Wir finden ohne Probleme den Bahnhof, unseren Wartesaal (in den großen Bahnhöfen Chinas werden so viele Menschen abgefertigt, dass es für jeden Zug eine oder mehrere Wartehallen gibt) und dann folgen wir nur noch der Stimme, den Schildern und den Menschenmassen und befinden uns bald am Eingang unseres Waggons. Schnell wird noch durchgewischt, dann dürfen wir als Erste einsteigen.

Im Innern riecht es seltsam nach Tier. Unsere Betten befinden sich gleich am Anfang des Waggons, direkt hinter dem Wasch- und Toilettenraum, da haben wir es schön nah um auf Toilette zu gehen, denken wir (noch). Wir haben von den ersten drei Betten die unteren zwei, d.h. das unterste und das in der Mitte. Wir suchen uns sofort die sauberste Bettwäsche heraus, das Kissen mit dem dunklen Fleck, ebenso wie die behaarte Decke schmeißen wir für die Person ganz oben auf ihr Bett – zum Glück waren wir so früh da…

Langsam füllt sich der Zug, doch unser Abteil bleibt vorerst uns überlassen. Dieser Umstand ist zwar zunächst angenehm, da wir uns jedoch in der dritten Klasse befinden, hat unser Abteil keine Tür und so finden sich bald ein paar Chinesen (alles Männer) zusammen, die es sich auf den Klappsitzen im Gang vor unserem Abteil bequem machen, um uns auffällig unauffällig entweder direkt oder aus den Augenwinkeln dabei zu beobachten wie wir sitzen, essen, lesen oder sie zurück angucken. Wenn der Blickkontakt länger anhält winke ich ihnen manchmal zu, woraufhin sie schnell wegschauen. Lächeln wird nicht erwidert.

Bei der nächsten Station bekommen wir Besuch von einer jungen Frau und ihrer Tochter, jedenfalls schließen wir daraus, dass die Kleine die Große immer “Mamma” ruft, darauf, dass es sich um Mutter und Tochter handelt. Anhand ihres Umgangs miteinander sind wir uns dessen nicht so sicher – sie verhalten sie eher wie zwei Schwestern. Dabei hat die größere meistens auch die größere Macht, da sie mehr Gewalt anwenden kann. Die Kleine beschafft sich Aufmerksamkeit indem sie z.B. den Müll über den Boden verstreut, eine Flasche Joghurt auskippt oder einfach penetrant “Mamma! Mamma! Mamma!” ruft, woraufhin die Große dann mit Schlägen, schimpfen, schupsen oder treten reagiert. Wir verfolgen dieses Spiel aus Kontaktaufnahme – Gewaltanwendung  – Schmollen – Trösten – Versöhnen – Distanz – Kontaktaufnahme und werden immer deprimierter. Als die Kleine mal wieder auf sich gestellt ist weil Mamma ununterbrochen SMS hin und her schreibt, will sie mit mir Kontakt aufnehmen. Ich schreibe gerade meinen Shanghai Blog am Laptop. Also kommt sie mit ihren kleinen schmutzigen Fingern und tippt mir auf die Tastatur und versucht den Bildschirm zum Touchscreen umzufunktionieren. Ich schiebe sie sanft bei Seite und erkläre “Bù shì” – Nein. Sie lässt sich davon nicht abhalten – vielleicht habe ich es auch falsch oder nicht nachdrücklich genug ausgesprochen – und beginnt zusätzlich mich irgendwelche Dinge zu fragen. Ich erkläre ihr “Ting bù dong”, dass ich nicht verstehe und “Déguó rén”, dass ich aus Deutschland komme. Da greift Mamma ein und zieht sie gewaltsam lachend von meiner Seite und schimpft mit hoher Stimme auf sie ein. Als sie es ein zweites Mal versucht, bekommt sie gleich einen drauf, ich fühle mich ein bisschen schuldig, aber das Kind ist auch wirklich neugierig!

Mittags essen alle schlürfend ihre Instant-Nudelsuppen. Auch wir haben uns zwei große Pötte besorgt. Die Leute auf dem Gang wechseln sich wieder beim Beobachten ab. Ich bin geneigt ihnen die Zunge rauszustrecken, aber dafür bin ich wohl zu gut erzogen…

Ich laufe über den Gang, um mir am anderen Ende des Waggons heißes Wasser für einen Tee zu holen. Die Blicke folgen mir und danach müssen erstaunlich viele Chinesen “zufällig” mal auf’s Klo und kommen auf dem Weg dorthin natürlich an unserem Abteil vorbei.

Nach dem Essen wird das Spucken und Schleimhochziehen stärker. Zum Glück gehen sie zum Waschraum, Wand an Wand mit unseren Betten, um sich von Schleim und Rotze zu befreien und spucken nicht einfach auf Gang, immerhin sind überall Schilder angebracht “No Spitting”, sonst sähe das wahrscheinlich anders aus…

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Der Blick nach draußen ist wenig aufheiternd, wenn auch sehr grün!

Als der Abend kommt werden wir immer genervter. Die Männer rauchen und statt zwischen die Waggons gehen sie lieber in den Waschraum nebenan, da können sie sich beim Rauchen im Spiegel ansehen oder sogar mit Zigarette auf das vollgepisste Stehklo gehen. Die Waggontür bleibt dabei natürlich offen, durch unser Abteil wehen die Qualmschwaden. Ich mache demonstrativ die Waggontür zu – ja, diese Tür kann man schließen! – oder scheuche die Raucher aus dem Waschraum in den Raum zwischen die Waggons. Doch die gucken nur neugierig und kommen anschließend gemütlich die Nase hochziehend an unserem Abteil vorbei, als hätte ich sie dazu eingeladen, und beobachten uns mit versteinerter Miene für die nächsten zehn Minuten.

Währenddessen schreibt Mamma pausenlos SMS, die Kleine bekommt den Computer vorgesetzt auf dem sie in ohrenbetäubender Lautstärke chinesische Kinderserien schaut. Alle halbe Stunde kommt eine andere Zugbegleiterin mit ihrem Essenswagen vorbei. Eine verkauft Getränke und Snacks, die andere Suppen. Am schlimmsten ist aber die dicke Chinesin mit den warmen Speisen, die morgens, mittags und abends ihren Gang macht, denn sie hat das lauteste Organ! Sobald sie den Waggon betritt – und das ist direkt vor unserem Bett – dröhnt in monotoner Stimmlage das Angebot ihres Wagens durch den Zug. Sie wiederholt den Spruch auf ihrem Weg durch den Waggon vielleicht drei oder vier Mal, doch vor unserem Abteil schreit sie am lautesten. Das ist dann der Moment, in dem alle wieder wach sind.

Um 22 Uhr geht das Licht aus. Mittlerweile haben sich auch die anderen drei Betten – das oberste auf unserer Seite und die zwei oberen auf der gegenüberliegenden Seite (Mutter und Tochter teilen sich ein Bett) – unseres Abteils gefüllt und ein Atmen und Schnarchen erfüllt Abteil und Waggon. Noch ein Mal mache ich vor den Augen der Raucher die Türe zum Waschraum zu, dann sind Ohrenstöpsel die einzige Möglichkeit um nicht vom nächtlichen Spuck-Lärm geweckt zu werden.

Der Zug schaukelt so schön, wir schlafen wie Babies. Dann geht der Terror weiter.

Ich werde wach, weil ein Typ direkt vor meinem Bett steht. Ich schlage panisch die Decke um meine Beine, die mir im Schlaf aus der schützenden Hülle geglitten sein müssen. Er bückt sich hektisch, hebt irgendetwas auf und zieht sich dann schnell wieder zurück auf seinen Beobachtungsposten im Gang. Anschließend tut er beschäftigt und guckt sein Handy an, doch aus dem Augenwinkel beobachtet er mich immer noch. Jetzt starre ich ihn an.

Bei einer der nicht so laut schreienden Verkäuferinnen kauft Mamma eine Tüte mit einem vakuumverpackten Snack, der aussieht wie Stücke gekochtes Fleisch. Sie fischt Stück für Stück mit den Fingern aus der Tüte und lutscht dann das Fleisch schmatzend und schlürfend vom Knochen, welche sie anschließend in eine Aluminiumform spuckt, die aussieht wie eine Auflaufform, hier aber als Mülleimer zu dienen scheint. Als sie fast fertig ist, überreicht sie ihrer kleinen Tochter einen langen dünnen Knochen, an dem sich eine dünne Schicht gelblich-weißes Fleisch mit fettiger Hühnerhaut befindet. Die Kleine rennt damit weg, den Knochen wie einen Loli haltend. Nach ein paar Minuten kommt sie zurück und legt unerwartet ihren halb abgenagten Snack direkt vor mich auf den Tisch, auf die Seiten Papier, die ich gerade lese. In dem Moment erkenne ich mit Schrecken, dass es ein Finger ist, dessen Fett sich in Flecken auf meinem Papier ausbreitet. Sie hat die Haut und das darunter liegende Fleisch nur teilweise abgeknabbert und so ist der gekochte Finger mit langem Fingernagel noch sehr gut als solcher zu erkennen. Blitzschnell hebe ich angeekelt das Papier hoch und der Finger rollt über den Tisch auf die andere Seite. Die Mutter blickt von ihrem Handy hoch, sitzt sofort im Bett, greift den ekligen Snack und wirft ihn in ihre Müllschale auf dem Boden. Das Mädchen wird sogleich geschlagen und beschimpft, ich bin wie gelähmt. Im Anschluss kann ich mich nicht davon abhalten immer wieder zu dem Finger hinunter zu schauen, dessen Anblick mir immer wieder einen Schauer Ekel den Rücken runter laufen lässt. Der Finger ist länger als mein Mittelfinger und etwa so dünn wie mein kleiner Finger. Der spitze Nagel lässt ihn eindeutig als Finger identifizieren, doch ein Hühnerfinger sieht für mich anders aus. Christian versucht mich jedoch zu beruhigen, dies sei ein Hühnerfinger, ich habe aber noch nie ein Huhn mit einem so langen Finger gesehen!

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Draußen wird es glücklicherweise langsam freundlicher.

Die Mutter fängt bald an ein paar Sonnenblumenkerne zu knacken, indem sie sich auf dem Bett sitzend über ihre Spuckschale beugt und die Kerne erst geräuschvoll knackt und dann die Schalen ausspuckt. Ihre Tochter langweilt sich wieder eine Runde, singt, sagt Gedichte auf, schaut aus dem Fenster und versucht es dann wieder bei ihrer Mutter – indem sie sie ärgert.

Schnell bekommt sie was sie will: Aufmerksamkeit. In Form von Schlägen und Tritten, ein Tritt geht daneben und versetzt ihr einen Kinnhaken, dass ihr die Milchzähle klappern, woraufhin sie gleich zu weinen anfängt. Mutter tröstet sofort bis die Tränen gestillt sind, dann zeigt sie wieder die kalte Schulter und tippt weiter auf ihrem Handy.

Als die zwei sich umdrehen um den Zug zu verlassen verabschiedet sich keiner.

Wir sind froh als wir wenig später den Zug an seiner Endhaltestelle verlassen können. 32 Stunden auf engstem Raum mit chinesischer 3. Klasse-Kultur: Ganz schön anstrengend!

Chéngdū erwartet uns grau, schwül und voller Leben! Die Hauptstadt der Provinz Sichuan ist mit sechs Millionen Einwohnern im Stadtkern eine der größten Städte Chinas. Wir steigen in ein Taxi, rufen das Hostel an und reichen dann das Handy zum erklären an den Taxifahrer weiter. Der ist jedoch ein bisschen unsicher und fährt erst ein bisschen orientierungslos durch die Gegend, bis wir selbst das Hostel beim Vorbeifahren entdecken.

Mix Hostel ist ein sehr angenehmer Ort, mit typischer Backpacker Atmosphäre und viel Liebe zum Detail in der Einrichtung. Überall gibt es Bilder und andere Kleinigkeiten zu entdecken. Wir sind im ersten Stockwerk im 4-Bett-Zimmer untergebracht, zusammen mit zwei Chinesen, von denen der eine auch ein paar Brocken Deutsch spricht. Ein Stockwerk höher finden wir schöne Duschen und eine offene Holzterrasse mit vielen Blumen schönen Mosaiken.

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Gemütliche Hostelatmosphäre.

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Am Abend lernen wir erst das holländische Paar Quint und Sjoukje kennen, mit denen wir zusammen die Tour durch Tibet machen werden. Wir gehen gemeinsam Essen und treffen dort auch Anne Marie, die U.S. Amerikanerin, die ebenfalls dabei ist. Wir haben ein super leckeres Abendessen zusammen, und das ohne, dass ein Chinese uns bei der Bestellung helfen muss!

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Der abendliche Folklore-Tanz darf natürlich nicht fehlen.

Zurück im Hostel lernen wir dann schlussendlich auch Helen kennen, ebenfalls eine Holländerin, die sechste Teilnehmerin unserer Gruppe. Sie und andere Holländer sitzen zusammen und wollen am Abend noch Karaoke singen gehen. Wir gesellen uns zu ihnen, bestellen leckeren Ingwer-Honig Tee und unterhalten uns über ungewöhnliche Themen: Zweiter Weltkrieg als Thema des Geschichtsunterricht an deutschen und holländischen Schulen. Beide Seiten sind interessiert an der Perspektive der jeweils anderen.

Um Mitternacht fallen wir müde in unsere Betten. Doch schlafen werden wir diese Nacht wenig. Der Chinese mit den Deutschkenntnissen stellt sich als penetranter Schnarcher heraus, den ich vom Hochbett aus mit meinem Handtuch in regelmäßigen Abständen schlage, damit er endlich aufhört. Danach haben wir eventuell 30 Sekunden Ruhe – Zeit um schnell einzuschlafen – bevor sein Organ wieder den Raum erfüllt und mein Bett zum Vibrieren bringt. Zwischendurch schlafen wir tatsächlich immer wieder ein, doch werden auch immer wieder wach. Erst als er morgens sein Bett verlässt fallen wir in tiefen Schlaf und so stehen wir erst gegen Mittag auf, wenigstens sind wir ausgeschlafen.

Der Tag wird verregnet, wir müssen noch ein paar Erledigungen machen bevor wir abends in den Zug steigen: Geld abheben, Kosten mit dem Hostel begleichen, Fotos für das Nepalesische Visum machen lassen, natürlich Essen und Trinken für die lange Zugfahrt nach Lhasa einkaufen, unsere Reisegenehmigung für Tibet drucken und so weiter. Der Tag geht vorbei, ohne, dass wir es wirklich merken. Und plötzlich ist es 18 Uhr, Zeit zum Abendessen. Mit der ganzen Gruppe (nur Helen kuriert noch den gestrigen Karaoke-Abend aus) gehen wir im SìchuÄn-Restaurant Essen.

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Quint, Anne Marie und Sjoukje mit noch Gefühl in den Lippen.

Das Essen ist typisch SìchuÄn Küche: lecker-super-scharf und mit einem speziellen Pfefferkorn gewürzt, der unseren Mund taub kribbeln lässt – ein seltsames Gefühl! Unseren glühendem Mageninhalt kühlen wir mit einem Eis zum Nachtisch.

Dann heißt es zugfertig machen, Taschen holen und um 20 Uhr zur Bushaltestelle laufen. Bis zum Bahnhof sind es angeblich nur vier Stationen, kein Problem, unser Zug geht um 21 Uhr. Bald kommt auch ein Bus, in den wir sechs vollbeladen einsteigen. Wir fahren ein paar Minuten, dann biegen wir ab und sehen rechts an uns den Bahnhof vorbeigleiten. Hier wollen wir raus! Doch der Fahrer fährt weiter, keine Bushaltestelle in Sicht! Wir fahren immer weiter und weiter und uns graut es schon davor, soweit wieder zurück laufen zu müssen. Als wir um eine Ecke biegen und auf eine Brücke zusteuern, die über die Gleise und weiter weg vom Bahnhof führt, hält mich nichts mehr auf meinem Sitz. Ich stürme mit Rucksack auf dem Rücken und Essenstaschen in der Hand zum Fahrer nach vorne, reiße auf dem Weg dorthin noch einen Stadtplan an mich und fordere ihn deutlich auf, sofort anzuhalten. Der Fahrer reagiert abwehrend, ich solle mich wieder hinsetzen, aber daran denke ich gar nicht! Ich halte ihm die Karte vor die Nase und deute auf den Bahnhof, in dem Moment überqueren wir die Gleise und ich sehe in einiger Entfernung die Lichter des Bahnhofs. Meine Stimme wird lauter, ich komme näher. Stopp!, befehle ich ihm, doch er schüttelt den Kopf, fährt immer weiter. Nirgendwo eine Bushaltestelle in Sicht. Stopp! Stopp! Stopp!!!, schreie ich ihn an, er bekommt langsam Angst vor mir, deutet nach vorne auf die nächste Bushaltestelle, die ich aber nirgendwo sehen kann. Wir fahren weitere hundert, zweihundert, dreihundert Meter weiter, er gibt Gas um schneller die Bushaltestelle zu erreichen. Ich befehle ihm die Tür zu öffnen, wir springen raus. Es ist 20.30 Uhr und wir sind weiter vom Bahnhof entfernt als wir es im Hostel waren. Todesmutig überquere ich die Straße. Ich bin fuchsteufelswild und will jetzt sofort zum Bahnhof! Wenn wir unseren Zug verpassen… ich will gar nicht dran denken!! Im Stechschritt laufe ich auf der anderen Straßenseite zurück zur nächsten Bushaltestelle, die anderen folgen mir verzweifelt, was sollen sie auch tun? Dann höre ich plötzlich meinen Namen – bei den anderen am Straßenrand steht ein Bus! Oh Gott, ich muss zurück!, ich renne los. Doch der Bus fährt an uns vorbei, wollte nicht für uns anhalten. Wenige Sekunden später kommt zum Glück schon der nächste Bus. Wir steigen ein, fragen, ob er zum Bahnhof fährt, woraufhin der Fahrer nickend zustimmt. Der Verkehr ist natürlich unglaublich träge, jede Ampel ist rot und ohne Hupen kommen wir gar nicht von der Stelle. Dann endlich die Brücke, mittlerweile haben wir 20 vor neun. An der Kreuzung müssen wir links, doch der Bus ordnet sich rechts ein, wir flehen den Busfahrer an uns bitte bitte hier raus zu lassen. Er kennt unsere Geschichte nicht, aber er scheint unsere Verzweifelung zu spüren und hat zum Glück Mitleid mit uns. Er öffnet seine Türen für uns – wir sind draußen! Jetzt müssen wir nur noch die Straße überqueren und das lange Stück zurück zum Bahnhof laufen. Wir brauchen fast zehn Minuten im Laufschritt, alle ächzen und stöhnen – Himalaya Training! Aber wir hoffen auch inständig, dass wir es noch rechtzeitig schaffen! Wenn wir unseren Zug verpassen…. Unsere Tour, die wir bereits teuer bezahlt haben, würde dann jedenfalls flach fallen und…. ach, denken wir nicht dran! Weiterlaufen!

Schwitzend erreichen wir den Eingang des Bahnhofs. Hektisch quetschen wir uns so schnell es geht durch den Security Check – Taschen vom Rücken, aufs Fließband, durch den Metalldetektor, dann Taschen wieder auf den Rücken, die Lebensmittel kullern aus den Essenstaschen über den Boden, alles Einsammeln, dann Abtasten lassen – es ist zehn vor neun, auf der Anzeigetafel steht unser Zug ganz oben: 20:59, T22, Wartesaal 1, wir sprinten los, das Tor zu den Gleisen ist leer, nur der Kontrolleur steht noch einsam herum. Unsere Tickets werden gelocht, dann die Stufen runter in die Unterführung, weiter laufen, hinten sehen wir schon die rot leuchtende LED-Anzeigetafel, hier geht es hoch, da steht unser Zug, es ist acht vor neun, wir haben’s geschafft! Wir laufen zu unserem Waggon, bleiben keuchend und schwitzend stehen, müssen Tickets und Permit zeigen. Die Zugbegleiterin lässt sich ewig Zeit, kontrolliert alles ganz genau. Dann dürfen wir endlich eintreten. Geschafft!! Tatsächlich!

Wir finden unser Abteil, zum Glück sind wir mit Anne Marie und Helen zusammen in einem 6-er Abteil. Sjoukje und Quint sind im Softsleeper. Um uns herum nur glotzende und gaffende Chinesen. Aber egal, wir schmeißen unsere Taschen auf die Betten und ziehen erst mal sämtliche überflüssige Klamotten aus.

Durchatmen!

Wir haben’s geschafft! Tatsächlich! Der Zug fährt los.

Unser Tibet-Trip kann beginnen!

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Hi Ihr lieben Globetrotter ,
Euer Reisebericht macht John Grisham alle Ehre. Katrins „Kampf “ mit der chinesischen spezies ist schon beieindruckend. Hoffen wir mal, dass Ihr im Himalaya entspannter reisen könnt. Wir freuen uns schon auf euer nächstes lebenszeichen Mitte Nov.
Unser paradiesurlaub neigt sich leider dem Ende entgegen . Heute hatten wir eine sehr entspannte Katamarantour zu einer kleinen unbewohnten Insel mit Traumstrand u herrlichen Schnorchelgünden.
Die Fisch- u korallenwelt ist bunt und artenreich .
VLG von SuR

3. November 2011 20:17

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