Die Nacht nach Ahmedabad wird kurz. Um vier Uhr erreichen wir bereits unser Ziel. Die zwei Männer im 2. Klasse Abteil sind gut gekleidet, dick bauchig und schnarchen die ganze Nacht um die Wette (der dickere eindeutig im Vorteil). Der Zug ist ein älteres Modell mit abgeschlossenen Abteilen und einem konstanten Strom kalter Luft, die durch die zugestaubten Lüftungsschlitze gezielt auf meinen Nacken bläst. Um vier Uhr am Bahnhof von Ahmedabad (Kurzform “Adi”) sind wir dementsprechend schlaftrunken und langsam im Denken und Handeln. Aber das ist überhaupt kein Problem, denn unser Anschlusszug nach Mumbai kommt erst um 7 Uhr. Wo ist die Verspätung wenn man sie braucht? Wir schlurfen durchs Bahnhofsgebäude, gefolgt von den fasziniert starrenden Blicken, auf der Suche nach irgendwas Essbarem für die zweite Etappe. Immerhin werden wir Mumbai erst gegen 16 Uhr erreichen. Ich bekomme einen Cappuccino, Christian eine Minipizza, die mal wieder feuerscharf ist und im Mülleimer landet. Wir suchen eine Toilette und dann einen Wartesaal. Um diese Uhrzeit ist am Bahnhof schon richtig was los. Überall liegen in den Hallen Menschen in dünne Decken eingewickelt auf dem Boden und schlagen sich die Nacht um die Ohren. Andere hocken auf dem Bahnsteig zusammen in kleinen Grüppchen oder versammeln sich um das allgemeine Waschbecken, um sich zu waschen und ihre Atemwege von überflüssigem Schleim zu befreien. Überall hängen Schilder “Keep our City clean”, also spucken die Männer den rotgefärbten Kautabak nicht wie sonst einfach auf den Bahnsteig oder an die Säulen, sondern gehen dafür an die Gleise. Wir finden einen Wartesaal, in dem gerade eine Bank frei wird. Zuerst ziehen wir wie immer alle Blicke auf uns, manche ganz ungeniert und offen, andere versuchen ihre neugierigen Blicke hinter einer vorgehaltenen Decke zu verbergen und schlagen blitzschnell die Augen nieder, sobald wir ihren Blick erwidern. Doch dann beginnt die Familie auf der Bank neben uns mit ihrem morgendlichen Hygieneritual und jetzt haben wir endlich auch mal wieder was zu beobachten. Die Mutter – natürlich im traditionellen lilafarbenen Sari gekleidet – ist die Managerin der ganzen Aktion. Zuerst ist ihr Mann dran, klar. Sie verwaltet alle vier oder fünf Reisetaschen, weiß wo was verstaut ist (wahrscheinlich weil sie gepackt hat) und greift so zielsicher mal in die eine mal in die andere Tasche um ihrem Mann Handtuch, Seife, frische Klamotten, einen Kamm, unterschiedliche Cremes für Gesicht, Arme und Füße zu reichen und zum Abschluss noch den Lippenbalsam. Dann kommt der Sohn an die Reihe. Sie packt sich einen Waschlappen und die Seife und führt ihn bestimmt nach draußen, zum Waschbecken vermutlich. Nachdem sie ihn gewaschen hat, bekommt er eine neue Hose, ein schickes Hemdchen an und die Haare exakt gekämmt und gestylt. Die Tochter wird ebenfalls zum Waschen gebracht und bekommt neue saubere Kleidung. Den Rest muss sie allerdings allein bewältigen: Haare kämmen, Gesicht eincremen, Haarreifen aufsetzen. Das ganze Prozedere dauert etwa ein bis zwei Stunden. Für die Mutter selbst gibt es keinen neuen Sari, aber wenigstens Creme ins Gesicht und auf die Arme. Dann wird es auch schon langsam Zeit, dass wir uns zu unserem Zug begeben.

Wir sehen sofort, dass der Zug ein ziemlich altes Modell sein muss und finden daher auch erst unser Abteil nicht. Wir freuen uns schon: Erste Klasse, wenn auch ohne AC. Nachdem wir erst komplett ans falsche Ende des Zuges laufen, finden wir dann doch endlich unseren Wagon und auch unsere Namen auf der Liste, die draußen angebracht ist. Doch was uns im Innern erwartet ist weit entfernt von der ersten Klasse, die wir auf dem Weg nach Delhi kennengelernt haben. Zunächst sind unsere Plätze in verschiedenen Abteilen. Das Problem regeln wir, indem wir einen unserer Plätze mit einem Mann tauschen. Dann finden wir uns jedoch immer noch im dreckigsten und ältesten Abteil in dem wir bisher in Indien gereist sind.

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Erste Klasse? Und müde!

Wir bekommen auch auf der weiteren Fahrt weder Laken noch Decken oder Kissen und es kommt auch niemand vorbei, der uns Wasser oder Tee verkaufen will (was normalerweise ständig der Fall ist). Stattdessen bekommen wir schon bald Gesellschaft von vielen verschiedenen Leuten, die sich zu uns ins Abteil zwängen, von denen aber wahrscheinlich niemand den dritten Platz auf unserer Pritsche reserviert hat. Auch als ich nach oben flüchte, um noch ein wenig zu schlafen, bekomme ich Gesellschaft von einem Typen, der sich einfach mal dazu setzt. Erste Klasse haben wir uns wirklich anders vorgestellt und wir hören an den lautstarken Auseinandersetzungen in den Abteilen rechts und links von uns, dass wir nicht die Einzigen sind, die das so erleben.

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Blick aus dem Zugfenster.

Als bei einer Station endlich alle aussteigen, verriegeln wir unser Abteil einfach und haben unserer Ruhe. Jedenfalls für ein paar Stunden. Als dann jemand an unsere Abteiltür klopft habe ich ein schlechtes Gewissen, die Person könnte ja auch einen Platz bei uns reserviert haben. Doch stattdessen strömt gleich ein ganzer Trupp junger nach Schweiß stinkender Inder in unser Abteil, von denen mit Sicherheit keiner irgendeine Reservierung hat. Anstatt die Jungs rauszuschmeißen, versuchen wir sie zu ignorieren und tauschen die Plätze, damit ich am Fenster und nicht neben einem der neugierigen Typen sitzen muss. Als wir uns Mumbai nähern nehmen sie dann das Gespräch mit Christian auf und geben ihm schließlich hilfreiche Tipps wie wir am besten zu der Adresse unserer Couchsurfer kommen, die in einem Vorort von Mumbai wohnen.

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Wir halten schon eine Stunde vor Ankunft an anderen Stationen in Mumbai.

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Auf dem Weg ins Zentrum.

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Wir lesen, dass täglich etwa 500 Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben nach Mumbai ziehen.

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Die Müllberge wachsen an, die Flüsse werden zu Kloaken.

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Zehn Minuten vor der Ankunftszeit erreichen wir dann auch den Hauptbahnhof von Mumbai, Mumbai Central. Wir laufen zielsicher auf den pre-paid Autorikschastand zu und besorgen uns ein recht teures Ticket. In einem klassischen schwarzen kleinen Auto mit gelbem Dach werden wir durch den Nachmittagsverkehr zum Chhatrapati Shivaji Terminus, kurz CST (ehemals Victoria Terminal oder VT) gefahren, von wo aus wir mit einem lokalen Zug weiterfahren werden. Wir werden zwar erst ab 19 Uhr bei unseren Gastgebern erwartet, halten es jedoch für schlauer mit unserem Gepäck nicht mitten in der Rushhour (17-19 Uhr) zu fahren, während der es laut Reiseführer zum sogenannten “Super-dense Crush” kommt.

Auf dem Weg zum CST sammeln wir unsere ersten Eindrücke der größten Stadt Indiens. Voll ist es, ja, aber keinesfalls schlimmer als wir es zum Beispiel in Delhi erlebt haben. Dreckig, naja, schon, aber wir sind ja auch in einer indischen Großstadt. Was uns besonders positiv überrascht sind die alten Gebäude.

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Bombay Municipal Council Gebäude.

Die Innenstadt Mumbais ist eindeutig geprägt durch ihre britische Vergangenheit. Überall sehen wir dunklen Klinker, spitze Ziegeldächer und barocke Uhren. Sogar rote Doppeldeckerbusse fahren an uns vorbei.

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Die Ziegenmode scheint jedoch die gleiche zu sein wie in Delhi.

Als wir gerade mal wieder stehen und es nicht vor und zurück geht, sehe ich im Auto direkt neben uns ein kleines indisches Kind, das mich mit großen braunen Augen verwundert anschaut. Ich lächele ihm zu und winke, woraufhin es sich freut und zurück winkt. Dadurch aufmerksam geworden, dreht sich die ganze Familie im Auto zu uns um und schaut ebenfalls verwundert aber lachend zu uns rüber. Die Mutter des Kindes trägt eine Ganzkörperburka wie ich sie schon bei muslimischen Frauen in Delhi gesehen habe. Doch diese Burka geht noch ein Stück weiter. Mit Schrecken sehe ich, dass selbst vor den Augen, das einzige, was eine übliche Burka von ihrer Trägerin preisgibt, ein feines Gitter jeden Blicke auf die Frau unter der schwarzen Kutte verwehrt. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Ich habe das Gefühl im Auto neben mir säße ein Geist, ein unheimliches Wesen aus einem Gruselfilm, ein dunkles Gespenst. Doch ich versuche meine Angst zu verbergen und lächele allen, auch der unsichtbaren Frau unter ihrer Kutte, zu. Dann geht es auch schon weiter.

Wir erreichen CST und kaufen uns zunächst ein Ticket. Erste Klasse hatte man uns empfohlen und so kaufen wir uns ein ziemlich teures 1. Klasse Ticket nach Kharghar, unserer Station. Wir suchen unseren Zug, der bereits am Gleis steht und den erste Klasse Wagon. Zum Glück bekommen wir beide sofort einen Platz. Die Bahn sieht schon ziemlich alt und mitgenommen aus, dabei ist sie angeblich die effektivste Bahn der Welt, gemessen an der Personenzahl, die täglich damit ins Zentrum Mumbai und wieder raus transportiert wird. Die einzelnen Wagons sind nicht miteinander verbunden und die Türen der Wagons sind immer offen. Personen springen aus den Wagons heraus oder hinein während der Zug in die Stationen einfährt. Wenn es voll wird, hängen sie von außen am Zug und lassen sich die Haare vom Fahrtwind zerzausen. Wir sind froh über unsere Sitzplätze und unsere Entscheidung vor der Rushhour gefahren zu sein. Während wir das Zentrum der Stadt verlassen, sehe ich draußen die Wohngegenden der ganz normalen und ärmeren Leute am Zug vorbei fliegen. Im Müll ertrinkende Bäche, blauer Qualm über Müllhaufen, Leute, die im Müll wühlen, ein Junge, der auf die Schienen kackt. Dann Mäuerchen an Mäuerchen, die Rückwände der einfachen Häuser, dazwischen schmale Nischen, in denen Menschen verschwinden und hervortreten. Sandstraßen, Verkehrslärm. Wir entfernen uns immer weiter und fahren über eine Brücke. Um uns herum das Meer, Mumbai ist eine der größten Hafenstädte der Welt, natürlich ist hier Wasser. Wir sind schon ziemlich k.o. als wir die Station Kharghar nach gut einer Stunde endlich erreichen. Am Bahnhof stellen wir uns uns nicht an der langen Schlange für den öffentlichen Bus an, sondern verhandeln mit dem ersten Autorikschafahrer, den wir sehen. Wir packen unsere Rucksäcke in den Fahrgastraum und quetschen uns dazu. Khargar ist ein Vorort von Mumbai. Nicht besonders schön, mit vielen hohen Wohnhäusern und Wohnkomplexen, dazwischen Geschäfte und Restaurants und viel verbaute Fläche. Nach wenigen Minuten sind wir bereits da, am Eingangstor eines Wohnkomplexes, in dem laut Adresse unsere Couchsurfer wohnen. Wir gehen zum Eingang und werden natürlich sofort vom Wachpersonal aufgehalten. Wo wir denn hin wollten. Natürlich haben wir Namen und Adresse unserer Gastgeber aufgeschrieben und halten dem Wachmann diese vor. Er versucht bei den beiden anzurufen, doch da sie noch bei der Arbeit sind (was wir ihm vorher schon gesagt haben) geht zuhause keiner dran. Also ruft Christian Sunil vom Handy aus und reicht ihn dann an den Wachmann weiter. Endlich dürfen wir rein, aber nur bis in einen kleinen “Garten” (eine Steinbank und ein paar Steinblöcke umgeben von staubigem Gras und ein paar kahlen Sträuchern), wo wir nun wieder warten sollen. Der abgeschlossene und scheinbar recht gut bewachte Wohnkomplex erinnert uns ein wenig an ein Feriendorf. Kinder spielen auf der Straße, Anwohner gehen zwischen den Hochhäusern spazieren. Nach eine Weile gesellt sich eine ältere Frau zu uns. Sunil ruft erneut an und sagt, er würde jetzt losfahren, mittlerweile haben wir zwanzig vor sieben. Langsam wird es dunkel und die Mücken greifen an. In Mumbai ist es doch sehr viel wärmer als in den Städten bisher. Zu der Frau gesellt sich eine weitere, dann noch eine und noch eine, bis sie schließlich zu sechst quatschend und lachend zusammen sitzen. Ein kleiner Junge spielt gelangweilt auf den Steinblöcken, bringt von einem zum anderen, dass seine Mutter der Atem stockt. Immer wieder lachen die Frauen laut auf, sie sind fröhlich, so wie ich indische Frauen unter sich immer erlebe. Irgendwann verabschiedet sich die eine mit dem kleinen Sohn, dann löst sich nach und nach auch der Rest der Gruppe wieder auf. Wir warten immer noch. Es ist bereits halb neun als Christian endlich einen Anruf von Sunil bekommt. Die beiden sind gerade angekommen und kommen nun auf uns zu. Sie sind beide Anfang 40, was wir von ihrem Profil schon wussten, und auf Anhieb sehr nett. Wir fahren in den vierten Stock eines der Hochhäuser und werden in der sauberen Wohnung empfangen. Wir dürfen im Arbeitszimmer schlafen und haben sogar ein eigenes Badezimmer. Leider ist die erhoffte Dusche nicht ganz so wie wir uns sie vorgestellt hatten, sondern eben eine typische indische “Bucket Shower”, d.h. ein Eimer Wasser und ein Becher mitten im Badezimmer, ohne Duschwanne oder Vorhang. Aber egal, endlich duschen, nach über 24 Stunden reisen! Wir sind total erschöpft aber auch unglaublich hungrig. Alles was wir heute gegessen haben, war eine kleine Packung Kekse und ein zu scharfes Mittagessen im Zug, das wir uns geteilt haben. Zum Glück haben die beiden ebenfalls noch nicht zu Abend gegessen und nehmen uns daher mit in eins ihrer Lieblingsrestaurants in der Umgebung. Dort probieren wir verschiedene Brote (z.B. Dosa) und Dhals (Linsensoße) und eine super leckere und super sättigende süßliche Soße aus Rahm, Frischkäse, Rosinen und Gewürzen. Zum Nachtisch teilen wir uns Eis und Rasgullas. Vollkommen satt werden wir wieder zurück gefahren und wir genießen es in einem richtigen Auto durch die Gegend gefahren zu werden, abgeschirmt von Wind, Staub und Abgasen, auf weichen Sitzen und Zentralverriegelung. Was für ein Luxus!

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Heimaltar für Durga und Vishnu in unserem Zimmer.

Alle sind sehr müde und so gehen wir bald schlafen. Am nächsten Morgen werden wir um 8 Uhr geweckt. Wir haben am Abend vorher Wäsche waschen dürfen (endlich mal wieder!) und die muss jetzt aufgehängt werden. Dann gibt’s einen super leckeren Schwarztee mit Milch und frischem Ingwer und als wir eigentlich schon los wollen (9 Uhr war vereinbart), bekommen wir noch herzhafte Fladenbrote vorgesetzt, die als reichhaltiges Frühstück dienen. Dann verlassen wir die Wohnung und werden von unseren Gastgebern beim Bahnhof abgesetzt. Wir kaufen uns eine Bahnkarte zweiter Klasse und können damit für 90 INR pro Person unbegrenzt drei Tage lang fahren – wie günstig!

Diesmal fahren wir in getrennten Abteilen, da es bereits recht voll ist und ich mich lieber zwischen Frauen quetsche als zwischen Männer. Im Frauenabteil bekomme ich auch gleich einen Sitzplatz und werde neugierig aber immer mit einem freundlichen Lächeln beäugt.

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CST, hier wurde auch Slumdog Millionaire gedreht.

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Nach einstündiger Fahrt erreichen wir wieder die CST Station, ein barockes Gebäude mit vielen Verzierungen und Wasserspeiern an den Außenmauern.

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Wir wandern Richtung Süden und sind überrascht von dem relativ geregelt ablaufenden Verkehr, den gut begehbaren Bürgersteigen und dem vielen Grün, das wir zu sehen bekommen.

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Fast schon automatisch zieht es uns zur Kirche hin.

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St. Thomas’ Cathedral, das älteste britische Gebäude in Mumbai.

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Hinter der Kirche entdecken wir einen kleinen Park, mitten in der Stadt.

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Straßenkreuzung mit Blick auf den Clock Tower.

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Sie finden es lustig, dass wir sie lustig finden. Rasieren im Freien ist in Indien total normal!

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Irgendwann erreichen wir den touristischsten Ort der Stadt, das Gateway of India, ein weiterer prunkvoller Arc de Triomphe, der zu Ehren eines Besuchs von Königin Mary und König Geoge V. 1911 erbaut wurde. Ständig werden wir angequatscht, ob wir ein Foto wollen, eine Touristentour buchen wollen oder einen Guide brauchen. Nein Danke!

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Gateway of India.

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Nobelstes Hotel Indiens.

Gegenüber befindet sich das berühmteste und wahrscheinlich auch teuerste Hotel Indiens, das “Taj Palace Hotel and Tower”, in dem die günstigste Übernachtung (nicht im Hauptgebäude, sondern im weniger schönen Turm nebenan) bei 250 US$ beginnt. Wir wollen mal rein und die Luxustoilette ausprobieren. Nach oberflächlich gründlichem Taschen- und Personencheck (das Hotel wurde 2008 Schauplatz eines Terroranschlags) dürfen wir in die klimatisierte und nach Blumen duftende Lobby eintreten. Alles ist so wie man es sich in einem vornehmen Hotel vorstellt, nur dass überall Touristen herumlaufen. Die Toilette ist tatsächlich erstklassig: Sauber und mit aufmerksamer Toilettendame, die mir sogar die Seife in die Hand spritzt und mir eine Stoffserviette zum Händeabtrocknen reicht. Anschließend schlendern wir durch die hoteleigene Shoppingmeile und betrachten skeptisch die teilweise etwas nachlässig gepflegte Schaufensterdekoration von Gucci, Louis Vuitton usw.

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Lobby des Taj.

In den Poolbereich dürfen wir leider nicht, um einen viel zu teuren Kaffee zu trinken – nur für Gäste. Aber vielleicht ist das auch besser so. Stattdessen suchen wir uns wieder draußen ein nettes Café und trinken für einen Bruchteil des Geldes Tee und einen Mango-Milchshake.

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Im Café Mondegar.

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Öffentliche Telefone.

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Im Oval Maidan Park wird passioniert Kricket gespielt.

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Clock Tower und Dach der Universität.

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Natürlich können wir an dem nicht einfach vorbei gehen.

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Dschungel in der Großstadt.

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Wir bahnen uns unseren Weg durch die entspannte Innenstadt bis wir den Marine Drive erreichen, die Flaniermeile am Wasser.

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Romantische Promenade.

Wir sind erstaunt, auffallend viele indische Pärchen am Ufer zu sehen. Händchen haltende Männer sind uns ja seit Nepal kein fremdes Bild mehr (Homosexualität ist jedoch ein absolutes Tabu!), junge indische Frauen, die ihren Kopf an die Schulter ihres Freundes lehnen, haben wir dagegen noch nicht beobachten können.

Wir finden ein modernes Kino und entscheiden uns kurzfristig einen Film zu gucken. “Sherlock Holmes” hat bereits begonnen, bis der Film aber tatsächlich startet haben  wir laut der Dame an der Kasse noch fünf Minuten Zeit. Jetzt aber schnell! Erst müssen wir unten am Eingang durch die Sicherheitskontrolle: Tasche durchsuchen, abtasten. Dann die Rolltreppe rauf, erneut eine Kontrolle. Wieder Tasche ausräumen, ich soll den Akku aus dem Fotoapparat nehmen und abgeben. Wieder abtasten, noch schnell Popcorn und dann rein ins stockdunkle klimatisierte Kino. Der Film hat natürlich schon angefangen, ist aber so simpel, dass wir schnell rein kommen.

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Bevor wir uns auf den Heimweg machen, laufen wir noch einmal zurück zum Marine Drive.

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Um diese Uhrzeit ist die Atmosphäre fast schon urlaublich.

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Abends in Mumbai…

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…fühlen wir uns in der Großstadt…

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…und bestaunen den schön beleuchteten Bahnhof.

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Auf der Rückfahrt bekomme ich wieder im Frauenabteil einen Platz und finde mich zwischen einer Gruppe gut gelaunter junger Frauen und ihren Kindern wieder. Wir verstehen uns auf Anhieb wunderbar, auch wenn sie kein Englisch und ich kein Hindi spreche, abgesehen von “Meera nam Kathrin hey” und “Mayng Germany kee hong”, was alle zum Kichern bringt.

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Mutter und Kind.

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Zwei freche Jungs.

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Der Rest der lustigen Truppe.

Bei unseren Gastgebern bekommen wir ein leckeres, einfaches Essen bestehend aus Reis und Soße, dazu Salat. Wieder unterhalten wir uns lange bis alle hundemüde sind und wir wieder auf unser Schlafsofa fallen.

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CST bei Sonnenschein.

Am nächsten Morgen bringen uns Sunil und Pratibha wieder zum Bahnhof. Heute laufen wir vom CST Richtung Norden, wollen den weniger touristischen Teil Zentralmumbais entdecken. Wir fragen uns durch zum Crawford Market, einer großen Markthalle, in der alles Mögliche verkauft wird.

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Vor der Markthalle werden schon Blumen in allen Variationen verkauft.

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Im Innern gibt es dann (nicht nur) einen Verkäufer von Konserven und Essen aus dem Glas,…

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…mindestens einen, der Nüsse und Gewürze verkauft,…

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…einen für Knoblauch und Zwiebeln,…

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…noch einen mit Nüssen und so weiter,…

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…den Obstverkäufer…

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…und sogar Tiere werden hier zum Kauf angeboten!

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Er will sein Kaninchen an uns los werden. Ob es zum Essen sei, will Christian wissen. Natürlich nicht!

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Gänse schnattern…

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…neben einem Berg Ananas.

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Wieder draußen hört der Markt natürlich nicht auf…

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…in den Gassen des Zaveri Bazaar gibt es immer was zu kaufen!

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Vielleicht einen frisch gepressten Saft?

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Blumen (für die Götter)? Oder Chili mit Limette (als Glücksbringer)?

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Langsam verlassen wir dir Marktgegend wieder.

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Wir laufen weiter durch die Stadt bis wir den Chawpatty Beach erreichen. Das erste Mal Strand seit Sopot in Polen!

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Chowpatty Beach.

Ein halbes Jahr später sind wir also wieder am Meer, diesmal nicht an der Ostsee, sondern am Arabischen Meer.

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Strand wird hier allerdings nicht mit Bikini assoziiert: Ja nicht zu viel Haut zeigen!

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Die Mädels machen vor was “frau” am Strand trägt.

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Wir laufen wieder zurück in die Stadt hinein.

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Das Kino “Metro” im fast schon stalinistischen Baustil mit christlicher Symbolik.

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Am Cross Maiden wird wie immer Cricket gespielt.

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Wir “stolpern” über eine offene Kapelle.

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Auf der MG (Mahatma Gandhi) Road, alias „Fashion Street”.

Die Lockrufe der Verkäufer kennen wir bereits, doch sie bringen uns immer wieder zum Lachen. Unsere Favoriten sind kreative Sprüche wie “Looking is for free”, “99 Percent discount” oder einfach nur „Hello, look my friend“, “Come look my shop, sir” und der Klassiker: ”Yes!”.

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All der hassle macht durstig!

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Typischer kleiner Schrein am Straßenrand.

Dann nehmen wir den Zug, steigen jedoch schon früher aus, um mit Sunil und Pratibha einkaufen zu gehen. Wir wollen für sie kochen und da beide Vegetarier sind und sie gern lernen wollen Nudeln zu machen, haben wir uns Pasta mit Gemüse-Sahne-Soße überlegt. Als Vorspeise soll es Bruschetta geben. Wir gehen in einem super modernen Shoppingcenter, wie man es in jeder deutschen Großstadt finden könnte, für das Abendessen einkaufen. Wir sind beeindruckt – im Vergleich zum Markt von heute Morgen und der “Fashion Street” vom Nachmittag, betreten wir jetzt eine ganz andere Welt. So verwundert es auch nicht, dass wir alle Zutaten (außer Sahne und frischen Basilikum) im Riesen-Supermarkt bekommen.

Dann stellen wir die kleine Küche unserer Gastgeber auf die Probe und erklären den beiden wie man erkennt, dass Nudeln al dente sind, den Brokkoli vorkocht, die Sahnesoße abschmeckt und woraus der Belag für die Bruschettas zusammen gemischt wird.

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Das erste mal kochen seit Shanghai!

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Pratibha (schon im Schlafanzug) und Sunil schmeckt’s. Uns auch!

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Zum Nachtisch gibt’s (u.a.) noch das: Mangoeis mit Erdbeeren…

Der Abend klingt mit vollen Bäuchen und interessanten Gesprächen über indische Kultur gemütlich aus. Dann heißt es schon Taschenpacken, da unsere letzte Nacht bei Sunil und Pratibha bevorsteht.

Am nächsten Morgen müssen wir sehr früh, bereits um 4 Uhr, aufstehen, um unseren Zug um 7 Uhr ab CST zu bekommen. Sunil bringt uns zum Bahnhof, wo wir erst mal eine viertel Stunde auf unsere Bahn warten müssen. Dann sitzen wir gemeinsam zwischen müde gaffenden Männern im allgemeinen Wagon. Am CST haben wir dann noch genügend Zeit unseren Zug zu finden, der bereits am Gleis wartet. Wir verabschieden uns von Mumbai, das uns überraschend gut gefallen hat und freuen uns auf Goa, wo es heute hingehen soll!

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