Sobald wir unseren Zug betreten haben, merken wir gleich: Das ist ein älteres Modell als der letzte. Und wir hatten schon vermutet, alle Züge in Vietnam seien neu und sauber. Und dieser ist eben weder das eine noch das andere. In unserem Abteil liegen bereits drei Leute in ihre Decken gehüllt, zwei unten, einer in der Mitte, oder nein, Moment, auf einer der beiden unteren Pritsche liegen sogar zwei Personen, mit den Füßen zu einander. Wir hieven unsere Rucksäcke in die obere Ablage und klettern hinterher. Die Decke ist viel zu nah und diesmal hat sie auch noch schwarze Punkte und überall liegt Müll herum. In die freie Pritsche in der Mitte zieht Steffen, ein Deutscher, der die letzten zwei Tage seines drei-wöchigen Vietnamurlaubs in Nha Trang verbringen will, zum Schnorcheln. Wir wollen mal nicht all zu hohe Erwartungen an die angebliche Partystadt stellen. Wir stellen uns eine Skyline vor, davor eine dicke Strandpromenade, auf der einen Seite der Strand, wahrscheinlich übersäht mit Strandbars und vielen Leuten, die über Mittag ihren Rausch in der prallen Sonne ausschlafen, auf der anderen eine typische Tourimeile mit Souvenirshops, Massagestudios, Waxing, Tattoo-Studios, Postkarten, Bars, Restaurants, Cafés, ein bisschen wie Bangkok am Meer vielleicht.

Leider fehlt unserer Tür die Klinke, so dass wir uns zwischen einer geschlossenen Tür (die dann allerdings geschlossen bleibt, weil sie von innen nicht zu öffnen ist) und einer offenen Tür entscheiden müssen. Da wir ja jetzt zu siebt in einem kleinen Sechserabteil sind, scheint die offene Tür die bessere Lösung. Also Ohrenstöpsel tief rein stecken, Decke über die Nase ziehen (in Vietnam wird wieder auf dem Flur geraucht, wie in China) und Schlafbrille über die Augen gezogen. Obwohl die dünnen Matten, die als Matratze dienen, viel zu kurz sind, schlafen wir ganz gut.

In Nha Trang angekommen verabschieden wir uns von Steffen, der will nämlich in ein Taxi steigen, wir wollen laufen. Auf dem Weg Richtung Meer merken wir bereits, dass das Zentrum Nha Trangs recht modern ist, überall Hochhäuser, alles recht sauber und weitläufig, soweit werden unsere Erwartungen ja erfüllt.

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Eine schöne Kirche mit schicker weißer Maria gibt es jedenfalls.

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Großzügige Strandpromenade.

Am Meer spazieren wir über die breite Strandpromenade, auch ähnlich wie gedacht, nur schöner! Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Parks, in deren Schatten wir uns kurz von der knallenden Vormittagssonne erholen können. Der Sandstrand wird gesäumt von hohen Palmen, eigentlich ganz nett hier, für einen Stadtstrand jedenfalls!

Wir finden unser Hostel ohne Probleme und werden gleich in unser schönes kleines Zimmerchen mit Klimaanlage, Fernseher und Badezimmer gebracht. Hier ist es schön ruhig, Luft kommt durch ein kleines Fenster, die Dusche ist sogar warm! Nach einer Partymetropole sieht es irgendwie nicht aus. Aber vielleicht schlafen die auch alle noch…

Zum Frühstücken checken wir mal die Essensmöglichkeiten in unserer Nachbarschaft ab. Wir sind genau ins Herz der Backpackermeile gezogen, die Auswahl ist dementsprechend groß. Die Preise lassen uns schlucken, wieder ein bisschen teurer als Hoi An. Und: Die Speisekarten sind häufig ohne Kyrillisch-Kenntnisse gar nicht zu entziffern. Mit so vielen Russen haben wir gar nicht gerechnet, aber offensichtlich spricht hier die Mehrzahl der Touristen Russisch.

Zum Nachmittag ziehen wir dann an den Strand. Der Sand ist ganz grobkörnig, aber trotzdem toll, das Meer ist pipiwarm, Badewannen Temperatur. Einige Kilometer entfernt sehen wir Umrisse einzelner Inseln. Dort werden Touristen zum Schnorcheln raus gefahren. Wir sind erst mal wieder froh ein schönes Bett zu haben und faul am Strand abzuhängen!

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Unser neuer Strand.

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Gar keine Besoffenen, eine positive Überraschung!

Am Abend suchen wir fast schon verzweifelt nach einer günstigen Essensmöglichkeit. Überall gibt es den vietnamesischen Standard sowie Burger, Pizza, Pasta und Cocktails. Das alles zu ziemlich überteuerten Preisen. Müssen wir jetzt hungern? Endlich finden wir etwas, das nett aussieht und eher an der unteren Preisgrenze liegt.

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Und dann gibt’s zur Feier des Tages ein kühles Bier! (Sein erstes seit Kathmandu!)

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Na dann Prost Frau Brost! (Ich hatte in Auroville das letzte Bier.)

Am nächsten Morgen versuchen wir es woanders mit dem Frühstück, doch bereuen das schnell: Das Baguette ist labberig, die Marmelade und die Butter sind in futzi kleine Portionen abgepackt (und Nachbestellen kostet natürlich…) und das Obst hat seinen Zenit bereits überschritten. Tja, hinterher sind wir schlauer…

Heute gehen wir schon früher zum Strand und legen uns wieder in den Schatten der Palmen, echt praktisch, da brauche ich gar keine Sonnencreme! Wir lesen, hören Musik, spielen auf dem iPod rum. Am Nachmittag will ich mich dann auch mal in die Sonne wagen, aber was ist das? Ich bin total verbrannt! Wie kann das denn sein? Ich lag doch die ganze Zeit im Schatten! Tja, anscheinend hat mich die Sonne durch die Palmenwedel hindurch erreicht und rosarot eingefärbt. Da lieg ich jetzt, pink und mit glühenden Oberschenkeln, sogar meine Gesicht und mein Rücken sind verbrannt, dabei haben die sich doch schon gut an die Sonne gewöhnen können. Hilft alles nix! Ich muss die schöne Nachmittagssonne ohne mich sinken lassen und mich ins schattige Zimmer zurück ziehen. Auch Christian ist verbrannt, aber nicht so schlimm wie ich. Er war schlau genug, sich auch im Schatten einzucremen.

Wir buchen Tickets für den Bus nach Mui Ne, da geht’s morgen hin. Angeblich ist Mui Ne der schönste Strand überhaupt in Vietnam. Wir haben aber auch gehört, dass es dort viele Resorts geben soll, aber davon wollen wir uns nicht abschrecken lassen, wenn Mui Ne so schön ist wie alle sagen, gibt es sicher auch noch ein paar einfachere und erschwinglichere Unterkünfte.

Leider hat morgens um sieben noch alles geschlossen im Backpackerviertel. Wir laufen auf verzweifelter Frühstückssuche durch die Straßen. Zum Glück kann man sich von Straßenverkäufern ein Sandwich schmieren lassen. Das vertilgen wir dann im komfortablen und klimatisierten Touristenbus.

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Die grüne Landschaft Vietnams.

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Zum Mittagessen machen wir Halt an einem typischen Touristenrestaurant. Es gibt drei oder vier geschmacklich identisch fade Gerichte zur Auswahl, überall sitzen gelangweilt aussehende Bustouristen herum und alles wird übertönt von Musik, die auf jeder Butterfahrt angemessener wäre: “Hoppla-di Hoppla-da” in der Keyboard-Orgel-Version! Wir sind froh, als wir da wieder weg sind!

Dass wir Mui Ne erreicht haben, merken wir als erstes an den Dünen, für die der Ort auch bekannt ist. Riesige Sanddünen, ein bisschen wie in der Wüste. Dann sehen wir auch das Meer. Wir werden an einer Straße ausgeladen, mit den Worten “Mui Ne Center”, also sind wir wohl da. Wir packen unser Gepäck und laufen einfach mal die Straße in Fahrtrichtung weiter. Jetzt müssen wir uns nur noch aus dem sicherlich reichen Angebot was nettes raussuchen. Wir erkennen schnell, dass sich auf der linken Seite, wo auch das Meer liegt, die Resorts befinden, auf der gegenüberliegenden Straßenseite gibt es ein paar kleine Restaurants und Unterkünfte. Wir fragen ein paar Mal auf der Meerseite nach Preisen: Mindestens 15 US$ die Nacht. Das ist uns ein bisschen zu viel, normalerweise liegen wir unter 10 Dollar. Außerdem sind die Zimmer, die uns zu den Preisen präsentiert werden, nicht besonders ansehnlich. Also laufen wir weiter. Irgendwann reicht es mir, ich will an den Strand, vielleicht haben wir von dort einen besseren Überblick und können auch besser beurteilen was uns gefällt und was nicht. Strand und Meer sind von der Straße nicht einsichtig, davor steht immer irgendein Gebäude, also stapfen wir durch den Garten eines Resorts, gleich müsste da der Strand kommen, das Wasser sehe ich schon, aber wo die Gartenkante abbricht kommt kein Strand, der langsam ins Wasser abfällt, sondern vielmehr ein Betondeich. Beton?! Wir wollen doch Sand! Deswegen sind wir doch hier! Wir sind enttäuscht, so teuer und dann noch nicht mal ein Strand… Christian balanciert den steil abfallenden Betonwall hinunter Richtung Wasser, ich bleibe verschwitzt, deprimiert, resigniert sitzen, um das Ufer zu beiden Seiten in Augenschein zu nehmen. Zu beiden Seiten kommt irgendwann Sand, doch wie weit mag das weg sein. Zwei Kilometer? Drei? Wir müssen uns für eine Richtung entscheiden, haben aber keine Ahnung welche die richtige ist. Unsere Karte im Reiseführer hilft uns auch nicht weiter, wir haben keinen Anhaltspunkt, der uns verraten könnte, wo wir uns befinden. Wir beschließen andere Touristen zu fragen. Doch zu meiner Enttäuschung zucken alle mit den Schultern, Strand?, na da wo du gerade herkommst! Aber da war kein Strand! Jedenfalls kein Strand wie ich ihn mir normalerweise vorstelle. Was machen diese ganzen Leute hier? Den ganzen Tag in ihrem Resort am Pool rumliegen? Wollen die nicht auch mal einen Fuß ins Meer stecken? Ein Mädel schickt uns in die Richtung zurück aus der wir gekommen sind, dort befände sich ihres Wissens nach der öffentliche Strand. Nun, was sich hinter einem “öffentlichen Strand” verbirgt macht uns ein bisschen unsicher. Wahrscheinlich der Strand der Vietnamesen. Das ist ja schön für die Vietnamesen aber wir suchen nun mal nach dem Touristenstrand! Aber gut, wir folgen ihrem Tipp, laufen ein bis zwei Kilometer und die Gewissheit setzt sich durch: Hier geht’s zum Dorfstrand, nicht zum Touristenstrand. Das erkennen wir erstens daran, dass hier kein einziges Resort mehr steht und auch kein Restaurant oder Guesthouse mehr zu finden ist, zweitens an dem ganzen Müll am Strand und drittens an den skeptischen Blicken, die uns von allen Seiten zugeworfen werden. Hier sind wir falsch. Also, die Einsicht müssen wir jetzt schlucken, müssen wir wieder zurück.

Der Sonnenbrand auf meinem Rücken glüht, der Rucksack schubbert, zwischen den Schulterblättern, über den Bauch, an der Rückseite der Oberschenkel, in den Kniekehlen, von Stirn und Nacken rinnt der Schweiß, ein Glück, dass es heute bewölkt ist sonst läge ich jetzt schon mit Hitzeschock im staubigen Graben. Wieder sind wir, wo wir vor fast zwei Stunden rausgeworfen wurden, die Resort- und Hostelbesitzer versuchen uns schon gar nicht mehr anzulocken, sondern schenken uns nur Stirnrunzeln und Kopfschütteln, wir laufen jetzt zum dritten Mal hier vorbei. Die Taxifahrer hingegen sehen uns unsere Anstrengung an, auch Motorradfahrer halten immer wieder an, wollen uns mitnehmen. Nein! Wir laufen!

Nach weiteren zwei Kilometern wird es langsam offensichtlich, dass wir richtig gelaufen sind: Die Ressorts werden größer, schicker, teurer, mehr Restaurants auf der gegenüberliegenden Seite, kleine Supermärkte und Shops, Surfläden, Souvenirstände hier und dort. Wir fangen wieder an zu fragen – Christian muss den Job übernehmen, ich bin kurz vor dem Kollaps. Wie sehr habe ich von einem Zimmer oder einer Hütte am Strand geträumt? Den Traum muss ich jetzt vergessen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erblicken wir ein kleines hübsches Hotel, Christian will nachfragen, ich bin hoffnungslos, die letzten Angebot fingen bei 20 oder 25 US$ an, das hier sieht nach deutlich mehr aus. Christian fragt die Besitzerin nach dem Zimmerpreis: 14 US$, wir denken schon wir hören nicht recht, 40 Dollar wären realistischer gewesen. Nein, sie wiederholt noch mal: “FourTEEN Dollar”, wir wollen uns das Zimmer ansehen. Im zweiten Stock werden wir in ein wunderschönes neues, sauberes Zimmer gebeten. Wow! Wir sind gleich Feuer und Flamme, aber der Preis… Ich vereine meine letzten Kräfte für die Preisverhandlung, in der ich wirklich alles gebe. Aber die Frau ist wie ein Fels in der Brandung, sie geht keinen Dollar runter. Ich geb’s auf, wir gehen weiter.

Nach vielleicht hundert Metern ist meine Verzweiflung groß genug und Christians Ehrgeiz was günstigeres zu finden so weit geschrumpft, dass wir umkehren und das Zimmer doch nehmen. Die Frau freut sich, dass wir es uns noch mal überlegt haben. Und wir? Auch!

16 Uhr, endlich haben wir ein Zimmer gefunden! Heute muss der Strand ohne uns auskommen. Wir sind viel zu erledigt, um gleich wieder aufzubrechen. Stattdessen waschen wir uns Schweiß und Tränen unter der Dusche ab, was für ein schrecklicher Nachmittag! Wir haben den Strand gefunden (wir haben vorsichtshalber zwischendurch immer wieder nach geschaut, aber mittlerweile trennt ein immer breiter werdender Streifen Sandstrand Resorts und Meer) aber wo hat dieser verdammte Bus uns bitteschön rausgeschmissen?! Der hatte bestimmt einen Deal mit den Resorts dort, so weit ab vom Schuss. Für jeden Gast aus seinem Bus gibt’s Kommission, oder so.

Zum Abendessen trauen wir uns wieder vor die Tür. Auch wenn wir nicht mehr ganz so entnervt und fertig sind, finden wir die “Strandpromenade” (wobei man ja wie gesagt, den Strand und das Mehr vor lauter Resorts nicht sieht) hässlich. Das ist nicht anders zu beschreiben. Die Restaurants sind nicht besonders, weder bezüglich Einrichtung oder Personal, noch durch ihre Preise. Russische Preise. Und Russische Schrift. Überall! Zum Glück kann ich noch ein bisschen Kyrillisch. Hier kann ich es tatsächlich wieder auffrischen! Wer hätte das gedacht? Warum hier so viele Russen unterwegs sind (wir hören wirklich fast ausschließlich nur Russisch) ist uns nicht ganz klar. Vielleicht wegen früherer Beziehungen (wer weiß ob die Sowjetunion während des Vietnamkrieges nicht auch die ein oder andere Rakete an Nordvietnam gesponsert hat?) oder wegen der ganzen russischen Investoren, die hier ihre Ressorts aufgezogen haben, in die sie jetzt ihre eigenen Landsleute stecken. Ob das eine oder das andere, oder beides zusammen, wir sind ein wenig überrascht und auch enttäuscht. Wir hatten es uns doch irgendwie schöner vorgestellt…

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Muss ich mir Sorgen machen? Verliert er jetzt seinen Verstand?

Wir schlafen aus, heute wollen wir aber an den Strand! Doch vorher wird gefrühstückt. Leider ist das Angebot ziemlich mager. Was frühstückt der durchschnittliche Russe so? Pfannkuchen, so viel steht fest. Viel mehr gibt die Frühstücksauswahl auch nicht her. Wir bestellen, aber der Pfannkuchen sieht eher aus wie ein fettiges Rührei, das liegt schwer im Magen. Das Obst ist auch eher von gestern, ein altes Baguette bekommen wir dann auch noch, alles ziemlich enttäuschend. Frustriert ziehen wir uns auf unser Zimmer zurück und warten die glühende Mittagszeit ab. Wir essen irgendwo ne Suppe (damit kann man doch hoffentlich nichts falsch machen), das Hühnerfleisch ist eher Hühnerhaut als –fleisch, die Nudeln instant. Uns bleibt nur noch die Flucht nach vorne: Zum Strand!

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Unser neues nobles Zuhause.

In unserem Hotel bekommen wir netterweise zwei Strandhandtücher geliehen, wir haben immer noch keine gefunden. Um ans Meer zu kommen müssen wir erst eins der schicken Resorts durchqueren, wir entscheiden uns für das “Saigon Resort”, das gleich einen guten Eindruck macht: Geschwungene Hügellandschaft, blühende Büsche, Palmen, klar, ein großer Pool in der Mitte, drum herum Liegen und alles verbunden durch kleine Brücken. Wir schlängeln uns durch, welch ein Glück, dass wir weiß sind, so könnten wir doch fast dazu gehören. Aber auch nur fast.

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Nicht ganz unsere Liga: Das Saigon Resort.

Hinterm Begrenzungsmäuerchen des Resorts lassen wir uns im Schatten der Palmen nieder. Der Sand ist wie Seide, so fein und weich, er schmiegt sich gleich um unsere Körper, wie eine zweite Haut und sucht sich dabei seinen Platz in jeder Ritze. Bald haben wir Sand überall, in den Haaren, in den Ohren, unter der Kleidung. Mit dem groben Sand in Nha Trang hatten wir dieses Problem nicht. Aber dafür haben wir jetzt das weichste Sandbett unseres Lebens! Das Wasser verspricht Abkühlung, kann dieses Versprechen jedoch nicht halten: Eine riesige Badewanne, schwipp schwapp, aber toll!

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Gehakte Seide!

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Hier können wir wieder entspannen.

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Mui Ne ist Kite Surfer Paradies. Gegen Nachmittag jagen mehr und mehr Kites über das Wasser.

Auf dem Rückweg, Christian ist bereits vor gegangen, kaufe ich mir eine Cola zur Erfrischung und eine Packung Kekse als Nachtisch später. Ich schlendere mit meiner eiskalten Cola und die Welt ist in Ordnung. Ich bin angekommen und finde mich damit ab, dass alle mich für eine Russin halten. Da kommt mir ein Moppetfahrer in die Quere. Erst fährt er (wie ich’s gewohnt bin) neben mir her und will mich auf sich aufmerksam machen. Ich ignoriere ihn erfolgreich, der Moment, in dem er eigentlich von dannen ziehen sollte. Aber der Typ gibt sich damit nicht zufrieden. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ganz allein unterwegs bin, und er glaubt mir noch anders näher zu kommen. Lässig fährt er auf den abgesenkten Bürgersteig und direkt vor mich. Ich muss stehen bleiben, blicke von meiner Cola auf und sage mit möglichst desinteressiertem Blick: “No!”, mache einen Bogen um den Typen und will weiter. Doch nun werde ich verfolgt. In Schritttempo fährt er neben mir her, dieser schmierige Kerl mustert mich von Kopf bis Fuß, stellt mir Fragen in flirtendem Tonfall. Der Typ bringt mich auf die Palme! Und ich bin ganz allein. “NO!”, schreie ich ihn an. “Go away!”, ich komme mir so blöd vor, warum flippe ich hier eigentlich so aus? Doch das hat wohl gesessen. Er fährt davon, jedoch ganz gemütlich und mit einem Lächeln auf den Lippen – so ein Idiot! Meine Stimmung ist jedenfalls ruiniert.

Unter der Dusche verjage ich Sand und schlechte Laune aus all ihren Nistplätzen. Später suchen wir wieder resigniert nach einem Restaurant, dann gehen wir noch mal durch das “Saigon Resort”, das in der Dunkelheit natürlich schön beleuchtet ist. Am Strand können wir wieder ein bisschen auftanken. Nur wir, der Sand und die Wellen, das tut gut.

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Auf den Strandtag! Abgefüllt von der Zapfmeisterin.

Unser letzter Tag in Mui Ne, morgen geht es weiter nach Saigon (offiziell Ho Chi Minh City, HCMC). Doch heute gibt es noch mal einen Strandtag mit unseren Büchern. Wieder schlendern wir lässig auf “unser” Resort zu, doch werden wir heute von einem Sicherheitsmann aufgehalten. Wo wir denn hin wollten. Na zum Strand natürlich. Nein, das ginge hier nicht. Wieso? Die Frage beantwortet er uns gar nicht. Wir sollten einfach woanders lang. Wir sagen ihm, dass es keinen Weg zum Strand gäbe, außer durch eins der Resorts. Dann sollten wir es eben beim nächsten probieren. Wir gehen weiter, vielleicht geht’s ja irgendwie durch nen Schleichweg, aber da sitzt auch schon die nächste Person in Uniform und scheucht uns davon. Wir können’s kaum glauben, wie soll man denn hier als Nicht-Resortgast an den Strand gehen, wenn die ihre Resorts quasi Wand an Wand bauen? Wir gehen zur Rezeption, wollen dort unser Anliegen vortragen, doch werden bereits vor dem Eingang ins Gebäude erneut abgefangen. Eine Frau erklärt, der Strand sei hier privat. So ein Quatsch! Der Strand gehört allen! Wir gehen zum nächsten Resort und versuchen dort unser Glück. Und das finden wir auch, niemand behelligt uns, auch wenn der Poolboy einen unsicheren Blick in unsere Richtung wirft. Kaum haben wir die Ferienlandschaft, bestehend aus den gewohnten Komponenten, durchquert und weichen Sand unter den Füßen, stapfen wir zurück in den wohlbekannten Schatten des Nachbarresorts, wir müssen schmunzeln, die stellen sich echt was an…

Auf dem Rückweg suchen wir uns ein besonders schönes Resort, um zurück zur hässlichen Straße zu kommen. Wir staunen nicht schlecht über die luxuriösen Strandbungalows, an denen wir hier vorbei kommen. Wir spinksen rein, sieht toll aus! Draußen am Schild sehen wir fünf Sterne, im Internet recherchieren wir den Preis für die Luxusbungalows: Die gibt’s gerade zum Aktionspreis von 240 statt 300 Dollar! Frühstück inklusive. Na immerhin.

Noch einmal duschen, noch einmal essen (wir machen uns schon gar keine Hoffnungen mehr auf gutes Essen), noch einmal schlafen, dann sitzen wir in unserem tollen Hotel, das sich als echter Glücksgriff erwiesen hat, und warten auf unseren Bus in die Stadt, die Hauptstadt des ehemaligen Südens Vietnams: Saigon.

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Schönstes Zimmer in Vietnam. Oder kann Saigon das noch toppen…?

2 responses


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Hallo,
habe gerade angefangen euren Reisebericht zu lesen und bin auch uebermorgen auf dem Weg mit dem Zug von Hanoi Richtung Mui Ne. Ist der Strand in Mui Ne empfehlenswert, um einige Tage dort zu bleiben? Ich kenne mich nicht so gut mit der Ortschaft aus. :)
Gruss, Miks

31. März 2012 13:52

Hallo Miks!

Jetzt bist du wahrscheinlich schon in Mui Ne angekommen und hast selbst erfahren wie es ist. Uns hat es nicht so gut gefallen, obwohl der Strand wirklich schön ist (wenn man einmal zu ihm vorgedrungen ist…)! Wir haben im De Light Hotel gegenüber vom Coco Beach Resort gewohnt, für 14 US$ die Nacht im super Zimmer – das war wirklich ein guter Deal! Wenn du Kitesufer bist, wird es dir sicher trotz Resorts, Russen und teurer Preise gefallen! Ansonsten können wir Nah Trang eher empfehlen oder Hoi An (kannst ja in unseren Berichten nachlesen wie es war). Falls du noch nach Cambodia fährst ist Outres Beach in Sihanoukville ein guter Tipp!

Viel Spaß noch und liebe Grüße vom Strand!

Chris & Kat

2. April 2012 09:27

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