Auf dem Flug von Vancouver nach San Francisco gibt es, wie schon von Juna erwartet, wieder einen kleinen Bildschirm vor jedem Platz, so dass sie wieder einen Film sehen kann. Christian liest ihr die Auswahl vor und zeigt ihr die Titelbilder der verschiedenen Kinderfilme. Als Juna das Titelbild von Frozen sieht, ist für sie sofort klar, dass sie diesen Film sehen will. Als großer Elsa-Fan, ist der Film eine Offenbarung für sie. Obwohl er nur auf Englisch zu sehen ist, ist Juna völlig gefesselt und nach der Landung erstmal nur als Reinkarnation der Elsa zu sehen. Elegant läuft sie durch das Flughafengebäude, lässt mit gekonnten Hand- und Armbewegungen hier und da Schneewehen entstehen und singt dazu mit dramatischer Stimme: „Ledi goo!“

Erster Blick auf Golden Gate Bridge…

…und die City (unsere Unterkunft liegt nord-östlich des Turmes unten links im Bild)

Vom Flugzeug aus haben wir erst noch mal einen schönen Blick auf Vancouver Island und später dann, kurz vor der Landung, auf San Francisco. Wir sind so gespannt auf diese Stadt! Aber zunächst wollen wir unsere Freunde Anika und Kyle mit ihrer Tochter Karla in der Nähe von San Louis Obispo besuchen. San Francisco wird unsere letzte Station auf dieser Reise werden.

Nach der Landung sammeln wir zunächst unser Gepäck ein, dann begeben wir uns zur Autovermietung. Christian hat für uns einen Compact Wagen reserviert, also eine Art kleinen SUV. Bei der Autovermietung ist ganz schön viel los, daher müssen wir erstmal warten. Als wir dann endlich an der Reihe sind, nimmt der Typ hinter dem Tresen Christians Daten auf. Er sieht unsere Bestellung und fragt dann etwas besorgt mit wie vielen Personen wir denn wohl reisen. Mit vier, ist Christians Antwort. Wieviele Gepäckstücke wir denn dabei hätten. Zwei, antwortet Christian, woraufhin der Typ etwas irritiert guckt. Offensichtlich hat er mit mehr gerechnet und ist jetzt etwas enttäuscht. Trotzdem gibt er uns zu bedenken, dass unser Gepäck unmöglich in das Auto passe. Es passe lediglich eine Tasche in den Kofferraum. Wir stutzen. Immerhin haben wir einen SUV, da sollte doch mehr als eine Tasche in den Kofferraum gehen, oder?? Der Typ meint, wir sollten auf jeden Fall upgraden, das Auto sei definitiv zu klein für vier Personen. Zum Glück lässt sich Christian nicht beirren, das Auto würde schon passen, meint er. Auch als der Typ noch versucht ihm eine zusätzliche Versicherung aufzuschwatzen, bleibt Christian standhaft. Puh, das ist ja gleich eine Begrüßung der anderen Art. Aber wahrscheinlich ist das Verhalten von Autovermietungen international ähnlich und kein Hinweis auf die landestypische Mentalität. Endlich dürfen wir zu der Ausgabestelle der Mietautos gehen. Die befindet sich in einer Tiefgarage. Mit uns warten bereits viele andere Leute auf ihre Autos. Nach dem klimatisierten Flughafengebäude, ist es in der Tiefgarage unangenehm stickig und heiß. Wieder müssen wir warten. Endlich, nachdem alle Leute vor uns ihre Autos bekommen haben, werden wir aufgerufen. Wir sollen uns einen von drei gleichwertigen Autos aussuchen. Wir entscheiden uns für einen Nissan. Als wir den Kofferraum öffnen, müssen wir beide lachen. Unsere Reisetaschen passen locker und mit Luft nebeneinander hinein. Im Nachhinein kommen wir uns ziemlich veräppelt vor. Nachdem alle Kindersitze montiert sind, kann es endlich los gehen. Das Auto ist natürlich deutlich kleiner als unser großer Ford in Kanada, trotzdem passe ich mit den Kindern hinten auf die Rückbank, so dass wir an der Sitzordnung aus dem Truck festhalten können.

Die Fahrt nach Santa Margarita, wo unsere Freunde leben, soll laut Navi gute drei Stunden dauern. Leider hat die ganze Warterei dazu geführt, dass wir später dran sind als geplant und natürlich haben wir dann auch noch ein bisschen Stau unterwegs. Wir fahren über den Highway 101, der durch das Landesinnere führt und die schnellste, wenn auch nicht unbedingt die schönste Route darstellt. Als es gerade dunkel wird, muss Juna mal auf die Toilette. Bei der nächsten Ausfahrt, fahren wir raus und halten am Rande einer etwas herunter gekommenen Siedlung vor einem Lebensmittelgeschäft mit spanischem Namen. Sowieso fällt uns während der Fahrt auf, dass fast alle Orte spanische Namen haben. Im Laufe unseres Aufenthalts in Kalifornien erfahren wir, dass Kalifornien erst spät von Mexico getrennt und den USA beigefügt wurde. Im gelben Licht der Straßenlaterne fühle ich mich, so ganz allein im Auto (nur Emilian ist bei mir geblieben), doch ein bisschen ausgeliefert. Christian und Juna sind in dem Laden verschwunden, kurz darauf aber wieder aufgetaucht und dann über die Straße zu einem anderen Laden mit ebenfalls spanischen Namen gegangen. Neben unserem Auto steht ein riesiger Truck, ähnlich dem, den wir in Kanada hatten. Ein Mann um die 50 oder so steigt aus und geht in den Laden. Er kommt wieder raus und steigt in sein Auto. Hat er mich gesehen? Ich bekomme ein mulmiges Gefühl. Endlich fährt der Mann. Doch kurz darauf kommt ein neues Auto, dass sich direkt neben unseres stellt. Darin sitzen zwei Männer, ebenfalls um die 50, allerdings wirken sie eher wie zwei Mexikaner aus der Arbeiterschicht. Das Auto ist ziemlich mitgenommen und scheppert ordentlich als es neben mir zum stehen kommt. Einer der Typen steigt aus und verschwindet im Laden. Der andere sucht im Radio nach dem richtigen Sender. Endlich hat er einen mexikanischen Sender gefunden und dreht die Musik lauter. Er singt inbrünstig mit, lehnt sich auf dem Fenster und spuckt herzhaft auf die Straße. Hat er mich gesehen? Und wo bleiben eigentlich Christian und Juna? So langsam wird mir hier unheimlich. Mittlerweile ist es dunkel. Emilian schläft in meinem Arm und ich sitze allein auf einem Parkplatz mitten im Nirgendwo, umgeben von …. Männern! Ein bisschen erinnert mich der Schauplatz an irgendeinen schlechten Gruselfilm. Doch bevor ich mich richtig hineingesteigert habe, tauchen Christian und Juna gut gelaunt wieder auf und die Fahrt kann endlich weiter gehen. Puh!

Gegen 21:30 erreichen wir endlich das schnuckelige Einfamilienhaus von Anika und Kyle. Wir werden freundlich mit einem leckeren Essen begrüßt und freuen uns, endlich am Ziel zu sein. Juna können wir schlafend ins Kinderzimmer tragen. Emilian ist natürlich wieder wach geworden und leistet uns gut gelaunt bis ca 23:00 Gesellschaft, dann gehen alle schlafen. Wir dürfen im Kinderzimmer schlafen. Emilian und ich auf Karlas Bett, Christian und Juna schlafen auf Isomatte und Matratze und auf dem Boden.

Unsere erste Nacht in Santa Margarita wird recht kurz. Irgendwann um halb fünf fährt der Zug durch den Ort und erweckt dabei den Eindruck als würde er direkt durch den Garten stampfen. Kurz darauf beginnt der Hahn der Nachbarin mit seinem Morgengruß. Doch Anika verspricht uns, dass wir uns an die nächtliche Geräuschkulisse schon noch gewöhnen werden und was mich angeht, soll sie auch Recht behalten.

Nach einem Kaffee und einem leckere Frühstück sieht die Welt dann schon wieder anders aus, vor allem wenn die Sonne von einem strahlend blauen Himmel lacht. Anika zeigt uns das entspannt ruhige Santa Margarita.

Spaziergang durch Santa Margarita

Nach unserem Spaziergang fahren wir in ein schickes Viertel in der Nähe von Avila Beach. Dort haben wir einen schönen Blick auf die Hügel und Strände der Umgebung.

 

Anika und Karla begleiten uns noch nach Avila Beach, dann verabschieden sie sich zu einer Verabredung. Wir bleiben noch ein bisschen am Strand und gehen anschließend an der Strandpromenade einen Kaffee trinken.

Avila Beach

Unser erster Eindruck von Kalifornien: Schöööön!

 

Am nächsten Tag nimmt uns Anika mit zum Sing-along im Plattenladen Boo Boo Record in San Luis Obispo. Diese wöchentliche Singstunde für Kleinkinder hat sich ursprünglich die Bürgermeisterin ausgedacht und sie ist bis vor kurzem wohl auch persönlich mit ihrer Gitarre dort gewesen. Mittlerweile hat sie die Aufgabe an einen Kollegen abgegeben, der offensichtlich auch Spaß daran hat, zusammen mit den Kindern alle möglichen Mitmach-Lieder zu schmettern. Juna ist ein bisschen überfordert von den vielen fremden Kindern und dem vielen Englisch. Nach dem Rummel brauchen wir alle erstmal wieder ein bisschen Ruhe. Also schlendern wir ein wenig durch das kleine Städtchen. Anika zeigt uns die Mission, das älteste Gebäude der Stadt und den kleinen versteckten Teeladen Secret Garden. Dann führt sie uns wieder zurück auf eine der Haupteinkaufsstraßen von San Luis Obispo. Uns fallen die vielen kleinen unterschiedlichen Lädchen auf, die es hier gibt. Die einzige Kette, die wir hier sehen, ist ein H&M. Ansonsten handelt es sich bei den Geschäften und kleinen Boutiquen, die alle einen sehr individuellen Charme versprühen, um unabhängige Lädchen. SLO, wie San Luis Obispo überall abgekürzt wird, gefällt uns auf Anhieb!

Ebenfalls ein touristisches Highlight: Bubblegum Alley

Nachdem sich Anika und Karla wieder zum Mittagsschlaf verabschiedet haben, folgen wir Anikas Tipp und gehen im Old San Luis BBQ essen.

Mittagessen beim Old San Luis BBQ

Das legendäre Tri Tip Sandwich: Brötchen mit Fleisch

Vor dem ältesten Gebäude von SLO: die Mission

Wir ziehen noch ein bisschen weiter durch das süße Städtchen und finden auch was wir suchen: einen Handyladen, der Christian eine Simcard verkauft. Jetzt können wir auch in den USA telefonieren und ins Internet.

Am nächsten Tag folgen wir der Empfehlung von Anika und Kyle und fahren Richtung Norden zum Ragged Point. Dazu befahren wir den Highway 1, der für seine Schönheit berühmt und deshalb normalerweise sehr stark befahren ist. Allerdings gab es im letzten Jahr mehrere Erdrutsche auf der Strecke, so dass diese teilweise gesperrt ist. Ein Stück nördlich des Ragged Point beginnt eine der Sperrungen. Auf dem Weg dorthin begegnen wir also kaum anderen Touristen. An einem Highlight kommen wir allerdings noch vorbei: den See-Elefanten.

 

Die großen Robben liegen gemütlich grunzend im Sand oder bewegen sich schwerfällig vorwärts, wobei sich ihre speckigen Körper in Wellen bewegen. Einige Tiere sind auch aktiver und spielen oder kämpfen ein wenig miteinander. Wir beobachten das Treiben der Tiere, sind aber erst ein bisschen irritiert. Sollten See-Elefanten nicht eine Art Rüssel haben? Viele der Tiere sehen eher wie ziemlich große Robben aus. Ein bisschen wie die Seelöwen, die wir in Vancouver im Aquarium gesehen haben. Andere haben die charakteristische Rüsselnase. Und dann erblicken wir die größte Robbe von allen. Dieser Koloss ist bestimmt 2-4 mal so groß wie die anderen Tiere, er liegt träge im Sand, scheinbar unfähig sich zu bewegen, und, er trägt einen unverkennbaren Rüssel. Wir gehen mal davon aus, dass nur die Bullen einen Rüssel tragen und es sich bei dem Rest um Weibchen handelt. Wie dieser Kaventsmann hier in den Sand gekommen ist, bleibt für uns ein Rätsel. Während unserer Anwesenheit schafft er es gerade mal, seine Flosse zu heben um sich damit im Nacken zu kratzen.

Was dieser Koloss wohl wiegen mag??

Wir verlassen diese beeindruckend gewaltigen Tiere und fahren das letzte Stück bis zum Ragged Point. Hier halten wir an einem ziemlich verlassenen Hotel mit angeschlossener Tankstelle. Eine Pommessbude gibt es ebenfalls. Bei der Gelegenheit gehen wir tanken und unterhalten uns mit dem sichtlich deprimierten Tankwart. Der arme Kerl kann einem richtig leid tun. Er erzählt mit niedergeschlagener Miene vom Ausbleiben der Touristen aufgrund der Sperrung des Highway 1. Die einzigen Leute, die sich hier hin verirrten, seien Touristen, die nicht wüssten, dass der Highway nach diesem Punkt gesperrt sei. Wir ahnen, dass vielleicht sogar seine Existenz von dieser Highwaysperrung abhängen könnte. Ohne das Sicherheitsnetzt, dass wir aus Deutschland kennen, kann so ein Erdrutsch schnell das Aus eines einfachen Tankstellenbesitzers wie diesem hier bedeuten. Trotzdem versorgt er uns großzügig mit allen möglichen Informationen über Teilstücke des Highways, die nicht gesperrt sind. So sei ein Teil der Big Sur Region über eine Verbindungsstraße, die aus dem Landesinneren komme, erreichbar. Er malt uns eine Karte und empfiehlt uns einige Stellen. Wir bedanken uns und lassen den traurigen Mann zurück.

Nach einer Portion Fish & Chips drehen wir um und verlassen diese Sackgasse wieder.

Ragged Point

Auf dem Rückweg nach SLO kommen wir an einer weiteren Empfehlung unserer Gastgeber vorbei. Wir halten bei San Simeon und machen einen Spaziergang entlang der Küste und auf eine felsige Landzunge. Am Strand warnen Schilder vor „Sleepy Waves“. Angeblich gibt es hier starke Strömungen, die das Schwimmen sehr gefährlich machen. Erst können wir uns unter Sleepy Waves nicht wirklich was vorstellen, doch dann erkennen wir diese heimtückischen Wellen und können uns vorstellen, dass das Baden hier nicht gerade eine Freude und auf jeden Fall gefährlich ist. Die Wasseroberfläche ist fast konstant glatt. Die Wellen sieht man nur bei genauem Hinsehen heranrollen. Doch dann sind sie plötzlich da und krachen heftig auf den Strand, dabei schießen sie unerwartet weit in den Sand hinein. Hier ist sicherlich schon mal das ein oder andere Handtuch von einer Welle mitgenommen worden und nie wieder aufgetaucht. Wir halten also lieber Abstand und behalten Juna im Auge.

San Simeon und Sleepy Waves

 

 

Felsige Landzunge

Zurück am Strand

Es ist schon später Nachmittag, also beeilen wir uns zurück nach Santa Margarita zu kommen. Als wir dort ankommen, wird es bereits dunkel. Wir bekommen gerade noch mit, wie Anika und Karla auf dem Grundstück der Nachbarin verschwinden. Die junge Frau, die dort mit ihrem kranken Vater lebt, besitzt ein deutlich größeres Grundstück, auf dem sie neben Ziegen auch ein paar Pferde hat. Jetzt möchte Juna unbedingt zu Karla und auch zu den Pferden. Ich habe noch Klein-Emilian auf dem Arm und bin hin und her gerissen ob ich ihrem Wunsch – den ich sehr gut nachempfinden kann! – nachgeben soll, oder ob ich lieber die Privatsphäre der Frau wahren möchte und nicht ungefragt ihr Grundstück betrete. Außerdem habe ich auch ein bisschen Respekt vor den Hunden, die hier ebenfalls unterwegs sind. Doch Juna ist so eingenommen von ihrem Wunsch, zu den Pferden zu gehen, dass ich mir einen Ruck gebe und das Tor aufstoße. Die Nachbarin begrüßt uns gleich freundlich, als sie uns sieht. Sie beendet gerade eine Reitstunde. Die Pferde sind ganz interessiert an Emilian und beschnuppern ihn neugierig. Juna fragt, ob sie die Pferde streicheln darf. Natürlich!, antwortet die Frau in ihrer offenen und unverblümten Art und fragt, ob Juna denn auch mal auf einem Pferd drauf sitzen möchte. Juna ist sofort Feuer und Flamme! Und schwups, schon sitzt sie oben. Ohne Sattel, nur eine Decke liegt auf dem Pferderücken. Die Nachbarin erklärt, wie sie sitzen soll und ich übersetze fleißig: Rücken gerade, Beine lang, Fersen zum Boden. Juna bekommt die Zügel in die Hände und wird gefragt, ob sie eine Runde über den Platz reiten möchte. Sie nickt heftig. Also wird sie über den Hof geführt und bekommt erklärt, wie sie eine Wende reitet. Ich übersetze weiter, die Nachbarin zeigt, wie Juna den einen Zügel kürzer fassen soll und Juna macht eifrig mit. Das machen wir ein paar Mal, dann fragt die Frau, ob Juna es auch mal alleine machen möchte. Und klar, die möchte, und wie! Also darf sie es alleine versuchen und macht es hoch konzentriert und völlig ohne Angst total gut. Ich bin ein bisschen überfordert, beim Übersetzen der vielen Anweisungen Schritt zu halten und mich gleichzeitig mit Klein-Emilian auf dem Arm im Halbdunkeln nicht vom Pferd über den Haufen rennen zu lassen. Dann soll Juna endlich das Pferd anhalten. Die Nachbarin ist von Junas ersten Reiterfahrungen genauso begeistert wie ich und lacht nur staunend: „She’s ready!“ Und Juna? Die strahlt wie ein Honigkuchenpferd und möchte gleich weiter machen mit dem Pferdeprogramm. Obwohl es schon ziemlich dunkel ist, hilft sie noch voller Eifer beim Striegeln und Hufe Auskratzen. Juna und ich sind völlig euphorisiert, als wir wenig später wieder bei den anderen sind und von dieser aufregenden Erfahrung berichten. Leider haben wir von Junas erstem Ritt kein Foto gemacht :(

Der nächste Tag beginnt wieder mit einem sonnigen Morgen. Wir haben uns überlegt, ein paar Tage in der Big Sur Region, die uns der traurige Tankstellenwart empfohlen hat, campen zu gehen. Anika hat auch gleich eine Campingplatzempfehlung für uns zur Hand. Für uns ist es jetzt ein Glück, dass der Highway gesperrt ist. So haben wir noch die Chance auf einen freien Campingplatz. Allerdings raten uns die beiden, nicht über’s Wochenende zu fahren, da es da trotzdem voll werden kann. Und tatsächlich, nach dem Wochenende gibt es noch einen Platz, der gleich an zwei Nächten nacheinander noch zu haben ist. Normalerweise muss man hier wohl Monate im Voraus reservieren! Wir haben also wirklich großes Glück und schlagen zu. Außerdem  haben wir eine Nacht in Santa Barbara im Hotel reserviert, wo wir zuerst einen Abstecher hin machen werden.

Für heute steht nochmal SLO auf dem Programm. Anika empfiehlt uns auf Terrace Hill zu steigen und den Rundumblick auf SLO zu genießen. Das machen wir dann auch und verbringen ein gemütliches Picknick auf dem Hügel.

Blick von Terrace Hill auf San Luis Obispo

Picknick

Im Anschluss fahren wir ins nahe gelegene Morro Bay. Hier weht unerwartet ein ziemliches Lüftchen, so dass wir es mit Klein-Emilian nicht lange aushalten. Am Strand liegen geht hier leider nicht. Dafür kann Juna durch die flachen Wellen flitzen und die Kite-Surfer beobachten, die über die schäumenden Wellen springen.

Strand von Morro Bay

Juna ist am Strand wieder in ihrem Element

Blick auf Morro Rock

Völlig durchgepustet verlassen wir Morro Bay wieder und fahren zurück nach Santa Margarita. Dort findet heute Abend eine Art Straßenfest statt. Wir haben mit Anika und Kyle verabredet uns dort zum Abendessen zu treffen.

Abendstimmung in Santa Margarita

Tatsächlich ist das ganze Dörfchen auf den Beinen. Leider sind wir so spät dran, dass nach unserem Abendessen, bestehend aus Pommes und einem Bier für Christian, die Veranstaltung auch schon zu Ende ist und wir gemeinsam mit unseren Freunden unter einem tollen Sternenhimmel nach Hause spazieren.

 

Mmmh! Kyle zaubert zum Frühstück einen köstlichen Eierkuchen American Style

Am nächsten Tag besichtigen wir gemeinsam mit Anika die Tide Pools in der Nähe. Wir müssen über hohe Dünen wandern und haben wieder einen schönen Blick auf Morro Rock in der Ferne, der diesmal nördlich von uns liegt.

Blick auf Morro Rock in der Ferne

Tide Pools

Bei Ebbe hinterlässt das zurückgewichene Wasser überall in der felsigen Küste kleine Wasserbecken, in denen das Leben unter Wasser zu sehen ist. Wie kleine Aquarien können wir Algen, kleine Krebse und Anemonen beobachten.

 

 

 

 

Am Strand machen wir noch ein kleines Picknick und beobachten zwei Paraglider, die in den Aufwinden der Dünen unermüdliche hin und her schweben.

 

What a Treat! Kyle verwöhnt uns auch am Sonntag mit einem All-American-Breakfast

Am nächsten Vormittag brechen wir auf nach Santa Barbara. Die Stadt ist uns von mehreren Seiten als sehr schön empfohlen worden und angeblich auch ein Urlaubsort vieler Prominenter. Nach etwa zwei Stunden Fahrt erreichen wir das Städtchen im spanisch-mexikanischen Stil. Wir checken in unser Hotel ein und machen uns gleich auf den Weg ins Zentrum. Tatsächlich wirkt die Stadt sehr touristisch aber auch sehr schön. Die Fassaden sind im originalen Stil erhalten oder wieder erbaut (1925 gab es ein starkes Erdbeben, das viele Häuser zerstörte). Hier lässt es sich auf jeden Fall gut flanieren und wir sind nicht die einzigen, die das tun. In unseren legeren Reiseoutfits kommen wir uns allerdings schnell underdressed vor. Man bekommt das Gefühl, hinter jeder Ecke könnte einem ein bekanntes Gesicht entgegen kommen. Sah die Frau da gerade nicht aus sie Sarah Jessica Parker? Ganz schön viele Falten, aber ok… Und kennt man den durchtrainierten Typen nicht auch? Ein bisschen fühlt es sich wie eine andere Welt an. Und auch wenn wir uns etwas fehl am Platz fühlen, macht das Promispotten doch auch Spaß und es ist auf jeden Fall interessant, die vielen bunten, ausgefallenen und aufgestylten Menschen hier zu beobachten.

Bücherei von Santa Barbara

Von der Empfangsdame unseres Hotels ist uns der Aussichtsturm des Gerichtsgebäudes empfohlen worden und dort laufen wir dann auch hin.

Gerichtsgebäude mit Aussichtsturm

Blick auf Santa Barbara

Danach geht der Weg auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder zurück. So haben wir beide Seiten des Flanierboulevards einmal gesehen, das reicht uns.

Hier geben die Hörnchen sogar Pfötchen!

Das verführt zum Geld ausgeben

State Street, der Flanierboulevard

 

 

Abendstimmung am Hafen von Santa Barbara

Zurück am Stadtstrand werden wir dann auch tatsächlich auf zwei Männer aufmerksam, die mit ihren Kameras ausgestattet auf der Strandpromenade auf der Lauer liegen. Immer wieder richten sie ihre riesigen Objektive auf den Strand. Wir können nicht viel erkennen, außer zwei Frauen, eine jünger, eine älter, und einem Kleinkind. Muss man die drei kennen?

Wir schlendern weiter an der Strandpromenade entlang bis zum Pier. Ein weiterer Tipp der Empfangsdame ist ein Restaurant am Pier. Leider ist es dort brechend voll und das Publikum entspricht nicht gerade unserer Realität. Alle aufgestyled und keiner hat seine Kinder dabei. Wir entscheiden uns um und holen uns in der Sushi Bar unterhalb des In-Restaurants leckeres Sushi.

 

Am nächsten Morgen kosten wir erstmal das Continental Breakfast unseres Hotels aus. Continental heißt Toast und Croissant, Butter und Honig oder Marmelade, Fruchtjoghurt und Müsli. Kein Bacon & Eggs. Schade! Auffällig ist auch hier wieder: obwohl wir in einem Hotel sind, ist das Geschirr alles Einweg. Pappteller, Pappbecher, Plastikbesteck. Das Frühstück schmeckt uns trotzdem :)

 

Nur Emilian ist noch nicht ganz fit

Nach dem Frühstück geht Christian mit Emilian ein bisschen am Pier spazieren damit er noch ein Ründchen schlummern kann. Juna und ich testen derweilen den Hotelpool aus. Der ist klasse! Zunächst ist Juna wieder mit Schwimmflügeln und ihrem Schwimmreifen unterwegs. Doch nach einiger Zeit wird sie immer mutiger und schwimmt am Ende die komplette Bahn (vielleicht 8 oder 10 Meter) nur mit Schwimmflügeln. Das macht richtig Spaß!

Nach dem Baden wird geduscht und dann ist auch schon Mittag und wir müssen auschecken. Wir packen unsere Sachen ins Auto und fahren zur nächsten Attraktion von Santa Barbara, dem Zoo! Und tatsächlich ist der Zoo von Santa Barbara etwas ganz Besonderes. Das liegt natürlich auch an dem milden und sonnigen Klima, das hier ganzjährig herrscht. Der Zoo ist wunderschön angelegt und die Gehege wirken aufwändig gestaltet. Wir verbringen den ganzen Nachmittag im Zoo.

Schwarze Schwäne im Zoo von Santa Barbara

 

Leopard

Die hat Juna schon sehnsüchtig erwartet

 

Ein Highlight des Zoos ist das Giraffen Füttern. Gegen eine recht stattliche Gebühr von 12 US$ bekommen Juna und ich jeweils einen kleinen Stapel gleich groß gerupfter Salatblätter. Vor uns sind noch zwei andere Kinder mit jeweils einem Elternteil dran, dann dürfen wir auf den kleinen Balkon auf Augenhöhe mit den Giraffen treten und ein Blatt nach dem anderen an eine lange, labberige Giraffenzunge abgeben. Juna macht das ganz professionell und völlig unerschrocken.

Giraffen Füttern

Bei den Erdmännchen lernen wir: jedes Tier im Rudel hat seine Aufgabe

Aufklärungsarbeit im Zoo

Die zwei Gorilla Männchen sind beeindruckend!

Das Ziegenfüttern läuft nach der Fütterung der Giraffen sowas von routiniert ab

Natürlich gibt es auch einen Spielplatz im Zoo. Und der ist sooo schön!

Rasenrutsche

 

Am späteren Nachmittag machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Santa Margarita. Am Abend heißt es packen, denn wir wollen am nächsten Tag gleich weiter in unser Camping Abenteuer.

Mit zwei Kindern im Camper haben wir ja bereits genügend Erfahrungen gesammelt. Jetzt wollen wir es also mit zwei Kindern im Zelt versuchen. Sicher eine neue Herausforderung. Nachts kann es ziemlich kalt werden. Wir hoffen mit den dicken Schlafsäcken von Kyle und Anika nicht zu frieren. Auch auf Isomatten zu schlafen stelle ich mir herausfordernd vor, immerhin stille ich immer noch mehrmals in der Nacht. Aber wir wollen uns diese Möglichkeit auch nicht entgehen lassen und im schlimmsten Fall sind es eben zwei ziemlich miserabel Nächte. Das werden wir schon durchhalten.

Auf dem Weg in die Big Sur Region

Unser Weg führt uns zunächst über den Highway 101 Richtung Norden. Dann biegen wir nach Westen ab in Richtung Küste. Wir durchqueren einen riesigen Militärstützpunkt (Fort Hunter Liggett) und sehen vom Auto aus die Boot Camp Vorrichtungen. Dann schlängeln wir uns in die Berge und fahren dabei in immer enger und steiler werdenden Serpentinen durch einen lichten Wald. Endlich haben wir den Grad überschritten, der Wald weicht und wir haben eine atemberaubende Sicht auf die Küste und den unendlichen, glitzernden Pazifik! Allein dafür hat sich dieser Trip bereits gelohnt.

 

 

In Serpentinen geht es wieder runter. Wir stoßen auf Highway 1 und sind sofort an unserem Campingplatz Kirk Creek. Wir fahren auf unseren reservierten Platz und schlagen das Zelt auf.

Unser Zeltplatz

Schnell kommt der Nachmittag und ich mache mit Emilian in der Trage noch einen kleinen Spaziergang runter zum Creek.

 

 

Hier fließt das Bächlein in den Ozean

 

 

 

 

 

Der Sonnenuntergang und die Abendstimmung sind perfekt. Doch mit dem Hereinbrechen der Nacht kommt auch die Kälte. Wir werden fast ein bisschen von ihr überrascht. Fließend Wasser gibt es hier nicht, lediglich zwei Plumpsklos. Zum Kindergesichter und -hände waschen laufen wir im Dämmerlicht zum Bächlein. Dort waschen wir uns schnell und müssen zusehen, nicht von den gierigen Mücken zerstochen zu werden. Plötzlich ist es dann auch schon stockfinster. Die Schlafordnung ist wie folgt geplant: Emilian und ich auf zwei aufblasbaren Isomatten, die durch einen Partnerschlafsack zusammengehalten werden. Emilian trägt zusätzlich seinen dicken Daunenschlafsack und seine dicke Mütze. Christian auf einer aufblasbaren Isomatte mit einem super dicken Schlafsack und Juna auf der Kindermatratze von Karla und einem dicken Kinderschlafsack. Emilian ist so k.o., dass er ziemlich schnell eingeschlafen ist. Ich nutze die Gelegenheit und gehe mit Juna nochmal raus vors Zelt und zeige ihr einen Sternenhimmel wie ich ihn seit unserer Reise nicht mehr gesehen habe.

So viele Sterne!

Ich zeige ihr die Milchstraße und fange an über das Weltall, Planeten und Sonnen zu erzählen. Doch Juna ist nicht besonders interessiert und möchte lieber schlafen gehen als meiner Faszination zu lauschen. Lange halten es auch Christian und ich nicht draußen aus, außerdem muss ich alle 20 Minuten sowieso wieder rein und Emilian wieder beruhigen. Die Nacht wird dann auch nicht viel besser. Jede Bewegung auf der Isomatte ist geräuschvoll und bringt alles zum schaukeln, so dass Emilian ständig wacht wird. Außerdem wird es ziemlich kalt, so dass ich trotz Fleecejacke und Merinounterwäsche friere. Die nächste Nacht wollen wir es anders probieren.

Der Ausblick am nächsten Morgen entschädigt für alle Unannehmlichkeiten der Nacht. Erst ist es noch ziemlich kalt. Doch als es die Sonne endlich über die Berge hinter uns schafft, kommt sofort die Wärme zurück und ein neuer sonniger Tag kann beginnen.

Guten Morgen!

 

Noch wissen wir es nicht, aber dieser Tag soll für uns fast schon magisch werden. Einer der schönsten unserer ganzen Reise. Zunächst machen wir einen Spaziergang am Bach entlang zum Ozean.

Wilder Fenchel duftet auf dem kurzen Weg zum Meer

 

Unten an der Mündung sehen wir lange den Wellen zu, die nach ihrer Reise über den Ozean hier branden und gegen die Felsen prallen. Überall spritzt und wogt es. Ein toller Anblick!

 

 

 

Welch ein Glück es ist, an solch einem Ort stillen zu können

Eine wunderschöne Kulisse für ein Familienfoto

Als wir fast schon gehen wollen, entdecken wir plötzlich zwei schwarze glänzende Knopfaugen, die uns aus den Wogen anblinzeln. Ein Seehund! Und ein Stückchen weiter hinten sehen wir weitere Augenpaare und Schnauzen. Offensichtlich beobachten uns die Tiere genauso wie wir sie. Da wir nicht stören wollen, treten wir bald den Rückweg an.

Guck-guck

Zurück im Camp unterhalten wir uns ein wenig mit Melissa, dem Camp Host. Christian hat ihre Bekanntschaft bereits gestern beim Einchecken gemacht und mir erzählt, dass sie einigen Zeit in Deutschland gelebt hat. Melissa entpuppt sich als ein wahrer „Free Spirit“ und großer Deutschland Fan. Sie erzählt uns von ihren vielen Reisen und den Sommern, die sie in Deutschland in einem Hotel am Chiemsee verbracht hat. Ihre Arbeit als Camp Host sei auch Neuland für sie, sie habe einfach mal wieder etwas anderes machen müssen. Jetzt wohnt sie eben in einem Bulli, den sie mit einer Hand voll Freunden umgebaut hat, auf einem der schönsten Campingplatze Kaliforniens. Auch nicht schlecht! Wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut und es ist schwer, sich nicht von Melissas positiver Energie anstecken zu lassen.

Obwohl sie sich selbst noch nicht sonderlich gut in der Gegend auskennt, kann sie uns ein paar Tipps geben, was wir heute machen können. Zunächst empfiehlt sie uns einen kleinen Wanderweg gleich in der Nähe.

Kurze Zeit später befinden wir uns an jenem empfohlenen Wanderweg, dem Limekiln Falls Trailhead. Ein kleiner Weg führt uns durch einen verwunschenen Wald. Juna sieht überall Feen und Elfen und läuft so die Strecke ohne Probleme.

Märchenwald

Wasserfall Limekiln Creek

Am Wasserfall angekommen, machen wir eine kleine Rast und erkunden das Gelände.

 

Dann kehren wir wieder um und steuern unser nächstes Ziel an: einen Kaffee in Lucia bekommen. Obwohl sich Melissa nicht sicher war, ob wir dieses Ziel erreichen würden, haben wir doch Glück. In der Lucia Lodge gibt es eine Kaffeemaschine und dort bekomme ich einen Becher Kaffee und Christian und Juna ein paar Süßigkeiten. All das genießen wir dann auf der Sonnenterrasse der Lodge mit Blick auf türkisfarbenes Wasser. Herrlich!

Kaffeepause in der Sonne an der Lucia Lodge

Nach der Sonnenpause fahren wir wieder Richtung Süden zum Sand Dollar Beach. Hier hat es sich zugezogen und die Atmosphäre ist eine ganz andere. Der Strand von Sand Dollar Beach ist riesig, die Brandung gigantisch. Von den Klippen aus hat man einen tollen Ausblick auf den Strand und das Meer und kann die Wellen hereinrollen sehen. Und obwohl ein Schild eindrücklich davor warnt, hier ins Wasser oder gar Surfen zu gehen, kann ich mir gut vorstellen, dass sich die richtig harten Jungs diesen Spot nicht entgehen lassen.

 

Blick auf Sand Dollar Beach

Das Wasser ist wie erwartet eisig kalt. Trotzdem sehen wir einen Typen in Badehose etwa hüfttief im Wasser stehen. Ob er eine Wette verloren hat? Oder irgendwem irgendwas beweisen will. Uns wird schon kalt, wenn wir ihm nur zusehen, wie er sich vom eisigen Weißwasser umspülen lässt.

 

Die Strömung ist auch hier nicht zu verachten. Wo gerade noch ein breiter Strand war, ist das Wasser plötzlich knietief und zieht ordentlich an einem. Echt eindrucksvoll wie naturgewaltig das Meer ist.

Die Felsen sind voll von Pelikanen, die sie teilweise schon ganz weiß getüncht haben

 

Wo die Wellen immer wieder Wasser spenden, können wir in trockenen Momenten das maritime Leben beobachten.

 

When in doubt, paddle out :)

Beeindruckt von der abwechslungsreichen Natur, die wir heute innerhalb weniger Stunden und auf einem Abschnitt von vielleicht 15 km gesehen haben, kehren wir zurück zu unserem Campingplatz. Heute sind wir etwas früher dran mit allem, so dass ich mit Juna noch vor Sonnenuntergang zum Bach gehe um sie ein bisschen zu waschen. Auf dem Weg zurück zum Camp, sehe ich auf dem Meer plötzlich etwas Weißes. Zuerst denke ich an das Segel eines Segelbootes, doch dann ist es wieder verschwunden und taucht kurze Zeit später an einer anderen Stelle wieder auf. Mir dämmert schon, was ich da sehe und dann wird es zur Gewissheit: Wale! Vor der Küste sind Wale unterwegs und blasen ihre charakteristischen Wasserfontänen in die Höhe! Ich bin ganz aufgeregt, denn als wir weiter oben sind und ich eine bessere Aussicht habe, muss ich feststellen, dass es sich hier um eine ganze Herde von Walen handeln muss, so viele Fontänen tauchen an unterschiedlichen Stellen auf. Auch Juna wird von meiner Aufregung und meinem Enthusiasmus angesteckt und gemeinsam rennen wir so schnell es geht zu unserem Zeltplatz um Christian und Emilian dazu zu holen. Unterwegs haben andere Camper mitbekommen, was es auf dem Ozean zu sehen gibt und kurze Zeit später stehen wir mit anderen Leuten auf der Klippe und bewundern das Vorbeiziehen der Wale. Es ist kaum zu glauben und im Nachhinein klingt es als hätte ich es mir ausgedacht, aber einige der Wale springen sogar! Natürlich sind sie ziemlich weit weg und da man nie weiß, wo es als nächste passieren wird, kann man sich so einen Sprung nie ganz in Ruhe ansehen, aber es sind eindeutig Sprünge zu sehen. Irgendwo hebt sich für eine Sekunde ein schwarzer großer Körper aus dem Wasser und dann gibt es einen riesigen Platsch, den wir zwar nicht hören aber wir sehen das Wasser spritzen. Alle sind ganz beseelt von diesem Spektakel und laufen nach und nach mit einem Lächeln im Gesicht zu ihren Zeltplätzen. Und als wäre das noch alles nicht genug, läuft mir später auf dem Weg zum Klo im Schein meiner Stirnlampe ein Waschbär über den Weg. So viel Natur und wilde Tierwelt ist fast zu viel für einen einzigen Tag.

Heute schlafen Christian und Juna auf den zwei Isomatten unter dem Partnerschlafsack. Mit dem Ergebnis, das Christian diese Nacht friert. Dafür läuft es bei Emilian und mir etwas besser. Ich habe eine Isomatte für mich und begebe mich zum stillen auf seine Kindermatratze. Trotzdem sieht eine erholsame Nacht anders aus.

Am nächsten Morgen sind die Wale vor der Küste immer noch da und wir können bei Bacon & Eggs die weißen Fontänen beobachten. Nach dem Frühstück warten wir wieder auf die Sonne, dann packen wir unsere sieben Sachen wieder zusammen und machen uns auf den Rückweg. Heute hat Karla Geburtstag. Sie wird zwei Jahre alt und wir haben verabredet zum Geburtstagskaffee wieder in Santa Margarita zu sein.

Vorher muss Christian aber auf jeden Fall noch mal beim Old San Luis BBQ vorbei und das Tri Tip Sandwich essen. Ohne geht es einfach nicht.

Ein letztes Mal: Tri Tip Sandwich

Dann wollen wir noch ein paar Dinge einkaufen. Auf dem Parkplatz vor dem Trader Joe’s Supermarkt hat Juna plötzlich einen Aussetzer und rennt ohne auf unsere Rufe zu hören einfach über die Straße! Wir kriegen den Schreck unseres Lebens und ich renne ihre schreiend hinter. Als ich sie endlich erreiche, reiße ich sie zu Boden und mache ich eine ordentlich Szene. Ich bin völlig außer mir, denn diese Aktion hätte locker schief gehen können. Natürlich fahren die Autos hier auf dem Parkplatz sehr langsam, aber Juna ist aus so einem großen SUV auch leicht zu übersehen. Ich maule sie so dermaßen an, dass sie aus dem Schluchzen gar nicht mehr raus kommt. Irgendwann kann ich endlich aufhören zu schimpfen und wir können einkaufen gehen. Juna ist aber die nächste halbe Stunde nicht mehr ansprechbar und hat merklich Angst vor mir, so dass mir mein Ausraster ehrlich leid tut. Als ich mich gerade bei Juna für meine Schimpferei entschuldige, kommt eine Frau auf mich zu und sagt mir, dass sie die Szene eben mitbekommen habe. Mir ist das natürlich total peinlich und ich entschuldige mich auch bei ihr für meine Schreierei. Doch die Frau bestätigt mir, dass ich genau richtig gehandelt hätte, ich sei eine gute Mutter bekräftigt sie immer wieder. Mir ist das Ganze trotzdem unangenehm und nehme mir vor, in Zukunft wieder besser auf Juna aufzupassen.

Abends heißt es dann wieder packen und diesmal komplett. Wir werden Anika und Kyle am nächsten Morgen verlassen und Richtung Norden aufbrechen zu unserer letzten Station auf dieser Reise. Auf dem Weg nach San Francisco machen wir noch einen Zwischenstopp in Santa Cruz, da wir unsere Air BnB Wohnung in San Francisco erst einen Tag später beziehen können. Auf dem Weg nach Santa Cruz wollen wir noch einen kurzen Stopp in Monterey einlegen. Wir müssen also unsere sieben Sachen wieder zusammensuchen und in unsere zwei Reisetaschen quetschen. Irgendwie wird das jedes Mal schwieriger, denn irgendwie sammelt sich doch bei jeder Station ein bisschen was an Souvenirs und Erinnerungsstücken an. Doch wie immer schafft Christian das scheinbar unmögliche und so brechen wir am nächsten Morgen mit prall gepackten Taschen nach Monterey auf.

Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden. Der Ort soll ganz hübsch sein, deshalb wollen wir hier einen Zwischenstopp einlegen. Unser Aufenthalt wird allerdings eher unspektakulär. Wir parken an einem großen Friedhof, auf dem gerade eine Beerdigung stattfindet. Offensichtlich handelt es sich um eine mexikanische Trauergesellschaft, denn so eine Trauerfeier haben wir noch nie erlebt. Es gibt einen Live-Sänger, der über Mikrophon und Boxen den ganzen Friedhof beschallt und inbrünstige Balladen schmettert. Eigentlich ganz erfrischend. Gar nicht so bedrückend wie deutsche Beerdigungen immer so daher kommen. Mit Buggy und Manduca ausgestattet spazieren wir an den Strand und von dort aus zum Pier.

 

Am Pier lassen wir uns in einem netten kleinen Café nieder. Dann wandern wir weiter zum „historischen“ Stadtkern. Der ist geprägt von Relikten aus der Geschichte Montereys als hier vor allem Sardinen in Dosen verpackt wurden. Die Cannery Row erzählt überall von dieser Zeit. Wir schlendern ein wenig durch den touristischen Teil der Stadt, machen noch einen kleinen Abstecher an eine Straßenzeile, die eher an eine Westernstraße erinnert und steuern dann wieder unser Auto an. Immerhin wollen wir heute Nachmittag noch bis Santa Cruz fahren. Bis dorthin ist es noch mal eine Stunde Fahrt. Am späten Nachmittag erreichen wir dann die alte Hippiestadt und checken in unser Motel ein.

Das erste Mal im Motel

Unsere Unterkunft ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ein richtiges Motel eben, wie man es sich vorstellt. Alles etwas heruntergekommen. Dicker Teppichboden, den man lieber nur mit Schuhen betritt, eine Dusche, die nur kaltes oder kochend heißes Wasser kann und in den Ecken klebt der Staub. Emilian ist ganz erpicht darauf all diese Ecken zu erkunden und überall an den Kabeln zu ziehen, wir müssen ihn immer wieder wegziehen und abklopfen. Lange bleiben wir auch nicht auf unserem kleinen Zimmer, das eigentlich aus zwei Zimmern und einem Badezimmer besteht. An das eigentliche Zimmer grenzt, abgetrennt durch eine Falttür, ein zweites, kleines Schlafzimmer mit einem kleinen Milchglasfenster. Dort werden Emilian und ich schlafen. Doch zunächst verlassen wir unsere Bleibe wieder und gehen zum Pier um in einem Restaurant, das eher einer Sportsbar ähnelt, noch etwas zu Essen zu bekommen. Den Tipp haben wir von Trip Advisor. Das Essen, vor allem der Fisch, ist auch tatsächlich spitze! Durch die Fensterfront haben wir Blick auf das Meer, die Bucht und die untergehende Sonne. Ein paar einsame Surfer schaukeln in der hereinbrechenden Nacht auf den sanften Wellen. Eigentlich total romantisch, wenn nicht im Hintergrund auf mehreren Bildschirmen ein Baseball Spiel laufen würde und die Kinder mittlerweile ziemlich k.o. wären. Also wird das Essen wie immer kurz gehalten und wir sind bald schon wieder auf dem Rückweg zum Motel, das glücklicherweise unweit des Strandes und des Piers liegt.


Ein Markenzeichen von Santa Cruz: Der Vergnügungspark am Strand

Am nächsten Morgen spazieren wir in den Teil der Stadt mit der Hippie Vergangenheit. Wieder einem Trip Advisor Tipp folgend steuern wir eine Frühstückslocation an, bei der es Pancakes und eben typisch amerikanisches Frühstück geben soll. Leider sehen wir schon von weitem die vielen jungen, hippen Leutchen, die locker um das Frühstückslokal herumstehen und offensichtlich warten. Eine der Bedienungen nimmt unsere Namen auf und sagt uns, dass wir in ca. 20 Minuten wiederkommen sollen. Wir schlendern also wieder zurück zur Einkaufsstraße. Da kommen wir an einem gemütlich aussehenden Café vorbei und entschließen uns kurzerhand einfach hier zu bleiben und hier zu essen. Das Essen ist mindestens genauso gut wie in dem In-Restaurant und wir können an einem schönen Fleckchen draußen sitzen.

Frühstücksaussicht bei LuLuCarpenter’s

 

Nach unserem ausgiebigen und ziemlich reichhaltigen Frühstück spazieren wir wieder zurück zum Stadtstrand und spazieren noch ein Stück bis zum ganzjährigen Vergnügungspark, der ebenfalls direkt am Strand ist.

Am Strand von Santa Cruz

 

Der Vergnügungspark

Nachdem wir uns auch hier satt gesehen haben, machen wir uns nun endlich auf den Weg zu unserem finalen Ziel dieser Reise. Über den Highway 1 fahren wir die letzten 1 1/2 Stunden nach San Francisco.

Highway 1 auf dem Weg nach San-Fran-cisco…

Erste Eindrücke von San Francisco

Mit großen Augen saugen wir die ersten Eindrücke dieser legendären Stadt auf. Da wir erst ab 16 Uhr unsere Air BnB Wohnung übernehmen können und wir noch früh dran sind, machen wir einen Abstecher in den Golden Gate Park, der sich über eine Länge von gut 4 km von der Westküste der Stadt ins Zentrum erstreckt. Wir finden gleich an einem Eingang des Parks einen Parkplatz an der Straße und steigen wenig später eine große Treppe hinab in den Park.

Golden Gate Park

Der Park ist beeindruckend groß und auf den ersten Blick wunderschön. Wir verbringen eine entspannte Mittagspause auf einem super ausgestatteten Spielplatz am östlichen Ende des Parks.

 

 

 

 

Nach dem Getummel auf dem Spielplatz, setzen wir uns wieder ins Auto und steuern unser Appartement an, dass unterhalb der Twin Peaks liegt. Dort erreichen wir nach einem kurzen Anruf auch unsere Gastgeberin, deren Ehemann uns öffnet und das Appartement zeigt. Es ist sauber und genauso wie in der Beschreibung und es erlaubt einen ersten Blick auf die Skyline der Stadt!

Unser Gastgeber gibt uns einige Tipps, wo wir heute Abend und morgen früh essen gehen können. Dann brechen wir auch schon auf zum Abendessen.

Aussicht auf Downtown auf dem Weg ins Cole Valley

Der Weg ins Cole Valley, wo wir heute zu Abend essen wollen, geht erstmal nur bergab. Wir haben den Buggy für Juna dabei, die sich natürlich auch schieben lässt. Den Gedanken an den Rückweg stellen wir erstmal hinten an…

Cole Valley

 

Wir sind sofort begeistert von den schönen Fassaden und schnuckeligen Häuschen. Unser Gastgeber hat uns allerdings auch einen kleinen Einblick in den Immobilienmarkt dieses beliebten Mittelstandsviertels gegeben. Er habe sich gerade mit seiner Frau ein Haus im Cole Valley gekauft und dafür ca. 1 Mio US$ hingelegt!!

Aber schön ist es hier, das lässt sich nicht bestreiten!

Nach einem leckeren, wenn auch etwas anstrengenden, da mit geschafften Kindern durchgestandenen Abendessen, treten wir den unvermeidbaren Rückweg an. Christian bekommt heute mit Juna im Buggy auf jeden Fall seine Portion Sport.

Blick bei Tank Hill auf Golden Gate Bay

Good Morning San Fran!

Wir folgen dem Tipp unseres Gastgebers wieder ins Cole Valley in eine angesagte Frühstückslocation. Dort finden wir auch einen Platz auf der Terrasse im Hinterhof und bestellen ein leckeres Frühstück.

Hier ist für alle ein Leckerbisschen dabei :)

 

Nach dem Frühstück geht unsere Stadterkundung zu Fuß und mit Buggy los. Wir starten im Cole Valley, wo wir gefrühstückt haben. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis in den legendären Haight-Ashbury District.

 

Die Haight-Street, ein touristisches Highlight und DIE Straße der Hippiebewegung, erinnert an eine Mischung aus Reeperbahn und Tibet-Shop. Überall gibt es gebatikte Klamotten, nebst barbusiger Schaufensterpuppen in Ethno-Schick. So liberal und freizügig zeigt sich die USA selten.

Auch unser kleines Blumenmädchen findet hier einen Liebhaber

Hier ist alles World Famous

Haight Street Ecke Masonic Avenue

Am Buena Vista Park, der direkt an der Haight-Street liegt, möchte ich mich mit Emilchen in den Schatten setzen und stillen. Als ich allerdings den Hügel erklimme, erblicke ich allen möglichen Müll, Hundehaufen und Utensilien im platt getretenen Gras, so dass ich schnell den Rückzug antrete und auf die nächste schattige Gelegenheit hoffe. Außerdem erblicken wir die ersten Drogenopfer, die mit heruntergelassenen Hosen völlig weggetreten auf eben dieser „Wiese“ liegen. Später im Appartement lese ich einen Artikel über das Drogenproblem, das San Francisco hat.

Die Architektur ist auch auf Haight-Street immer wieder ein Foto wert…

…und ist immer wieder beeindruckend

 

Wir biegen ab auf die Division Street auf dem Weg zum Alamo Square Park. Vielleicht ergibt sich dort ein Plätzchen zum Stillen.

 

Nach dem steilen Anstieg in den Park – in San Francisco geht es so gut wie nie einfach nur geradeaus, sondern entweder hoch oder runter – finden wir im Alamo Square Park saftig grüne Wiesen und freuen uns auf eine Verschnaufpause im Schatten. Immerhin sind wir seit wir heute Morgen unser Appartement verlassen haben, bereits 3 bis 4 km in der Mittagshitze gelaufen. Zu meinem Erschrecken ist aber auch der verlockend grüne Rasen nicht sauber. Überall flitzen Hunde herum und hinterlassen hier und da auch mal einen Haufen. Trotzdem breiten wir unsere Decke an einem, oberflächlich betrachtet, sauberen Fleckchen aus und Emilian kann ein bisschen Flüssigkeit tanken. Außerdem gibt es hier oben wieder schöne Aussichten auf die Stadt.

 

Nach dem Päuschen besuche ich die öffentliche Toilette des Parks, dann kommen wir an den Painted Ladies vorbei, der Kulisse der Sitcom „Full House“. Auf der Wiese vor der berühmten viktorianischen Häuserzeile sitzen eine Menge Leute, die alle ihre Tourifotos machen.

Painted Ladies

Unsere Stadterkundung geht weiter in Richtung Castro Street. Wir stoßen auf Market Street, die sich diagonal durch die Stadt zieht, folgen ihr und landen dann auf The Castro. Auf dem Weg dorthin, verändert sich das Stadtbild wieder. Es wird bunten, die Männer irgendwie… fröhlicher! Ja, das Castro-Viertel ist das Zentrum der bunten (LGBT-) Szene. Im Castro Theater, dem historischen Kino des Viertels, hat es offensichtlich eine Sing-along Veranstaltung zum Film „Vaiana“ gegeben. Gerade verlässt eine ganze Traube Kinder mit Hawaiiketten und Blumenkronen zusammen mit ihren Eltern das Kino. Hier fühlt man sich ein bisschen wie am Christopher Street Day in Köln. Viele fröhliche Gesichter, ein paar Latexoutfits und Männer in Ledergeschirren, alle jut druff. Eine lockere, entspannte und irgendwie energiegeladene Atmosphäre.

The Castro

 

 

 

Nach dem Castro Viertel geht es noch ein Stück weiter südlich ins Noe Valley. Hier machen wir wieder eine Rast bei einem Frozen Yoghurt Café.

 

 

Wir finden, San Francisco ist ein bisschen wir eine Mischung aus Wuppertal und Köln, plus Sonne natürlich :)

Rückblick auf The Castro

Abstieg ins Noe Valley

Noe Valley

Um zurück zu den Twin Peaks zu kommen, überqueren wir den Kite Hill. Vorher habe ich noch mal die Möglichkeit, Emilian in einer kleinen Gemeinschaftsgartenanlage (Corwin Community Garden) zu stillen.

Stillen mit Aussicht

Und ein bisschen Ruhe in der Großstadt

Blick vom Kite Hill Open Space auf Downtown

Von wegen Musterstadt: K. Mustermann lebt in San Francisco!

Da es schon recht spät ist, entscheiden wir nicht zurück zum Appartement zu gehen, sondern direkt weiter ins Cole Valley um dort gleich zu Abend zu essen. Wir haben ganz schön Kilometer gemacht heute, gute 10 km werden es schon gewesen sein und dabei ist es viel rauf und runter gegangen und dementsprechend schwer sind die Beine. Nachdem ich mir mein wohlverdientes Souvenir auf einem kleinen Künstlermarkt auf der Cole Street gekauft habe, gibt es ebenso wohlverdiente Hamburger mit Pommes im Burger Meister.

 

Stärkung im Burger Meister nach einem anstrengenden aber schönen Tag

Dann heißt es noch mal letzte Reserven aktivieren und Aufstieg zu den Twin Peaks wagen.

Der Sutro Tower: ebenfalls ein Wahrzeichen der Stadt und gleich oberhalb unseres Appartements

Am nächsten Morgen wollen wir San Francisco von einer anderen Seite sehen. Christian hat es tatsächlich  geschafft uns Karten für eine Bootstour auf die Alcatraz Insel zu ergattern. Heute machen wir also das Touriprogramm und fahren dazu bereits vor dem Frühstück an den Hafen mit seinen diversen Piers. Hier einen Parkplatz zu ergattern ist schier unmöglich. Nach einigen Runden um den Block müssen wir einsehen, dass wir uns das Parken etwas kosten lassen müssen. Auf dem Parkplatz direkt gegenüber vom Anleger unserer Fähre zahlen wir für den ganzen Tag Parken saftige 37 US$. Autsch! Aber da ist echt nichts zu machen und so beißen wir auf nüchternen Magen in diesen äußerst sauren Apfel.

Jetzt erstmal frühstücken.

Erster Blick auf die berühmt-berüchtigte Ex-Gefängnisinsel

Die Uferpromenade ist touristisch aber streckenweise auch ganz schön

Erst müssen wir ein bisschen Zeit tot schlagen. Nachdem wir am Ableger unsere reservierten Tickets abgeholt haben, schlendern wir die Uferpromenade entlang und ziehen uns das touristische Treiben rein. Aber irgendwie macht das nur halbwegs Spaß. In einem Souvenir-Shop findet auch Christian sein Andenken, dann spazieren wir langsam zurück zum Ableger. Hier dürfen wir uns bald in die lange Schlange der wartenden Fährgäste stellen. Es ist schon beeindruckend wie viele Menschen hier tagtäglich durchgeschleust werden. Es legt eine vollgepackte Fähre nach der nächsten ab. In langen Reihen werden wir auf unser Boot befördert. Dann geht die Fahrt auch schon los.

Blick auf die Oakland Bay Bridge

Alcatraz kommt näher

Im Hintergrund die Golden Gate Bridge

Downtown

Juna ist eigentlich bereits den ganzen Tag wie hypnotisiert von ihrem Hörspiel. Sie hört die Eiskönigin und ist seit Stunden wie gefesselt und nicht ansprechbar. Für die Fährfahrt und die tolle Aussicht auf die Insel und die Stadt hat sie daher auch nichts übrig. Emilian ist auch nicht besonders glücklich über den brausenden Fahrtwind. Trotzdem riskiere ich das ein oder andere Foto auf dem windigen Deck.

 

Auf der Insel angekommen, werden wir von einer rüstigen Dame begrüßt, die uns eine kleine Einführung zum gewöhnlichen Prozedere gibt. Alle zum Haupthaus, Audio Guide klar machen und Audio Führung durch’s Gefängnis machen. Also wandern wir wie alle die Serpentinen zum Gefängnis hinauf und stellen uns für die Audio Guides an. Im Innern des Gefängnis und mit Audio Guides ausgestattet, muss ich erstmal stillen. Zwischen geschichtsträchtigen Gitterstäben ein recht ungewöhnlicher Ort für eine Milchmahlzeit.

Und dann machen wir, jeder für sich, so wie alle, unsere Audio Tour.

Standardzelle

Der Blick vom Gefängnisaußengelände: Die Freiheit ist zum Greifen nah!

 

Die Tour dauert etwa 1 1/2 Stunden und ist recht informativ und gut gemacht. Als wir damit durch sind, gehen wir wieder zurück zum Fähranleger. Wir stehen bereits in der Schlange für die kommende Fähre, da fährt Juna plötzlich aus ihrer Ruheposition im Buggy auf: „Ich muss Pipi!“, Christian schnappt sie sich und sprintet mit ihr zum nächsten Klohäuschen, das zum Glück nicht weit entfernt ist. Und so kommen beide trockenen Fußes wieder zurück als sich die Schlange bereits in Bewegung setzt.

Rückfahrt mit Blick auf die Golden Gate Bridge, da wollen wir als nächstes hin!

 

Ein weiteres Highlight für mich ist die Fahrt über die Golden Gate Bridge. Also holen wir unser Auto vom überteuerten Parkplatz ab und steuern auf das Wahrzeichen der Stadt zu.

Und dann kommt sie endlich in Sicht:

 

Es fühlt sich schon besonders an, über diese riesige und unglaublich lange Brücke zu fahren. Im Internet lese ich später, dass sie knappe 2 km lang ist und die zwei Pfeiler über 200 m hoch aus dem Wasser ragen.

Auf der anderen Seite angekommen, verlassen wir den Highway und fahren Richtung Westen die Aussichtspunkte ab. Dort müssen wir zwar ein paar Mal auf einen Parkplatz warten aber am Ende lohnt es sich immer. Für mich erfüllt sich ein weiterer langgehegter Traum.

 

Happy Family

 

 

 

Ich kann gar nicht genug bekommen von diesem Bauwerk und dem Anblick. Doch der Abend schreitet voran und wir müssen uns noch um unser Abendessen kümmern. Wir haben einen Fischimbiss diesseits der Brücke in Sausalito empfohlen bekommen und den steuern wir jetzt an.

 

Die Kinder sind zwar beide schon deutlich „drüber“, die Fish n Chips schmecken aber trotzdem gut und die Austern sind eine Premiere für Christian und mich.

Das erste Mal Austern

Als es schon dunkel wird, brechen wir zum Heimweg auf. Zurück im Appartement machen wir dann eine Entdeckung, die uns allen das Herz in die Hose rutschen lässt: Das Mehmeh – Juna heiß geliebtes Schmuseschaf – ist verschwunden! Und es taucht auch nicht wieder auf. Weder im Auto, noch im Buggy, in diversen Taschen, das Mehmeh bleibt verschwunden. Wir sind alle entsetzt, traurig und wütend, denn das Mehmeh wäre um ein Haar gar nicht mitgekommen heute. Wir hatten es eigentlich heute Morgen im Appartement vergessen, sind dann aber extra auf halber Strecke zum Hafen noch mal umgekehrt um es zu holen und jetzt haben wir den Salat. Wo wir es verloren haben, können wir nur befürchten. War es auf einer der vielen Fähren, die zwischen Pier 33 und der Gefängnisinsel hin und her pendeln oder auf Alcatraz selbst? Mehmeh allein auf Alcatraz?? Was für eine schreckliche Vorstellung! Aber jetzt mal im Ernst, ohne dieses Schaf geht in Junas (und damit auch in unserem) Leben gar nichts. Wie sollen wir MORGEN den Flug zurück nach Deutschland überstehen?? Sollte das Mehmeh tatsächlich auf einer Fähre, auf der Insel oder einem der Aussichtspunkte zurück geblieben sein, gibt es keine Rettung. Die einzige für uns glückliche Möglichkeit wäre, wenn das Schaf es bis in den Fischimbiss geschafft hätte. Mittlerweile ist es 20:15, der Imbiss schließt offiziell um 20:30. Zum Glück haben wir unsere Hadykarte! Christian greift zum Telefon: „Hello? We are looking for a sheep…“ – „Ahh, the bunny!“, höre ich die Person am anderen Ende der Leitung sagen. „Yes!!“, was für eine Erleichterung, Mehmeh ist im Imbiss! Christian setzt sich sofort ins Auto und darf noch mal zurück fahren, durch die Stadt und über die nächtliche Golden Gate Bridge. Juna hat sich derweilen von ihrem Affektkrampf erholt und wirkt völlig aufgekratzt und enthusiastisch. Da klingelt mein Handy und wir erhalten einen WhatsApp Call von Mehmeh. Juna ist im 7. Himmel und so kann sie auch ohne ihr Schaf selig in den Schlaf der Erschöpfung fallen.

Happy End!!

Unser letzter Morgen. Heute geht es zurück nach Hause. Gepackt haben wir gestern Abend noch, nach all der Mehmeh Aufregung. Das war echt der emotionale Klimax dieser Reise. Jetzt können, müssen wir Abschied nehmen von zwei Monaten Reisen, Freiheit, intensiver Familienzeit, viel frischer Luft und vor allem Sonne. Aber natürlich freuen wir uns auch auf unsere gemütliche Wohnung, unsere Betten und unsere Familien und Freunde.

 

Nicht zu sparsam Christian: Rescue Drops können ja nicht schaden

Auf Wiedersehen Aussicht!

Pommes zum Frühstück, mmmh!

Das Gefühl ist dann schon ein bisschen mulmig als wir voll gepackt im Auto sitzen und unseren Weg zum Flughafen antreten. Ein letztes Mal fahren wir durch die Straßen San Franciscos und wie passend dafür läuft im Radio „Hotel California“ von den Eagles. Definitiv mein neuer Fernweh-Soundtrack! Bevor wir das Auto abgeben können, müssen wir es noch voll tanken. Erst fahren wir an der Ausfahrt vorbei, dann landen wir an einer Costco Tankstelle (nur für Costco-Mitglieder). Doch dann kommen wir doch noch zu unserem Gasoline. Jetzt können wir unser Mietauto also wieder abgeben. Da das Abholen so ein umständliches Prozedere war, sind wir auf alles gefasst. Doch dann ist es denkbar unkompliziert. Wir folgen den Schildern in die für uns zutreffende Fahrbahn, ein Mann winkt uns heran, kritzelt irgendwelche Notizen auf Christians Fensterscheibe, dann dürfen wir auch schon auspacken und sind wenige Minuten später im Flughafengebäude. Ob irgendwo ein Kratzer oder eine Delle ist, interessiert ihn scheinbar nicht. Viel zu früh sind wir wieder am Flughafen, aber mit zwei Kindern dabei und einem Langstreckenflug vor uns fühlt sich das ziemlich gut an. Wir geben unser Gepäck und den Maxi Cosi ab, dann lassen wir uns zu einem Frühstück nieder. Später an unserem Gate haben wir noch jede Menge Zeit. Christian macht mit Emilchen in der Trage einen Spaziergang. Ich lasse mich von Juna frisieren. Irgendwann ist es dann so weit und wir dürfen unseren Flieger boarden. Diesmal haben wir sogar drei Sitzplätze nebeneinander! Der Flug wird wieder lang (10 Stunden) aber zum Glück unspektakulär. Wie immer stellen wir gleich nach Betreten des Flugzeugs unsere Uhren auf die aktuelle Zeit am Zielort, also in Amsterdam. So ist es dann plötzlich schon spät abends. Manche der Fluggäste folgen anscheinend auch dem Tipp sich so schnell wie möglich der neuen Zeitzone anzupassen. Sie bestellen sich kurz nach dem Start weitsichtig einen Drink (Wodka, Whiskey o.ä.), setzen sich die Schlafbrille auf und pennen den Rest des Fluges. Wirklich clever. Leider keine Option für uns, wer hätte das Gedacht, denn unsere Kinder trinken noch keinen Alkohol. Also zieht sich Juna zwei Mal hintereinander den Tigger Film rein (schrecklich! aber harmlos…) und ich versuche Emilian mit Dauerstillen zum Schlafen zu animieren. Juna schläft dann auch irgendwann zum Ende des Fluges ein und auch Emilian „schafft“ insgesamt vielleicht drei Stunden Schlaf. Dank des super saugfähigen Kerns des Markführers bei den Windeln, die wir zu Beginn unseres Campingtrips in Edmonton im Walmart gekauft haben, brauchen wir während des kompletten Flugs auch nur ein Mal die Windel zu wechseln. Wir haben nämlich nur noch drei Windeln übrig. Aber wir haben uns eine sparsame Wickelmentalität während der Reise angewöhnt, solange keine unerwarteten Zwischenfälle auftreten, sollte das hinhauen.

In Amsterdam angekommen geht dann das Zittern um unseren Zug nach Enschede los. Leider dauert die Gepäckausgabe Ewigkeiten, so dass wir den Zug, der leider nur einmal stündlich fährt, bereits abgeschrieben haben. Dann ist das Gepäck doch plötzlich da und wir hechten zum Bahnsteig. Leider landen wir am falschen Gleis und sehen einen Bahnsteig weiter den Zug stehen. Also so schnell wieder möglich Bahnsteig wechseln. Doch jetzt macht uns der Aufzug einen Strich durch die Rechnung. Mit einer Langsamkeit, die fast schon lähmend ist, fährt er erst gaaaaanz gemächlich hoch und am Bahnsteig, wo noch immer der Zug steht, gaaaaaaaaaanz gemächlich wieder runter. Ich glaube diesen Moment kennt jeder, wenn sich die Aufzugtüren einfach nicht öffnen wollen und in dem Moment wo sie es tun, der Zug dann anfährt. Ich bin ziemlich fertig mit den Nerven. Jetzt müssen wir also eine Stunde am Flughafen rumhängen. Achso, das sollte ich vielleicht dazu sagen: Ich bin die einzige, die auf dem Flug überhaupt nicht geschlafen hat…

Also erstmal zu Starbucks und Kaffee und Sandwiches organisieren. So eine Stunde ist ja auch eigentlich schnell verbracht. Dann steuern wir frühzeitig den richtigen Bahnsteig an und sitzen pünktlich im Zug nach Enschede. Nur Juna hat Panik, dass der Zug wieder ohne uns fahren können, die Arme ist für die nächste Zeit traumatisierte von meiner Reaktion, nachdem uns der Zug vor der Nase weggefahren ist.

Die Fahrt nach Enschede fühlt sich in meinem Zustand gar nicht schlimm an. Emilian hat sich zum Glück endlich entschlossen in der Trage zu schlafen und ich döse auch ein bisschen vor mich hin. In Enschede angekommen, müssen wir natürlich wieder eine halbe Stunde auf den Zug nach Münster warten. Wir sind überrascht vom schönen Wetter. Es ist angenehm mild und wir sehen sogar blauen Himmel.

Auf der Fahrt nach Münster fallen mir dann immer wieder die Augen zu. Bald haben wir es geschafft. Dann sind wir in Münster am Bahnhof, dann im Bus, dann auf dem Weg zu unserer Wohnung und dann ENDLICH, nach ca. 22 Stunden unterwegs, Zuhause. Und Junas erste Handlung – natürlich – ihr Elsa-Kleid anziehen :)

Wieder Zuhause

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