Die Wettervorhersage, die wir vor unserer Abfahrt am Franz Josef Gletscher eingeholt haben, ist für die komplette Südinsel miserabel. Also machen wir uns keine all zu großen Hoffnungen auf gutes Wetter an den Seen, die wir uns in den kommenden Tagen ansehen wollen. Als erstes stoppen wir am nördlichen Ende des Lake Wanaka, an dessen südlichen Ende die gleichnamige Stadt liegt. Hier gibt es wieder einen DOC Campingplatz, nicht viel mehr als ein Parkplatz am Seeufer mit öffentlicher Toilette und Waschbecken. Immerhin.

 

Stürmischer Anblick des Lake Wanaka

In den Regenlöchern sind wir draußen und genießen die Natur

 

 

 

 

 

 

Es regnet quasi die komplette Nacht durch. Als wir am nächsten Morgen weiter fahren, brechen aber auch ein paar Sonnenstrahlen durch die dunklen Wolken und spannen strahlende Regenbögen über den See. Wir verabschieden uns kurzfristig von Lake Wanaka, da die Straße nach Wanaka Stadt einen Schlenker zum Zwillingssee Hawea macht, bevor sie in Wanaka Stadt wieder auf Lake Wanaka trifft.

 

Der erste Blick auf Lake Hawea

 

In Wanaka selbst bleiben wir nur kurz um den New World Supermarkt zu plündern und zu Mittag zu kochen. Das Wetter ist so ungemütlich, dass wir zum nächsten See aufbrechen, wo die Wettervorhersage noch am besten ist.

Unser Ziel ist Lake Pukaki, der, wie der nahe gelegene Lake Tekapo, für seine leuchtend türkise Farbe bekannt ist. Am Nordende des Lake Pukaki liegt Mt. Cook, der mit 3755m der höchste Berg Neuseelands ist. Das Sediment, das durch die Gletscher der Berge in den See gelangt, verleiht ihm seine milchige Färbung. Doch die trübe Sicht macht keine Hoffnung darauf, den Berg zu erblicken.

 

Das leuchtend türkise Wasser des Lake Pukaki

Endlich kommt mal wieder die Sonne raus: unser Standplatz am Lake Pukaki

Am See angekommen, klart das Wetter tatsächlich etwas auf und wir bekommen wieder ein paar Sonnenstrahlen ab. Wir haben uns dieses Mal einen Platz vollkommen ohne sanitäre Anlagen oder ähnliches ausgesucht. Der Fleck ist wunderschön!

Ausblick von unserem Schlafplatz

Immer wieder wehen dunkle Wolken vorbei, wir bleiben aber trocken

 

Leider ist es zu kalt zum Schwimmen

 

Abendstimmung am Lake Pukaki

 

Wir konnten in unseren ersten Nächten auf Neuseeland schon verfolgen wie ein scheinbar abnehmender Mond immer voller wurde. Nach den bewölkten letzten Nächten sind wir in dieser sternenklaren Nacht überwältigt von der Leuchtkraft des beinah vollen Mondes!

 

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Baden im Licht des fast vollen Mondes

Am nächsten Morgen sind die dicken Wolken fort, nur noch leichte weiße Schleier bedecken den blauen Himmel. Ich möchte endlich wissen, ob man Mt. Cook von hier aus vielleicht doch sehen kann und so machen wir einen Spaziergang bis zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man ihn bei klarer Sicht auf jeden Fall sehen müsste. Doch leider versteckt sich der Berg noch immer hinter Wolken, die nun allerdings erahnen lassen, was für ein Klotz sich da versteckt. Wir schöpfen neuen Mut und das Wetter sieht auch so aus, als könnte es weiterhin aufklaren. Also laufen wir zum Auto zurück, packen alles zusammen und fahren ein Stück weiter, dem Berg entgegen. Und tatsächlich, langsam verflüchtigen sich die Wolken und wir können ihn endlich sehen. So ein schöner Berg!

Endlich zeigt er sich: Mt. Cook, mit 3755m der höchste Berg Neuseelands (und Australiens)

Wir fotografieren bis der Akku qualmt denn sie hat uns wieder gepackt, die Faszination für einen Berg, wie wir sie aus dem Himalaya kennen. Und damit steht auch fest: wir fahren heute nicht zum Lake Tekapo sondern zum Mt. Cook!

Wir sind wieder im Berg-Fieber!

Mittlerweile ist der Himmel strahlend blau und wir fahren voller Vorfreude um den See, immer auf den Berg zu, der vor der Windschutzscheibe unseres Campers zusehends größer in den Himmel wächst.

Zwischenstopp auf der Lavendelfarm

Lavendelöl hilft gegen Insektenstiche und –bisse, also kaufen wir gleich ein Fläschchen

 

Dieser Berg hat eine Anziehungskraft!

Am Fuß des Berges gibt es einen DOC Campingplatz, auf dem man ein bisschen was zahlt und dafür Toiletten, Küche und Waschbecken benutzen darf. Hier ist ganz schön was los, aber es gibt genügend Plätze für alle. Kurz nach unserer Ankunft brechen wir auf zu einer 90 minütigen Wanderung bis zu einem Aussichtspunkt.

Wir wollen Mt. Cook ganz nah sein

 

Nebendran gigantische Gletscher, die das Wasser in der Luft zu weißen Wolken kondensieren lassen

Die Strecke ist sehr schön und bietet wunderschöne Ausblicke auf Mt. Cook. Es geht über Hängebrücken und Stege, die über Bächlein direkt durch die Natur führen. Obwohl hier manche auch in Flipflops unterwegs sind, hat man doch das Gefühl in den Bergen zu sein. Nach 1 1/2 Stunden reicht mir Junas Gewicht auf dem Rücken. Sie hat sich zwischendurch mit einem kleinen Schläfchen ausgeruht.

Happy Family vor Mt. Cook

Tschüss, du Riese

Nach einer kleinen Mittagsrast müssen wir uns wieder verabschieden. Auf dem Rückweg übernimmt der Papa unsere Fracht.

Juna freut sich: endlich auf Papas Schultern!

Zurück am Camper ruhen wir uns in der Nachmittagssonne von unserem Marsch aus.

Picknick am Gletscher

In dem Tal, in dem wir campen, geht ein ganz schöner Wind. Als die Sonne hinter den Gipfeln der umgebenden Bergen verschwunden ist, wird es ziemlich frisch und wir ziehen uns bald in unseren Camper zurück. Das Gletschermassiv wird dabei wundersam angestrahlt und wir begreifen erst als der Mond seine leuchtende Scheibe über die Bergkämme schiebt, dass er es ist, der das ewige Eis zum leuchten bringt. Ein toller Anblick!

In der Nacht nimmt der Wind zu und schüttelt uns in unserem Bett ganz schön durch, so dass ich mich schon an unseren Hinflug erinnert fühle. Dazu kommt der Regen, der immer weiter zunimmt. Wir bekommen ernsthaft Mitleid mit allen, die da draußen in ihren Zelten liegen. Wir machen kurzen Prozess und fahren früh wieder. Diesmal aber nun wirklich zum Lake Tekapo, wo es am Nachmittag tatsächlich schöner werden soll. Wir haben einen kleinen versteckten Platz von einem deutschen Pärchen, das ebenfalls mit Kleinkind unterwegs ist, am Lake Tekapo empfohlen bekommen. Ausgerüstet mit der Beschreibung, wie wir dort hinkommen, machen wir uns im Regensturm auf den Weg zum nächsten See.

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Wieder ein Haus am See

Und tatsächlich: wir finden die kleine Abzweigung und den versteckten Stellplatz mit der Feuerstelle und Blick auf den See und als wir alle zu Mittag gegessen haben und Juna aus ihrem Mittagsschlaf erwacht, ist die Sonne schon da. Wie gemacht für ein kleines Bad im Türkis des Sees.

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Unsere Aussicht auf den Lake Tekapo

Wenn es nicht so furchtbar windig und damit KALT wäre! Kaum verlassen wir den Schutz der Bäume unteres Stellplatzes, werden wir vom eiskalten Wind erfasst und fast von den Füßen gepustet. Aber trotzdem: nach ich weiß nicht wie vielen Tagen ohne Dusche, ist es nun wirklich, WIRKLICH, an der Zeit für ein Bad. Also sind wir beide mutig und springen rein. Ladys first, natürlich!

 

Erfrischt und sauber erkunden wir mal wieder unsere Umgebung.

 

 

Wenn dieser fiese Wind nicht wäre, wäre es hier perfekt zum Schwimmen und Sonnenbaden!

 

Kuscheln in der Nachmittagssonne: Juna ist auf den letzten Metern eingepennt

Abenddämmerung

Als die Nacht kommt, kuscheln wir uns wieder in unser gemütliches Heim und genießen die Einsamkeit und die schöne Aussicht in die Natur. Ganz unerwartet werden wir plötzlich geblendet…

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Ein perfekter Vollmond taucht auf, als hätte jemand das Licht angeknipst

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Für diese Vollmondnacht haben wir uns echt den perfekten Standort ausgesucht

Am nächsten Morgen brechen wir schweren Herzens auf. Es ist einfach zu kalt um länger zu bleiben. Heute geht es wieder zurück nach Wanaka, wo wir eine Nacht auf einem Campingplatz schlafen wollen.

 

Aufbruch vom Lake Tekapo

Lindi’s Pass

Auch in Wanaka ist das Wetter durchwachsen. Nachdem wir unseren Campingplatz etwas stadtauswärts erreicht haben, machen wir nur noch einen kleinen Spaziergang. Doch der Regen ist nie weit und treibt uns zum Umkehren.

Lake Wanaka bei Wanaka

Auf dem Campingplatz gibt es eine Küche, Toiletten und sogar eine Dusche, die einem für 2 NZ$ ein fünfminütiges Duschvergnügen verspricht. Ich freue mich darauf, endlich meine Haare zu waschen. Das habe ich mich im eisigen Lake Tekapo nämlich nicht getraut. Also gehe ich erwartungsvoll zu den Duschen und zunächst bin ich auch ganz zuversichtlich. Es gibt drei Duschen, die auch ganz ok aussehen. Allerdings ist in der ersten das Licht kaputt, in der zweiten liegt ein dickes Haarbüschel in der Duschwanne, also entscheide ich mich für Nummer drei. Nur, wo hänge ich meine Sachen auf? Es gibt kein Bänkchen, auf dem man etwas ablegen könnte und die drei Haken an der Tür stehen mir waagerecht entgegen, so dass maximal ein Teil daran Halt findet. Ok, alles machbar. Der Kasten, in den die zwei Dollar reinkommen hängt vor der Duschkabine, also muss ich halbnackt noch mal raus, um ihn einzuwerfen. Jetzt aber schnell! Ich drehe heiß ganz auf, das Wasser rinnt lauwarm in einem müden Strahl aus dem Duschkopf. Na super, ich warte, langsam wird’s wärmer und ich mische ein bisschen kaltes Wasser dazu, in der Hoffnung, der Strahl würde kräftiger werden, doch nun wird das Wasser nur wieder kalt. Meine Minuten laufen bereits, also finde ich mich mit dem dünnen Bächlein ab, das da aus der Brause kommt. Leider ist der Duschkopf auf einer Höhe angebracht, die bei einer mitteleuropäischen (und damit doch sicher auch bei einer neuseeländischen??) Frau auf Höhe des Kinns ist. Aber ich bin ja flexibel und biege mich genügsam zurück um mein Haar zu befeuchten, das nun wirklich eine Wäsche gebrauchen kann. Das Wasser wird heiß! Ich mische kaltes dazu, es wird kalt. Ich fluche. Erstes Mal einschäumen. Ich schätze, dass die Hälfte der fünf Minuten bereits abgelaufen sind. Das Auswaschen dauert EWIG. Zweites Mal einschäumen. Schnell wasche ich in Limbohaltung meine Haare wieder aus, klack, da wird das Wasser auf einen Schlag eiskalt! Ich fluche – laut! Den Rest muss ich also jetzt mit kaltem Wasser waschen und das macht in einem zugigen Waschhaus wirklich keinen Spaß. Ich fluche noch während ich mich anziehe, schimpfe auf die zwei Dollar, die ich hier verplempert habe: Da springe ich doch lieber in den Lake Tekapo, da werde ich wenigstens nass! Da geht auch noch das Licht aus. Anscheinend muss sich jemand im Eingangsbereich des Waschhauses bewegen, damit das Licht an bleibt. Na super! Jetzt ist es vollends vorbei. Zum Glück kann ich währenddessen schon wieder lachen – eine kalte Dusche fördert eben die Durchblutung und belebt. Welch ein Glück! Christian erwartet nach meiner Berichterstattung natürlich nichts Gutes von der Herrendusche. Als er glücklich heiß geduscht zurück kommt, wird meine gute Laune dann doch etwas gedämpft.

In der Nacht nerven nach der Abgeschiedenheit der vergangenen Nächte die Autos, die ab und zu am Campingplatz vorbei fahren und mit ihren Scheinwerfen in unseren Bulli leuchten. Die Einsamkeit ist doch so viel friedlicher.

Am nächsten Morgen brechen wir auf Richtung Queenstown. Eine ganz schöne Strecke, aber Juna hat sich mittlerweile super ans Autofahren gewöhnt und wir haben mit Kissen ihren Kindersitz in eine leichte Schräge gebracht, so dass sie an mich angelehnt auch mal 1-2 Stunden darin schlafen kann. Das macht sie auch diesmal richtig toll und wir kommen gut durch.

In Queenstown am Lake Wakatupi scheint endlich mal wieder die Sonne

In Queenstown angekommen, spazieren wir an die Waterfront entlang, wo sich Cafés aneinander reihen und Backpacker ihren Hangover mit Espresso und Smoothies bekämpfen oder sich für adrenalintreibende Aktivitäten wie Bungeejumping, Rafting oder Jetboot-Touren zu stärken. Wir begnügen uns mit Milchkaffee und Schokolade und bummeln anschließend durch die touristischen Straßen und am See entlang.

Queenstown Waterfront

Zum Nachmittag wollen wir den berühmten Fergburger probieren. Doch beim Restaurant angekommen, wartet schon eine lange Schlange hungriger Backpacker Kids auf ihre Burger. Zum Glück haben wir unsere Küche immer dabei und im New World gut bestückt. Fürs Abendessen fahren wir aus der Stadt raus zu einem ca. 10km entfernten DOC Campingplatz.

Was für ein Panorama!

Der Blick vom Campingplatz über den Wakatipu Lake ist einfach wunderschön! Hier zahlen wir 6 NZ$ pro Erwachsenen und haben eine Toilette und ein Waschbecken, das wir uns mit einigen anderen Campern teilen müssen. Leider ist es auch hier recht frisch, so dass wir uns nach dem Abendessen ins Auto zurückziehen und am nächsten Vormittag weiter fahren.

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Juna ist auch für jeden Quatsch zu haben

Heute verlassen wir die Seen und die Berge, die uns in den letzten Tagen begleitet haben. Es geht Richtung Süden zu den Catlins, wo uns wieder wechselhaftes Wetter und weiterhin kühle Temperaturen erwarten. Wir hoffen aber auch auf Seehunde, Delfine und Pinguine, sowie neue schöne Landschaften.

Mittagsrast und Abschied von Lake Wakatipu und allen anderen Seen

 

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