Der Flughafen von Singapur überzeugt natürlich mit Modernität und Ordnung. Wir finden alles schnell und ohne Umwege. Mit dem Skytrain geht es wenige hundert Meter weiter zu unserem Terminal. Dort sind wir schnell eingecheckt, werfen unsere Rucksäcke aufs Band, lassen uns aus dem Stadtstaat rausstempeln und haben dann noch Zeit ein wenig Zeit, durch den vornehmen Duty Free Bereich vorbei an Gucci, Rolex und Longchamp zu schlendern.

IMG_2670 (Small)

Damit alle Bescheid wissen.

Nach dem Gate-eigenen Sicherheitscheck ist unser Flug bereits bereit zum borden und wir schieben uns mit den anderen Passagieren (die uns mit ihren Trolley nerven, mit denen sie uns ständig über die Füße fahren) durch die Brücke in den Flieger.

IMG_2678 (Small)

Wir können noch mal unsere erste Wohnung in Singapur sehen (Marina Bay, rechts im Bild).

Wir lassen Singapur unter uns zurück und fliegen anschließend knappe zwei Stunden über das blau schimmernde Meer der indonesischen Inseln. Sumatra, der westlichste Ausläufer des Inselstaates, überfliegen wir kurzerhand. Eigentlich hätten wir hier von Singapur aus eine Fähre nehmen können und dann über den Landweg Sumatra durchqueren können, um dann wieder mit der Fähre nach Java überzusetzen, wohin wir jetzt mit dem Flieger unterwegs sind. Der See- und Landweg hätte allerdings um einiges länger gedauert und wäre mit Sicherheit auch deutlich anstrengender geworden. All die Strapazen (und das zusätzliche Geld, das der Überlandtrip gekostet hätte) sparen wir uns jetzt mit unserem Flug. Als wir zum Landeanflug auf Jakarta, die Hauptstadt Indonesiens im Westen Javas ansetzen, dürfen wir unsere Uhren wieder eine Stunde zurückstellen. Etwa eine Stunde nachdem wir in Singapur das Flugzeug bestiegen haben, verlassen wir es in Jakarta wieder.

Der internationale Flughafen Jakartas erinnert an die 70er oder 80er Jahre. Wir müssen 25 US$ pro Person für unser letztes Visum auf dieser Reise hinblättern, beim nächsten Fenster bekommen wir dann den Aufkleber in den Pass geklebt. Wir dürfen 30 Tage bleiben. In 29 geht unser Rückflug nach Düsseldorf. Bis dahin wollen wir Java durchqueren und auf Bali, von wo aus unser Rückflug geht, ein paar Wochen entspannen.

IMG_2687 (Small)

Willkommen auf der Südhalbkugel! Flughafen Jakarta.

Den Anweisungen unserer Couchsurferin folgend laufen wir mit unserem Gepäck vor den Flughafen, wo wir bereits von den Massen der Taxifahrern abgefangen werden, die uns plötzlich wieder penetrant anquatschen. Nach Singapur fast ein kleiner Kulturschock. Wir suchen den öffentlichen Bus, der uns in die Stadt bringen soll. Wir kaufen zwei Tickets, dann warten wir mit vielen anderen Indonesiern in der schwülen Hitze.

IMG_2688 (Small)

Warten auf den Bus.

Den Äquator haben wir mit dem Flugzeug überflogen und befinden uns nun auf der Südhalbkugel. Die Sonne steigt hier also im Norden und nicht im Süden hoch hinauf. Ein wenig verwirrend, aber so nah am Äquator steigt sie sowieso ziemlich steil hinauf und lehnt sich kaum in irgendeine Himmelsrichtung. Endlich kommt unser Bus und wir finden zwei Plätze. Der Bus ist mal wieder eisgekühlt. Wir sind mindestens zwei Stunden im zähflüssigen Verkehr der auf den ersten Blick ziemlich chaotisch wirkenden Stadt unterwegs, als wir endlich die Endhaltestelle erreichen. Hier sollen wir umsteigen. Zunächst werden wir wieder abgefangen und von den neugierigen Typen verfolgt, die uns alle in irgendein Taxi oder auf den Rücksitz ihres Motorrades packen wollen. Wir fliehen, ich fühle mich durch die durchdringenden Blicke der kleinen dunklen Männer an Indien erinnert und will nur noch weg. Zum Glück kommt in dem Moment ein klappriger kleiner Bus, der ebenfalls etwas von Indien hat, an uns vorbei gefahren, den die aufdringlichen Kerle netterweise für uns anhalten und wir aufspringen können. Auf Bänken, die für kleinere Menschen als uns gemacht sind, quetschen wir uns mit unseren Rucksäcken, der Bus wühlt sich in den undurchdringlichen, nach Abgasen stinkenden und vom Hupen erfüllten Nachmittagsverkehr. Es geht weder vor noch zurück und draußen braut sich gerade ein kräftiges Gewitter zusammen. Zwanzig Minuten später, unser Bus ist wenige hundert Meter weiter vorgedrungen, öffnet sich der Himmel und lässt einen Sturzbach auf alles herniedergehen, das sich gerade auf den verstopften Straßen befindet. Zum Glück sitzen wir drinnen und nicht auf dem Rücksitz eines der vielen Motorräder, deren Fahrer sich jetzt mit Regencapes gegen die Fluten schützen. Das Wasser in den Straßen steigt immer höher. An einer Straßenkreuzung stehen zwei kleine Kinder, die bei den wartenden Autos nach Kleingeld betteln. Das Mädchen ist in Unterhose und T-Shirt gekleidet und steht bis zu den Knöcheln in einer braunen Pfütze. Der Junge kommt dazu gesprungen und spritzt das schlammige Wasser auf die Straße, über die bereits ein kleiner Bach fließt. Neue Passagiere springen auf, sie waten durch wadentiefe Pfützen, schützen sich mit Regenschirmen oder Plastiktüten. Ich versuche umständlich meine Turnschuhe durch meine FlipFlops zu ersetzen. Wenn wir jetzt raus müssen will ich nicht mit Turnschuhen im Wasser stehen. Doch neben mich hat sich ein Typ in die Sitzbank gezwängt, der nun keinen Millimeter zur Seite rückt und es mir so zusätzlich schwer macht mich zu bewegen.

Plötzlich lässt der Regen wieder nach, bzw. fahren wir dahin wo die Straßen noch trocken sind und genau da werden wir rausgeschmissen. Wir springen aus dem Bus und flüchten uns unter das schiefe Vordach eines kleinen Ladens. Schnell holen wir die Regenjacken raus und verstauen alles, was nicht nass werden soll in unseren Rucksäcken. Langsam fängt es nämlich auch hier an zu regnen. Wir fragen uns durch, müssen eine Kreuzung überqueren. Mittlerweile ist es dunkel und die ersten Tropfen fallen vom Himmel. Wir sollen in einen Pickup steigen und bis zum vereinbarten Treffpunkt fahren. Im Pickup warten wir ewig bis der Fahrer mit der Anzahl seiner Fahrgäste einverstanden ist. Das dauert uns zu lange, vor allem da es angeblich nur noch 500 Meter sind bis wir am Ziel sind. Wir steigen wieder aus und laufen das letzte Stück. Immer auf der Hut vor den Lastwagen, Bussen und den dazwischen Slalom fahrenden Motorradfahrern, die uns gefährlich knapp überholen. Einen Bürgersteig gibt es natürlich nicht. Endlich erreichen wir das Shoppingcenter, in dem wir uns bei McDonald’s treffen sollen. Wir haben vier Stunden für die Strecke vom Flughafen bis in die Innenstadt (dabei sind wir immer noch etwa eine Stunde südlich vom wirklichen Zentrum Jakartas entfernt) gebraucht und haben natürlich Riesenhunger! Wir bestellen Burger, Pommes und Cola, dann rufen wir Oshin, unsere Couchsurferin an, die sofort völlig entsetzt darüber ist, dass wir so furchtbar lang im Verkehr festgesteckt haben. Fünf Minuten später steht die gedrungene, gelockte und quassellige Indonesier vor uns und entschuldigt sich vielmals für das Chaos ihrer Heimatstadt. Sie nimmt uns mit zu ihrem Elternhaus in einer verwinkelten Wohnsiedlung um die Ecke. Bei einem kleinen Shop auf dem Weg kaufen wir eine SIM-Karte für unser Handy, die Mädchen in dem Geschäft lassen mir über Oshin ausrichten, dass sie mich wunderschön finden. Sie schätzen mich auf 19 Jahre, ich fühle mich an China erinnert. Dabei gibt es unter den Indonesierinnen auch viele Schönheiten. Ethnisch ist das Land sehr durchmischt. Die Bevölkerung Indonesiens stammt ursprünglich von den Malaysiern ab, durchmischte sich dann jedoch mit Indern und Chinesen. Wir sind überrascht, die flachen, kantigen Gesichter und roten Bäckchen der Mongolen bei manchen zu entdecken. Die Mischung der verschiedenen Ethnien hat bei vielen zu ganz neuen aber wunderschönen dunklen asiatischen Gesichtern mit schwarzen Augen und festen Haaren geführt. Oshin ist mit ihren störrischen Locken, die sie versucht mit Haarbändern zu bändigen, eine eher außergewöhnliche Erscheinung.

In ihrem Elternhaus werden wir von einem faltigen kleinen Männchen (ihrem Vater) und einer relativ großen kräftigen Frau in stark gemustertem Nachthemd (ihrer Mutter) empfangen. Die beiden sprechen natürlich kein Wort Englisch und Oshin hat uns bereits darüber aufgeklärt, dass wir bei den Eltern als Bruder und Schwester vorgestellt werden. Indonesien ist mehrheitlich muslimisch. Obwohl es eigentlich von jeder Religion der Welt Vertreter auf den vielen tausend Inseln Indonesiens gibt, hat der Islam den Hinduismus nach vielen Jahrhunderten der Hindukönigreiche abgelöst. Als in Indonesien irgendwann der Religionszwang eingeführt wurde, entschieden sich über 80 % für den Islam. Oshin stammt daher aus einer islamischen Familie, lebt aber, wie sie sagt, und wie es in Indonesien auch weit verbreitet ist, keinen strengen Glauben. Erst durch die Verbreitung radikalerer Formen des Islam über moderne Medien erreichten Indonesien Terror und Burka. Traditionell ist der Isam in Indonesien lockerer als in den arabischen Ländern und auch häufig mit den ursprünglichen Naturreligionen vermischt.

Das Haus der Familie (Oshins zwei ältere Brüder sind bereits ausgezogen oder zur Zeit nicht zu Hause) liegt in einer kleinen Gasse Wand an Wand mit anderen kleinen Steinhäuschen. Im unteren Stockwerk müssen wir das kleine dunkle Wohnzimmer durchqueren, dann durch einen kleinen Raum, der als Flur und Küche dient und anschließend eine steile Holzleiter hinauf, die zu einer überdachten Terrasse führt. Ein Raum dient Oshin als Zimmer. Sie hat Fotos von sich und ihren Freundinnen an die Wände gepinnt, Spiegel aufgehängt, einen CD Player. Auf dem Boden liegen zwei dünne Matratzen nebeneinander, auf denen Oshin und meistens auch ihre Mutter schlafen. Oshin hat eindeutig das modernste Zimmer und ein richtiges Mädchenzimmer ist es auch. Wir sind froh, dass wir hier oben schlafen dürfen und nicht unten auf einer der alten Couchgarnituren untergebracht werden. Während wir da sind schläft Oshin mit ihrer Mutter auf der Matratze im Elternschlafzimmer, der Vater bleibt wie immer im Fernsehsessel sitzen, wie Oshin uns erklärt.

Das Badezimmer befindet sich unter unserem Raum und ist nach Singapur wieder ein wenig gewöhnungsbedürftig. Ein richtiges indonesisches Bad halt. Der Raum ist bis auf Schulterhöhe gefliest, in der einen Ecke befindet sich das große Wasserbecken, das über einen Hahn aufgefüllt werden kann, in der anderen die Schüssel des Stehklos. In der Wand ist am Boden ein Loch, durch das das Duschwasser abfließen kann. Mit einem Plastikkelch schütten wir uns das erfrischend kalte Wasser über den Rücken – Bucket-Shower nennt man das.

Wenige Minuten später sitzen wir schon im sauberen und anscheinend nagelneuen Kleinwagen der Freundin Nandja und werden in die Stadt gefahren. Dort treffen wir bei einer indonesischen Restaurantkette auf weitere Freundinnen und Freunde von Oshin. Alle empfangen uns freundlich, stellen uns bewundernde Fragen, die Mädchen machen mir Komplimente. Wir teilen uns eine Portion Saté, Fleischspieße mit Erdnusssoße, ein typisches Gericht in Indonesien, nach den Burgern und Pommes sind wir allerdings immer noch ziemlich satt.

IMG_2696 (Small)

Oshin (ganz rechts) und ihre Mädelsclique.

IMG_2697 (Small)

Oshin freut sich, dass ich ihr Kleid trage, ich freue mich über die Abwechslung in der Garderobe!

Dann löst sich die Runde langsam wieder auf und wir sehen mit Staunen, dass Oshins Freundinnen eine nach der anderen in ein großes teures Auto steigt (die eine fährt einen BMW, die andere einen Toyota Landcruiser) und werden dann selber bei ihrem Kumpel in den dicken Geländewagen gepackt. Wir unterhalten uns mit ihm über seine Zukunftspläne. Er möchte seinen Master in BWL machen und hat dann den Traum bei einem der großen Unternehmensberater zu arbeiten.

Wir werden in der Nähe von Oshins Haus abgesetzt und laufen mit ihr durch die kleinen Gässchen bis wir bei ihr zuhause angekommen sind. Endlich können wir ins Bett.

IMG_2702 (Small)

Frühstück vor unserem Zimmer.

Am nächsten Morgen werden wir von der großzügigen Mutter als erstes mit einem üppigen Frühstück versorgt. Es gibt Nasi Lemak (Reis mit getrocknetem Fisch, gerösteten Erdnüssen und scharfer Soße), Nasi Goreng (gebratener Reis), Kartoffelplätzchen und Schrimp-Chips. Oshin hat uns eine Wegbeschreibung zur Busstation hinterlassen. Sie ist schon lange vor uns aufgestanden um zur Arbeit zu fahren, wo sie als Accountant arbeitet.

IMG_2706 (Small)

Auf dem Weg zur Busstation.

Wir finden die Station des “Busway” schnell. Da in Jakarta der Verkehr notorisch chaotisch und die Straßen eigentlich zu jeder Tageszeit verstopft sind, gibt es seit einigen Jahren den sogenannten “Busway”, eine extra Spur, nur für Busse, die durch einen Bordstein vom restlichen Verkehr getrennt ist. Wir kaufen unser günstiges Ticket: 3.500 Rupia (12.000 Rupia entsprechen 1 Euro) und können damit durch die ganze Stadt fahren. Wir müssen einmal umsteigen, um zum Monas, dem Monument Nasional, dem Wahrzeichen Jakartas und Erinnerung an den ersten indonesischen Präsidenten des Landes, zu gelangen. Die Fahrt dauert etwa 1 1/2 Stunden.

Im Monas müssen wir erst eine kleine Eintrittsgebühr zahlen, dann dürfen wir in den Sockel der riesigen Fackel eintreten, der eine Ausstellung zur Geschichte Indonesiens beherbergt. In Schaukästen sind die wichtigsten Szenen der Nation dargestellt. Von den einfachen Höhlenbewohnern und Bauern, zu den Handelsverbindungen mit den Chinesen, der Ankunft und blühenden Herrschaft der Hindukönige, der Hochzeit des Hinduismus, der Ankunft des Islam im 15. Jahrhundert und der Verbreitung der neuen Religion, bis zum Zeitalter des Kolonialismus. Erst durch die Portugiesen, die dann im 17. Jahrhundert von den Holländern abgelöst wurden. Die Darstellungen der Rebellionen gegen die ausbeuterischen Holländer sind immer sehr patriotisch, wenn auch wenig erfolgreich. Erst im Zweiten Weltkrieg gaben die Niederlande Indonesien an Japan auf, die das Land in ein einziges brutales Arbeitslager verwandelten. Nach der Niederlage Japans ging Indonesien erst an Holland zurück, wurde dann aber 1949 für unabhängig erklärt. Was danach kommt wird ziemlich geschönt dargestellt. Wir wissen allerdings, dass in den 60er Jahren der General Suharto den damaligen Staatschef Sukarno zur Amtsniederlegung zwang und das Land in eine Diktatur verwandelte, die erst 1998 nach langen Protesten der Bevölkerung wieder aufgelöst wurde. Das Denkmal, in dem wir uns gerade befinden, wird von der Bevölkerung auch ironisch “Sukarno’s last erection” genannt.

Nachdem wir die Ausstellung gesehen haben, wollen wir nun hinauf, auf die gut 100 Meter hohe Aussichtsplattform. Wir müssen wieder eine kleine Eintrittsgebühr zahlen, dann dürfen wir uns in die lange Schlange eingliedern, die zum einzigen extrem langsamen Aufzug führt. Wir stehen eine ganze Stunde und arbeiten uns Schritt für Schritt auf den kleinen Aufzug zu. Als wir im Vorraum ankommen, entdecken wir eine Treppe und könne es kaum fassen. Da stehen die Leute hier stundenlang an und es gibt eine Treppe?? Hätten wir doch mal vorher nach gesehen! Doch jetzt stehen wir schon kurz vorm Aufzug, jetzt fahren wir auch damit. Zusammen mit zwei Frauen und einer Horde Kinder dürfen wir den kleinen Aufzug betreten. Kurze Zeit später sind wir endlich oben angekommen und können über die Stadt blicken. Tatsächlich führt keine Treppe bis nach oben, wir müssen mit dem Aufzug bis kurz über die unterste Ebene fahren, dann müssen wir die letzten Stufen laufen.

IMG_2723 (Small)

Blick über Jakarta.

IMG_2725 (Small)

IMG_2737 (Small)

Monas wieder von  unten.

Da das Nationalmonument direkt neben dem Bahnhof liegt, laufen wir rüber und erkundigen uns nach Bahnverbindungen nach Surabaya, wo wir als nächstes Zwischenstation machen wollen. Leider sind die günstigeren Züge bereits ausgebucht und es gibt nur noch Nachtzüge, jedoch ohne Schlafwagen. Also buchen wir den teuren Zug über Tag, der auch “nur” 11 Stunden für die knapp 800 Kilometer braucht.

IMG_2741 (Small)

Die Figuren symbolisieren Jakarta.

IMG_2743 (Small)

Jungs unterstützen ihren Tanz mit Trommeln und sammeln anschließend Geld.

Nachdem wir das erledigt haben, wird es bereits Zeit uns mit Oshin am vereinbarten Treffpunkt zu treffen. Mit ihr treffen wir Majid, den Syrier, der momentan vor politischer Verfolgung in seinem Heimatland auf der Flucht ist und nun in Jakarta nach Arbeit sucht. Wir gehen indonesisch Essen. In einem kleinen ziemlich heruntergekommenen Restaurant wird anstatt der Speisekarte einfach alles auf den Tisch gestellt, was es hier zu essen gibt. Wir dürfen uns nehmen was wir wollen und bezahlen das was wir gegessen haben.

IMG_2746 (Small)

Speisekarte gibt es nicht. Stattdessen kommt einfach alles auf den Tisch.

Nach dem Essen nimmt uns Oshin mit in einem Bar, wo wir einen anderen Couchsurfer treffen und etwas trinken.

IMG_2747 (Small)

Main Cocktail fällt ein wenig anders aus als erwartet.

IMG_2750 (Small)

Mit Oshin.

Mit dem Busway geht es wieder zurück bis zu Oshins Haus. Müde von dem anstrengenden Tag fallen wir gegen Mitternacht auf die Matratzen.

IMG_2757 (Small)

Am nächsten Morgen bekommen wir wieder das gewohnt üppige und herzhafte Frühstück vorgesetzt. Dann machen wir uns wieder mit dem Busway auf den Weg ins Stadtzentrum.

IMG_2758 (Small)

Straßenkreuzung am Busway.

Heute wollen wir in den historischen Kern, nach Kuta fahren. Dort soll es holländische Architektur zu sehen geben. Doch als wir nach fast zwei Stunden Fahrt endlich am Ziel sind, fragen wir uns, ob wir hier überhaupt richtig sind. Es gibt zwar eine verkehrsberuhigte Touristenstraße, in der aller mögliche Tourikram verkauft wird, aber wir sind anscheinend die einzigen weißen Touristen. Ständig hören wir die “Bule, Bule!” (Weiße, Weiße!) Rufe, an die wir uns schon gewöhnt haben. Alle starren uns an.

IMG_2760 (Small)

Haltestelle Kuta.

IMG_2761 (Small)

Einzige Touristenstraße in Jakarta.

IMG_2764 (Small)

Am Taman Fatahillah Platz ist der holländische Einfluss nicht zu übersehen.

Dann erreichen wir endlich den Taman Fatahillah Platz, das ehemalige Zentrum Batavias, wie Jakarta unter niederländischer Herrschaft hieß, auf dem das alte “Stadhuis” zu sehen ist. Ansonsten suchen wir allerdings vergeblich nach restaurierten Häusern. Im Gegensatz zu anderen Städten zerfällt hier alles um uns herum, überall stehen Ruinen und sich in Auflösung befindliche Häuser herum.

IMG_2768 (Small)

Ein wenig enttäuscht laufen wir weiter, wollen zum alten holländischen Hafen an dem die VOC  (Vereenigde Oostindische Compagnie) ihren Handel abwickelte. Wir müssen am dreckigen Straßenrand entlang laufen, über Müll steigen und atmen die dicken schwarzen Wolken der Lastwagen ein, die an uns vorbei ziehen.

IMG_2769 (Small)

Auf dem Weg zum Hafen.

Es riecht wie Indien – gammelndes Wasser, Fäkalien, Abgase, Öl, brennender Müll – und sieht auch so aus: Hunde, die sich das Fell von der geröteten Haut kratzen, Männer mit ölverschmierten Händen, die ein Mofa schweißen, dreckige Werkstätten, schwarze blubbernde Wasserläufe. Nur die Kühe fehlen.

IMG_2803 (Small)

Ein Mann sammelt aus dem faszinierend-ekelerregenden Fluss wiederverwertbare Teile auf.

Wir haben keine Ahnung wo es lang geht, finden dann aber doch so etwas wie den Eingang zum Hafen, eine gewundene Straße, an deren Rand sich die kleinen Läden reihen.

IMG_2774 (Small)

Am Hafen.

IMG_2778 (Small)

Wir werden in eine Gasse geschickt und sind gleich umringt von dreckigen Kindern, die barfüßig im schwarzen brakigen Abwasser herumlaufen. Wir halten unsere Wertsachen instinktiv fest. “Bule, Bule!!”, wir haben eine Schar Kinder, die uns kichernd und neckend folgt, sie wollen uns anfassen, die Erwachsenen beäugen uns überrascht aber lächelnd.

IMG_2781 (Small)

Die Gassen werden immer enger und wir müssen am Rand der Gosse balancieren. Irgendwie ist uns nicht mehr geheuer, wir drehen um, doch die Erwachsenen schicken uns wieder zurück. Anscheinend sind wir doch auf dem richtigen Weg. Also versuchen wir es weiter. Dann erreichen wir tatsächlich den alten Hafen. Alles steht auf Holzpfählen, die Wege bestehen aus morschen Brettern, die ebenfalls auf Pfählen im grünen, dickflüssigen Wasser stehen.

IMG_2784 (Small)

Hafen Batavia.

IMG_2785 (Small)

Fasziniert von der Lebenssituation dieser Menschen laufen wir orientierungslos durch die “Wohnsiedlung” am Hafen. Die Leute freuen sich uns zu sehen, wir laufen teilweise direkt durch ihre Küchen und Wohnzimmer, werden zum Verweilen eingeladen, lehnen jedoch dankend ab. Zulange wollen wir hier auch nicht bleiben.

IMG_2788 (Small)

IMG_2789 (Small)

IMG_2790 (Small)

IMG_2792 (Small)

In diesem Stillleben ist einiges zu entdecken.

IMG_2793 (Small)

Wieder draußen atmen wir tief durch, jetzt haben wir uns einen Kaffee im Café Batavia verdient!

IMG_2808 (Small)

Noch ein Überbleibsel der Holländer: Die Chicken Bridge.

Zurück am Taman Fatahillah betreten wir das historische Café, in dem früher die holländischen Stadthalter in stilvoller Atmosphäre ihren “koffie verkeerd” schlürften.

IMG_2811 (Small)

Café Batavia.

IMG_2814 (Small)

IMG_2819 (Small)

Blick auf den Taman Fatahillah Platz.

Wir gönnen uns jetzt eine erfrischende Eislimonade und ein kleines Mittagessen. Dann wird es langsam schon wieder Zeit uns auf den Weg zum Treffpunkt zu machen, wo wir um 18 Uhr Oshin und Majid treffen wollen. Heute Abend wollen wir alle gemeinsam ins Kino gehen. Eine Kinokarte kostet hier nur 25.000 Rupia (Zwei Euro!) für einen 3D-Film. Wir finden das total moderne Kino, das nach unserer Hafenerfahrung nun im starken Kontrast zu dem alten Jakarta steht, und dann auch Oshin und Majid. Jana ist ebenfalls von der Partie und zu fünft sehen wir uns “The Avengers” in 3D an. Fast könnten wir vergessen, dass wir in einem Kino in Jakarta sitzen und nicht irgendwo in Köln, Hamburg oder Berlin. Doch die indonesischen Untertitel und vor allem das alberne Publikum, das über jeden noch so schlechten Scherz in kreischendes Gelächter ausbricht und sich während des Films ständig mit seinen Sitznachbarn unterhält, erinnert uns daran, dass draußen eine ganz andere Welt wartet als das ruhige und geordnete Deutschland. Nach dem Film wird wieder gemeinsam gegessen, dann geht es per Busway zurück zu Oshin.

IMG_2822 (Small)

Es gibt, u.a., gebratene Lunge.

Am nächsten Morgen stehen wir gemeinsam mit Oshin um 6 Uhr auf. Wir frühstücken schnell, dann geht es gemeinsam zum Busway. Leider ist es morgens viel voller als vormittags. Wir müssen fast eine Stunde warten, bis wir endlich in den Bus kommen, so viele Leute warten vor uns auf der Busway Plattform. Langsam werden wir wirklich nervös, denn unseren Zug zu verpassen wäre wirklich sehr unpraktisch. Trotz Busway ist die Fahrt langsam und zäh. Immer wieder sind Kreuzungen so verstopft, dass wir minutenlang stillstehen. Um zwanzig nach acht sind wir endlich an der Station Monas und laufen anschließend noch mal 20 Minuten bis zum Bahnhof. Dort finden wir zum Glück schnell unser Gleis, kaufen noch ein paar Snacks für die Fahrt ein, dann fährt auch schon der Zug ein. Wir haben gute Plätze mit viel Beinfreiheit, immerhin haben wir ja auch 1. Klasse, oder wie es hier heißt “Eksekutif”, gebucht. Mit dem Zug geht es jetzt einmal an der Nordküste Javas entlang. Unser nächstes Ziel ist Surabaya, wo wir eine Nacht bleiben wollen, bis es weiter morgen geht zum Vulkan Bromo, im Osten der Insel.

Comment now!
















Trackbacks