussichtspunkt zu laufen, sondern am einsamen Fleck etwas weiter unten zu bleiben.

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Gegen 5.30 Uhr wird es langsam hell.

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Natürlich ist es auch heute nebelig, genau wie gestern Nachmittag und Abend. Und als es langsam hell wird sehen wir: Nichts. Der Sonnaufgang geht ohne uns vorüber, alle frieren im kalten Wind und den feuchten Nebelschwaden, dann beschließen die Briten zusammen mit dem Guide wieder abzusteigen.

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Kurz nach 6 Uhr und ein paar Lücken im dichten Nebel.

Wir entscheiden uns zusammen mit Ruth noch mal zum hohen Aussichtspunkt zu laufen. Auf der Teerstraße parken mittlerweile die aufgemotzten Geländewagen wild mitten auf der Straße. Die Fahrer sitzen drin, warten auf ihre Touristen und lassen die Motoren laufen, damit es schön warm bleibt. Wir quetschen uns durch die dicht an dicht stehenden Autos durch, die ersten Touristen kommen uns schon wieder entgegen, doch bis sie wieder fahren können müssen sie wohl erst warten bis die letzten Autos, die die Straße blockieren, ebenfalls fahren. Die Touristen sind hauptsächlich Indonesier (die aus Prinzip nie laufen würden, wenn sie auch mit dem Jeep fahren können) und faule Weiße, wie peinlich. Je weiter wir auf der Teerstraße nach oben kommen, desto voller wird es, Souvenirstände verkaufen Bromo-Mützen, Bromo-Schals, Bromo-Tassen. Indonesier und Japaner lassen sich mit ihren Souvenirs fotografieren. Sie wollen Fotos von uns machen, aber wir laufen kopfschüttelnd weiter. Oben angekommen stehen wir auf einer Aussichtsplattform, die überfüllt ist mit Touristen, die sich alle vor dem nebligen Hintergrund fotografieren lassen. Auch hier ist die Aussicht gleich null. Eine Gruppe junger Mädels, alle mit Kopftüchern und dicken Jackenverhüllt, kommt schüchtern auf mich zu. Im Chor sprechen sie mich an: “Hello Miss. Sorry to disturb your precious time. Where are you from?”, amüsiert und gerührt antworte ich ihnen. “Sorry, can we take a picture with you?”, so eine freundlich vorgetragene Bitte kann ich nicht ablehnen und lächele 12 Mal für die Kamera als eine nach der anderen ein eigenes Foto mit mir machen lässt.

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Natürlich darf ich mich jetzt auch mit einem Gruppenfoto revangieren.

Wir boxen uns zum Geländer vor in der Hoffnung, dass der Nebel vielleicht doch wundersamer Weise aufreißen sollte. Kaum haben wir uns Plätze erkämpft und die Kamera ausgerichtet, da tut sich tatsächlich ein plötzliches Loch auf. Es ist 7 Uhr und die Plattform ist erfüllt von Jubelrufen, wir fotografieren, dass die Linse glüht!

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Hat sich unsere Nachtwanderung doch gelohnt! Bromo dampft ganz links vor sich hin.

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Flüchtiger Blick über den Vulkankessel von 2.700 m Höhe.

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Da kommt schon die nächste Nebelwand.

Zufrieden steigen wir wenig später wieder ab. Auf dem Weg nach unten bekommen wir noch schöne Aussichten über taunasse Wiesen, die Vulkanlandschaft und das saftige Tal, das wir gestern hoch gefahren sind.

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Märchenhafter Abstieg.

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Das Tal.

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Cemoro Lawang auf der Klippe.

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8 Uhr und uns tun die Füße weh.

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Endlich zurück im Hostel genießen wir das üppige Frühstück, dass im nicht so günstigen Zimmerpreis inklusive ist. Es gibt Rührei, Toast, Marmelade, Früchte, Kaffee, Tee.

Eigentlich wollten wir heute schon weiter zu unserem Endziel, nach Bali, fahren, doch dann stellt sich heraus, dass wir den Bus nach Probolinggo um wenige Minuten verpassen, der nächste fährt erst wieder mittags und dann würden wir nicht mehr bis nach Bali kommen. Also bleiben wir noch eine Nacht und finden sogar Internet, um zum Muttertag unsere Mütter anzurufen.

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Und nicht nur unsere Mütter können sich heut freun!

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Telefonieren mit Mama bei toller Aussicht…

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Am späten Nachmittag steigen wir ins Vulkantal hinab und klettern die brüchigen Stufen zum Kraterrand hinauf. Der aktive Vulkan (letzter Ausbruch im Januar 2011) raucht und qualmt.

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Der Krater gleicht einem Schlund zur Unterwelt.

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Am Fuße des Vulkans liegt ein scheinbar verlassenes Kloster.

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Brüchige Treppenstufen.

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Schnell wird es dunkel.

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Dann geht es in der plötzlich einsetzenden Dunkelheit zurück ins Dorf. Am nächsten Morgen verlassen wir um 9 Uhr unser Hostel und steigen in einen Minibus, der vorgibt uns zurück nach Probolinggo zu bringen. Das Endziel unserer Reise ist nun zum Greifen nah. Ob wir heute noch nach Bali kommen?

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